Im Unruhestand

Porträt: Ende des Monats gibt Wolfgang Gaetke sein Amt als Leiter des Fehrbelliner Ordnungsamtes auf

Die Ehrenabteilung der Feuerwehr und die Volkssolidarität: Der Vorruhestand wird für Wolfgang Gaetke ganz sicher nicht langweilig werden

FEHRBELLIN
Nicht mal mehr drei Wochen, dann muss Wolfgang Gaetke sein Büro räumen. Der Leiter des Fehrbelliner Ordnungsamtes und stellvertretende Bürgermeister geht Ende Februar in den Ruhestand. Was immer das bei ihm heißen mag, denn Ruhe kennt der 63-Jährige eigentlich nicht.

Er blickt auf das 20 Jahre alte Foto, das im Büro hinter ihm hängt. Es zeigt ihn mit dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, aufgenommen in der Bonner Villa Hammerschmidt. „Wir als Gemeinde Manker haben damals eine Auszeichnung im Bundeswettbewerb ,Unser Dorf soll schöner werden’ bekommen“, erzählt er.

In Manker, da hat alles angefangen. Mit 16 trat er der Feuerwehr bei. Der ausgebildete Meister für Pflanzentechnik übernahm im Jahre 1968 von seinem Vater die Jugendfeuerwehr in Manker. „Ich wollte immer was mit Menschen machen“, erzählt er. Sein Vater war Wehrführer. „Und das hat mir imponiert. Das war mein Ding: die Uniform, der Glitzer.“ Gaetke lächelt und sagt: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Schon 1972 gehörte er zur Ortswehrführung, war für den vorbeugenden Brandschutz zuständig. Später wurde Gaetke in die Gemeindevertretung gewählt und wurde am 1. Mai 1978 Bürgermeister von Manker.
„Das war eine völlig andere Zeit damals“, sagt Gaetke. „Als Bürgermeister hat man damals alles gemacht, sich um jede Kleinigkeit gekümmert.“ Er spricht von der „Schule des Lebens“, wenn er sich an die 80er-Jahre erinnert. „Wir haben die Kläranlage gebaut, die Dorfstraße, Regenentwässerung und Gehwege sowie Wasserleitungen verlegt und vieles mehr“, erzählt er. „Jetzt müssen immer erst Ausschreibungen gemacht werden, damals hieß es: Mach’s selbst.“ Heute fragt er sich, wie das damals alles geschafft werden konnte – und liefert die Antwort gleich mit: „Das war die gute dörfliche Gemeinschaft.“ Etwas, was heute auch wieder langsam spürbar sei. „Ich hätte ja nichts alleine geschaffen, wenn nicht alle hinter mir gestanden hätten“, ergänzt er.
Die Wende sei vor allem ein Einschnitt für die Landwirtschaft gewesen. Manker schloss sich 1991 einer Verwaltungsgemeinschaft mit den umliegenden Dörfern und Fehrbellin an, daraus entstand das Amt und später die Gemeinde. Wolfgang Gaetke bekam einen Job in der Verwaltung – im Ordnungsamt. „Eine neue Welt“, erinnert er sich. „Ich musste lernen, dass ich nicht überall und bei allem sofort sein kann, dass ich Aufgaben verteilen muss.“
Zunächst kümmerte er sich um die Feuerwehr. „Ich wollte alle Ortswehren unter einen Hut bekommen“, so Gaetke. „Die vier geschaffenen Stützpunkte in Manker, Wustrau, Linum und Fehrbellin haben sich bewährt.“ Zu seinen Aufgaben zählen auch die Ordnung und Sicherheit im Ort sowie die Leitung der Urkundenstelle und des Standesamtes.

All das wird er aufgeben. Kein Wunder, dass auch bei Bürgermeisterin Ute Behnicke Wehmut aufkommt: „Ich habe einen ausgezeichneten Stellvertreter gehabt“, sagt sie. „Ich mag seine unkomplizierte Art.“ Sie habe sich 100-prozentig auf ihn verlassen können.
Im März wird sich Gaetke um seine Hobbys kümmern können: „Ich habe ein Haus, ein Grundstück, einen Garten, mache gern Holzarbeiten.“ Freunde von ihm singen im Möhringchor. „Das finde ich gut, vielleicht mache ich auch was in der Richtung“, sagt er. Natürlich wird er sich weiter um die Feuerwehr kümmern – als Leiter der Alters- und Ehrenabteilung. Er bleibt Vorsitzender der Volkssolidarität, Ortsgruppe Manker. Das klingt eher nach Unruhestand. Und wie sieht’s mit Urlaub aus? Er lacht. „Mal sehen“, sagt er. „Wenn wir eine Woche weg sind, dann drängt’s uns meist schon wieder nach Hause.“ Aber vielleicht ändert sich das ja nun.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Eine Antwort zu „Im Unruhestand“

  1. […] ich neulich das Gespräch mit dem scheidenden Ordnungsamtsleiter von Fehrbellin hatte, drückte er mir eine Videokassette in die Hand – mit dem knapp 20-minütigen Film von […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert