München (15): Musik und Blitze mit Niveau

(14) -> 8.6.2010

Auch in München scheint es eine Ost-West-Grenze zu geben. Während es gestern Nachmittag am Ostbahnhof wie aus Eimern regnete, blieb der Westen trocken. Und wir waren natürlich im Westen.
Ein Kollege behauptete neulich, in München sei überhaupt nichts los, er wüsste gar nicht, was man abends in der Stadt machen könne. Eine Ansicht, die wir überhaupt nicht nachvollziehen können. Allein rund um unser Hotel am Rotkreuzplatz sind diverse Kneipen und ein Biergarten.

Gestern jedoch fuhren wir in die Innenstadt. Bedrohlich schwarze Wolken hingen über der Stadt. Vor dem Eingang eines Kaufhauses spielte eine Band. Für Straßenmusiker unglaublich professionell gaben sie eine Jazzversion von Beethoven. So was hört man selten.
Vom Marienplatz wanderten wir weiter in eine kleine Seitenstraße. Während wir unter einem Sonneschirm unsere Pasta genossen, erlebte wir ein spannendes Schauspiel. Offenbar gibt es in München nächtliche Stadtführungen. Eine mittelalterlich verkleidete Frau erklärte ihren Mitläufern, was es mit der Kirche auf sich hatte, die wir vor uns sahen. Ihre Sprüche waren mitunter so bayerisch, dass wir sie kaum nachvollziehen konnten. Am Ende lief die Gruppe weiter, und die Frau rief, sie müssten nun die Stadtmauern sichern.

Unterdessen zuckten gewaltige Blitze über uns. Es sah zeitweise so aus, als würde jemand nebenan fotografieren. Allerdings blieb alles trocken, die richtig schwarzen Wolken sahen wir südlich von uns. Über uns blieb – wie sollte es an diesem Abend anders sein – alles trocken.
Wir liefen die Kaufingerstraße entlang über den Stachus. Die nächste Band, und wieder standen sie im überdachten Bereich eines Kaufhauses. Und wieder klang das alles sehr professionell. Fast schien es, als hätten wir es mit einem kleinen Musikfestival zu tun, offenbar waren die Gruppen auch angemeldet, denn ihr Equipment war üppig. Und vorm Kaufhof darf sicher auch nicht jeder spielen.
200 Meter weiter dann schon die dritte Gruppe. Es könnten Spanier gewesen sein, und da sie ähnliche Instrumente hatten, wie die beiden Gruppen davor, muss es da einen Zusammenhang gegeben haben. Die Leute jedenfalls fanden es gut, sangen mit, klatschten mit. München mediterran. Und immer wieder die zuckenden Blitze.

Und wenn es auch nachts am Rotkreuzplatz nicht so laut wäre, nicht immer mal wieder eine Straßenbahn oder ein Bus kommt, hätte ich auch den jungen Mann verstanden, der minutenlang hysterisch herumbrüllte. „Lass mich in Ruhe“, war einer der Sätze, die ich dann doch mal verstehen konnte. Er muss zeitweise mitten auf der Kreuzung gestanden haben. Das Wort „Kinderfi…“ fiel gleich mehrmals. Irgendwas muss ihn mächtig aufgeregt haben. Vielleicht war er aber auch einfach nur betrunken.


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