Usedom: Die Neuentdeckung

Fast wären wir auf dem Peenestrom irgendwo zwischen Usedom und dem Festland liegengeblieben. Aber nur fast.

Ich bin Rügen-Fan, und ganz sicher ist das nichts Neues. Das letzte Mal, dass ich auf der Insel Usedom war, ist sage und schreibe zehn Jahre her. Damals war ich gerade mal eine Nacht auf Insel. Davor war ich nur ein weiteres Mal auf Usedom – einige Stunden nur.

Insofern habe ich Usedom heute eigentlich erst wirklich entdeckt. Und, ja, Usedom ist nicht hässlich. Ich werde der Insel nach meinem Kurztrip wohl noch eine Chance geben.
In Ahlbeck lernten wir Brigitte Will kennen. Sie ist ein Usedomer Original. Ihre Pferdekutsche ist in den Kaiserbädern bekannt. Von ihr – sowie von Vox und Vagabund ließen wir uns durch Ahlbeck und die Umgebung fahren. Dass die beiden hin und wieder furzen mussten – nun ja, es sei ihnen verziehen.

Entlang der Strandpromenade mit den herrlichen Bauten und der Ostsee auf der anderen Seite. Weiter durch die engen Straßen von Ahlbeck und Heringsdorf – Hotels, Villen, wenige verfallene Häuser und noch mehr Villen. Weiter durch den Wald, vorbei an der Strandkorbmanufaktur, die einst den riesigen Strandkorb für den G-8-Gipfel baute.
Muss sie die B111 queren, fädelt sie sich mit der Kutsche schon mal in den laufenden Verkehr ein. „Mache ich das nicht, warten wir, bis wir schwarz sind“, sagt die Kutscherin. Nicht jeder Autofahrer findet das lustig, aber Frau Will winkt nur ab und lacht.

Wer jetzt sagt: Ach, haben sich die Fuzzis schon umhergondeln lassen – der liegt falsch. Danach begann unsere Radtour.
Ich bin schon ein paar Jahre nicht mehr Rad gefahren – aber so kann man die Kaiserbäder und das Hinterland von Usedom wahrscheinlich am besten kennenlernen. Entlang des Strandes von Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin führt eine lange Radfahrstrecke. Das ist die Gelegenheit, die Gegend noch mal richtig zu erkunden. Dazu noch ein leckeres Fischbrötchen und ein Zwischenstopp am Ostseestand – herrlich!
Die Usedom-Räder kann man sich leihen und muss sie nicht mal dorthin zurückbringen, wo man sie geholt hat. Ein System ähnlich der Bahnräder in Berlin.
Allerdings sollte man auf die Reifen aufpassen. Gerade haben wir eine groooße Steigung bei Alt Sellenthin hinter uns gelassen, machen völlig fertig ein kleines Päuschen als plötzlich „Peng!“ macht. Ein Reifenplatzer bei einer Kollegin. Ein richtig lauter Knall. Schlauch und Decke waren im Eimer, Ersatz musste her.

In Benz entdeckten wir eine kleine Kirche mit interessanten Deckenvertäfelungen. Auf jedem Teil war ein sternähnliches Motiv zu sehen, aber nur zwei gleichen sich. Welche das sind, das weiß wohl nur der Pfarrer.
Nicht weit von der Kirche entfernt steht eine Mühle. Das highlight ist aber der leckere Kuchen, der im Backhof daneben angeboten wird. Die Frau, die ihn dort verkauft, backt ihn jeden Morgen selbst. Sie steht dafür schon um halb 5 auf, sagt sie.

Ein echter Geheimtipp ist aber eine Fahrt auf dem Peenestrom. Am Hafen in Rankwitz startet die kulinarische Floßfahrt auf der „Becky“. Die „Becky“ ist eigentlich mehr ein Hausboot. Erstaunlich schnell düst sie aus em Hafen raus auf den Peenestrom. Ein lauen Lüftchen weht, dazu leichter Wellengang.
Drinnen läuft leise Musik, und dann kommt das Essen. Der Knaller, etwas, das man sonst nie isst (also ich zumindest). Ein Gurkensüppchen mit Hummerschwänzchen. Gebratene Jakobsmuschel mit grünen Spargeln, einer Himbeere und irgendwas Zitronigem. Lamm mit Kartoffeln, gekochten Tomaten und Zucchini. Zum Schluss Vanilleeis mit Erdbeer-Rhabarber-Soße. Dazu die Sicht, die Atmosphäre, diverse Weinsorten und Erdbeer-Secco.
Man könnte sagen: Wir ließen es uns gut gehen.
Okay, im Normalfall kosten diese Tour und das Essen nicht sehr wenig Geld, aber das Erlebnis ist es wert. Man kann das alles buchen, kann auch sagen, was man essen und trinken möchte, wann es losgehen soll und wie lange.
Eine Sache für ganz besondere Gelegenheiten.
Und manchmal gibt’s dann auch die Spezialeinlage: wenn plötzlich der Motor abstirbt – mitten auf dem Wasser. Irgendein Ventil war nicht geöffnet – oder so.

Morgen geht’s weiter nach Rügen und die Insel Vilm. Aber nach Usedom – joa, könnte sein, dass ich da mal wieder hinfahre.


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