Stillsitzen? Nee, lieber mal schnell auf’s Klo

Wenn ganze Schulklassen ins Kino gehen, dann wird es im Saal schon mal unruhig. Es ist sehr interessant und bestürzend zugleich, Kinder dabei zu beobachten, wie sie mal 95 Minuten lang stillsitzen müssen. Erschreckend vielen gelingt das nicht.

Im Kinosaal in Hennigsdorf liegt eine permanente Unruhe. Vielleicht liegt das auch daran, dass der Film relativ leise läuft – irgendwas stimmt da mit den Lautsprechern nicht. Andererseits: Die Sache mit der Konzentration über eine längere Zeit ist kritisch.
Vor dem Fernseher muss man sich heute nicht mehr konzentrieren. Da kommt bei den Privaten alle 20 Minuten Werbung, und man kann sich anderen Dingen zuwenden. Eine DVD lässt sich immer und immer wieder stoppen.

Die ersten Mädchen stehen schon nach 15 Minuten auf, laufen durch die Sitzreihe – natürlich nicht ganz still. Nein, alle sollen mitkriegen, dass sie jetzt mal aufs Klöchen müssen. Eine von denen stolpert über meinen Fuß. Ich finde nicht, dass mir das leidtun muss, so, wie die da durchgelaufen ist, hat sie nicht auf die Erde geguckt.
Die Mädchen kommen zurück, da steht schon ein Junge auf. Er zeigt das Victory-Zeichen. Warum, weiß nur er. Vielleicht ist das das Hennigsdorfer Geheimsignal für: „Ich bin zu hibbelig, um länger stillzusitzen, deshalb gehe ich jetzt auch mal aufs Klo.“ Sein Klogang ist eine Show, die ebenfalls jeder mitkriegen muss.

So zieht sich das durch die komplette Vorstellung. Die, die nicht rausmüssen, unterhalten sich über besonders spannende oder unspannende Szenen. Ein Mädchen teilt allen mit, dass sie ja gerade nichts verstehe, weil eine Frau einen (nicht untertitelten) russischen Satz spricht. Hätte sie zugehört (und nachgedacht) hätte sie trotzdem alles verstanden.

20 Minuten vor Schluss reichte es auch einem der Lehrer: Er stellte sich vor die Tür und rief in den Saal, dass jeder, der nun raus will, nicht mehr reinkommt. Leider haben das einige der Mädels wegen ihrer extrem hohen Filmaufmerksamkeit nicht mitbekommen. So rennen einige zur Tür, um dann wieder zurückgewiesen zu werden. „Und wenn ihr in die Hose macht, das ist mir egal!“, so der Türsteher.

Gut die Hälfte der Schüler hat den Film aufmerksam verfolgt. Immerhin. Aber die andere Hälfte hat diese Vorstellung leider mehr geprägt. So ist das an der Stelle immer: Die unfähigen drücken der Sache den Stempel auf.
Bestimmt fanden die den Film auch blöd. Wunden würde es mich nicht.


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