Unerwartetes Nachspiel für Spendenaktion

Gebühren: Organisatoren des Potsdamer Haiti-Benefizkonzertes müssen 280 Euro an die Gema nachzahlen

MAZ Potsdam, 1.7.2010

5000 Euro nahmen Potsdams Schüler für das vom Erdbeben verwüstete Haiti ein. Das Geld ist überwiesen. Nun flattert ihnen wegen der Musik-Urheberrechte noch eine Rechnung ins Haus.

POTSDAM / INNENSTADT
Das Benefizkonzert für die Erdbebenopfer von Haiti, das Ensembles von neun Potsdamer Schulen am 10. Februar auf der Bühne des Nikolaisaals vereinte, hat für die Veranstalter ungeahnte Folgen: Am 1. April schickte die Gema dem Einstein-Gymnasium in der Hegelallee plötzlich eine Rechnung über 272,46 Euro ins Haus. Die Gema ist die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Sie treibt die Gebühren für die Urheberrechte ein, die Konzertveranstalter für die aufgeführte Musik zahlen müssen. Inzwischen liegen dem Einstein-Gymnasium zwei Mahnungen vor, das sind weitere Kosten in Höhe von acht Euro. „Wir haben überhaupt keine Einnahmen mit dem Konzert gehabt“, sagt Schulleiterin Irene Krogmann-Weber im Gespräch mit der MAZ.

Der Schülersprecher des Einstein-Gymnasiums und die beiden Schülersprecherinnen des Humboldt-Gymnasiums hatten nach dem schweren Erdbeben in Haiti die Idee, die Potsdamer Schulen zur Teilnahme an einem gemeinsamen Konzert einzuladen, dessen Einnahmen plus zusätzlicher Spenden an den Verein „Kindernothilfe“ überwiesen werden sollten. Die Aktion wurde ein großer Erfolg: Die Band des Humboldt-Gymnasiums trat beispielsweise auf, die Helmholtz-Bigband, der Chor des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder, das „Tonwerk“ des Einstein-Gymnasiums, dazu weitere Ensembles und Solisten. Am Ende kamen etwa 5000 Euro für die „Kindernothilfe“ zusammen. Das Geld ist komplett übergeben worden, so die Schulleiterin. Die 280 Euro, die die Gema nun haben will, müssten wieder extra aufgetrieben werden. „Das war doch gar keine öffentliche Veranstaltung“, sagt Irene Krogmann-Weber. „Es waren nur Schüler dabei, Lehrer und einige Vertreter des Schulträgers.“ Insgesamt verfolgten etwa 500 Leute das Konzert. Die Gema erfuhr aus der Presse von der Veranstaltung, wurde aber auch vom Nikolaisaal über das Konzert informiert. Sarah Kesting vom künstlerischen Betriebsbüro im Nikolaisaal bestätigt das. „Wir melden alle bei uns gespielten Stücke der Gema“, sagte sie. „Wir haben allerdings auch vermerkt, dass es sich um ein Benefizkonzert handelte.“ Die Schüler sind jedoch über die anfallenden Gema-Gebühren seitens des Nikolaisaales nicht informiert worden.

Die Gema besteht auf der Zahlung der Rechnung. „Es ist oft so, dass Schüler ein Konzert organisieren, aber nicht daran denken, dass auch Urheberrechte betroffen sind“, sagt die Münchner Gema-Sprecherin Gaby Schilcher. Ihre Kollegen von der Bezirksdirektion in Berlin hätten bereits – wie meistens bei Jugendlichen – auf eine Kostenkontrollrechnung verzichtet und einen Nachlass von 20 Prozent gewährt. „Alles, was außerhalb der eigenen vier Wände stattfindet, ist öffentlich“, so Schilcher. „Auch wenn der Verein eine geschlossene Veranstaltung hat. Läuft dort Musik, müssen Gebühren an die Gema entrichtet werden.“ Dass es sich bei dem Konzert im Nikolaisaal um eine Benefizveranstaltung gehandelt hat, sei unerheblich. „Der Auftritt von Schulchören bedeutet nicht zugleich, dass es sich um Gema-freies Repertoire handelt“, heißt es in dem Schreiben, das dem Einstein-Gymnasium vorliegt. Die Gema-Sprecherin rät allen Veranstaltern, bereits vorher mit der Verwertungsgesellschaft in Kontakt zu treten. „Dann kann vieles schon im Vorfeld geklärt werden“, sagt Schilcher. „Aber es macht keinen Sinn, auf stur zu stellen.“

Bislang weigert sich Schulleiterin Irene Krogmann-Weber, das Geld an die Gema zu zahlen. Sie ist frustriert: „Irgendwann hat man dann auch keine Lust mehr, irgendetwas zu organisieren, wenn dann solche Kosten auf uns zukommen“, sagte sie. Die Gema bleibt jedoch hart. Sie könnte sogar gerichtlich gegen die Veranstalter vorgehen, so Sprecherin Schilcher. „Das kann aber nicht unser Ziel sein“, ergänzt sie.
Nach MAZ-Informationen könnte es im kommenden Jahr eine Neuauflage des großen gemeinsamen Benefizkonzertes geben, zu dem Potsdams Schulen ihre besten Ensembles und Solisten entsenden. Erste Überlegungen der Schüler gibt es bereits.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Unerwartetes Nachspiel für Spendenaktion“

  1. RT

    Nachtrag: Die Verwaltung springt ein und zahlt das Geld.

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