Neulich habe ich einen Bekannten mit einer spontanen Reise in meine Familienvergangenheit beglückt. Und das nachts um 3 Uhr. Er war erstaunt – um es mal so auszudrücken.
Er war zu Gast in Berlin, wohnte in Lichtenberg. Ich fuhr ihn nach Hause, ohne dass wir beide so ganz genau wussten, wie wir mit dem Auto in die bestimmte Straße kommen. Also beschloss ich, zum Bahnhof Lichtenberg zu fahren, in der Hoffnung, dass er von dort aus wusste, wo es lang ging.
Wusste er nicht. Erst später fanden wir sie, in dem wir der Straßenbahn folgten.
Aber ich nutzte die Chance für etwas, was ich schon lange mal machen wollte. Bis vor 20 Jahren besuchte ich sehr oft meine Stiefoma in Lichtenberg. Sie wohnte in der Heinrichstraße, etwa zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Oft bin ich diesen Weg gelaufen.
Wie gesagt, das ist 20 Jahre her, und wir haben den Kontakt zu ihr verloren. Das letzte Lebenszeichen ist von 1998, als ich mein Abitur in der Tasche hatte. Wir wissen nicht mal, ob sie überhaupt noch lebt.
Als wir also auf der Weitlingstraße unterwegs waren, bog ich einfach mal ins Wohnviertel daneben ab und steuerte die Heinrichstraße an.
Seltsam, das, was ich dort sah, deckte sich so gar nicht mit meinen Erinnerungen. Ich habe nur sehr wenige Erinnerungen an die Gegend, nur ganz dunkel kann ich mich an die Wohnung, in der sie lebte, entsinnen.
Ich wollte nun wissen: wohnt sie noch dort?
Ich hielt direkt vor dem Hauseingang. Um 3 Uhr in der Nacht war da natürlich nichts mehr los. Hinter einem Fenster schnarchte ein Mann extrem laut.
Aber der Name meiner Oma war auf keinem Türschild zu entdecken. Irgendwie schade.
Sie lebt nun woanders. Oder ganz woanders.
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