Ein Abend mit dem Koffersüchtigen

Gerhard Schöne sang in der Orangerie „Die Lieder der Fotografen“


MAZ Oranienburg, 29.8.2005

ORANIENBURG

Glaubt man dem Tourplan von Gerhard Schöne im Internet, war es schon sein dritter Auftritt an diesem Tag, als er Sonnabendabend in der Oranienburger Orangerie spielte. Vor ausverkauftem Haus stellte er „Die Lieder der Fotografen“ vor. So der Titel seines Programms. Am Nachmittag lud Schöne zum Kinderkonzert.
„Es gehen oft große Dinge verloren“, erzählt Gerhard Schöne. „Koffer zum Beispiel.“ Regelmäßig ersteigere er Koffer, die andere abgegeben oder vergessen haben. „Ich bin koffersüchtig“, gesteht der Liedermacher. In einem fand er einen Stapel Fotos. „Die ganze Welt lag vor mir ausgebreitet“, sinniert er. „Schicksale rund um den Globus. Momentaufnahmen aus 80 Jahren Schwarzweiß-Fotografie.“ Da ist zum Beispiel ein stark tätowierter Catcher. Oder ein Greis, der sterben wollte. Schöne hat den Koffer dabei und zeigt dem Publikum auf einer Leinwand all diese Fotos. Und zu jedem hat er ein Lied parat. Sowohl die gezeigten Bilder als auch die Lieder haben in ihrer Schlichtheit eine eindringliche Wirkung beim Oranienburger Publikum gehabt.
„Das hatte alles eine große Aussagekraft“, meint Annegret Mertins aus Oranienburg nach Ende des Programms, mit dem Schöne seit 2003 unterwegs ist. Die Vielseitigkeit und „der ernsthafte Hintergrund“ haben auch Ute und Harry Winkelmann aus Oranienburg beeindruckt.
Schade war, dass Schönes Auftritt diesmal relativ unpersönlich wirkte. Es schien, als spiele er nur eine Rolle. Auf das Oranienburger Publikum an sich ging er nicht ein, von seinem Text schien er nie abzuweichen. Das kennen Schöne-Fans eigentlich anders.


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