China (7): 175 Meter

Der Ausflug zum Daning-Fluss war unbestritten einer der größten Höhepunkte der China-Reise. Nachdem wir in Wushan angelegt haben, wechselten wir auf einen kleinen Dampfer, um auf dem Fluss in die Schluchten zu fahren.
Kaum fassbar: Bis vor einigen Jahren war der Wasserstand an dieser Stelle wesentlich tiefer. Inzwischen liegt der Wasserstand bei 150 Metern. Diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Da passt der Kölner Dom drunter, meinte Uwe an einer Stelle. Viele Teile der Schlucht sind nur durch die Flutung überhaupt schiffbar geworden. Bis 2009 soll die Region erneut geflutet werden, so dass ein Wasserstand von 175 Metern erreicht wird. Viele der kleinen Häuschen am Ufer werden dann nicht mehr da sein. Große Tafel zeigen den zukünftigen Wasserstand. Die Bewohner werden sich an ein anderes Fleckchen Erde gewöhnen müssen. Die Häuser werden abgetragen, um die Baumaterialien eventuell weiterverwenden zu können. Bäume und Sträucher werden weitgehend gerodet.
Dann: nochmal umsteigen. Diesmal geht es auf einen motorisierten Kahn, wir bekommen alle orange Westen. Wir tuckern durch die idyllische Gegend. Dennoch kennt man in China auch das Thema „Touribespaßung“. An einigen Stellen stehen am Hang mehrere Männer, die etwas singen. An der Höhle steht ein junger Mann und bläst ein folkloristisches Stück.
Wir haben Glück mit dem Wetter. Strahlender Sonnenschein! Das kann eigentlich nur an uns liegen!
Dennoch unvorstellbar: Diese Landschaft wird sich 2008/09 noch einmal radikal verändern. Nichts wird mehr so aussehen wie in diesen Tagen.

Das ist dann auch das Diskussionsthema am Mittagstisch. Ist die Flutung des Gebietes denn nun ein Segen oder ein Fluch? Wieder das gleiche Thema: Durch die Flutungen könnte die Zahl der Überschwemmungen sinken. Plus alle Folgekosten.
Für die Jungen vielleicht auch eine Chance, den Lebensstandard zu erhöhen, für die Alten ein schwieriger Punkt. Denn die Frage ist: Selbst wenn es die alten Leute nicht wollen, selbst wenn sie vielleicht die Vorteile nicht sehen – sollte man sie zu ihrem Glück zwingen?
Der Vergleich war: Ein Rentner kann sich allein kaum noch selbst versorgen. Die Kinder wollen ihn überreden, ins Altersheim zu ziehen. Kann man ihn dazu überreden? Selbst wenn er die eigenen Vorteile nicht sieht? Noch nicht? Schwieriges Thema.
Und es gibt keine einhellige, keine eindeutige Meinung. Uns bleibt nur die Beobachtung, das Einholen von Meinungen, Stimmungen.

Es gibt auf der „Anna“ sogar einen Internetraum. An den fünf PCs gestaltet sich das allerdings machmal ein bisschen schwierig. Die Internetverbindung ist ziemlich wackelig. Aber man kann sich ja auch mal ein gutes Buch mitnehmen…


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Kommentare

2 Antworten zu „China (7): 175 Meter“

  1. Twin Li

    Tolle Eindrücke mitten aus dem Zentrum des Reichs der Mitte, danke!
    Wie gerade bei
    http://www.hamburg-tourismus.de/Presse.89.0.html
    zu lesen ist, reist morgen aus HH „eine hochkarätig besetzte Wirtschaftsdelegation (…) in die bedeutendsten Handelsmetropolen entlang des 6.300 Kilometer langen chinesischen Flusses“ – also praktisch auf deinen Fußstapfen. Hoffentlich lesen die Hamburger deinen Blog.

  2. RT

    Das hoffe ich auch…

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