Arme Greta! Armseliger Paul!

Paul Ziemiak ist ein erwachsener Mann. So sieht er jedenfalls aus. Greta Thunberg eine 16-jährige Schülerin, die für den Umweltschutz kämpft. Und die sich zum geplanten deutschen Kohleausstieg in 19 (!) Jahren äußert. Dass das ja absurd sei.
Das kann man finden, wie man will.
Paul Ziemiak findet das: doof.
„Oh, man“, schreibt er auf Twitter genervt. „Kein Wort von Arbeitsplätzen, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit. Nur pure Ideologie. Arme Greta.“
Dazu kann man nur sagen: armseliger Paul Ziemiak.

Wenn also eine Jugendliche sich zum Umweltschutz äußert, dann ist das Ideologie? Nichts anderes? Und dann ist das arm?
Ziemiak ziegt ziemlich eindrucksvoll, wie weit weg teilweise die Politik von der Jugend ist. Diese Greta ist ja kein doofes Kind, sie hat sich sehr mit der Thematik befasst und legt den Finger sehr tief in die Wunden.
Das kann man und muss man tun, und wir können doch froh sein, dass die Jugend langsam aufwacht und uns Älteren den Marsch bläst.
Das gefällt uns natürlich nicht, weil wir es ja auch bequem haben. Umweltschutz ist anstrengend, es ist ungemütlich, und ich betreibe viel, viel zu wenig Umweltschutz. Und natürlich hat es Folgen, wenn wir Dinge ändern.

Nicht umsonst gibt es ja Milliarden Euro für den geplanten Kohleausstieg. Wobei ich mich dann schon frage, warum wir dann damit bis 2038 warten. Das könnte dann doch genauso gut schneller gehen. Oder wollen wir in Brandenburg noch weitere Dörfer wegbuddeln?

Aber vor allem als Erwachsener, als Politiker so zu tun, als sei diese Greta einfach nur ein doofes Kind, weil sie eben noch jugendlich ist und eine Krankheit hat (die damit letztlich aber nichts zu tun hat), das erscheint mir ärmlich. Und deshalb widert mich so eine Aussage von Ziemiak auch ziemlich an. Weil da ein Profi so tut, als sei er über alles erhaben. Dieses „Arme Greta“ ist an Arroganz nicht zu übertreffen.
Er könnte sagen: Lass uns treffen, dann können wir unsere Ansichten ausloten. Oder: Bedenke dies oder jenes. Aber sie so abzutun als doofe Göre, geht gar nicht.

Ich finde es gut, dass mehr und mehr Jugendliche aufbegehren. Bemerkenswert ist dabei nämlich nicht, dass es um eine Ideologie oder Partei geht, sondern schlicht um deren Zukunft, um deren Leben. Das kann man ruhig mal ernst nehmen und nicht abtun mit Schulschwänzerei, wie es inzwischen einige Politiker oder Facebook-Besserwisser bemängeln. Wenn sie bei 50 Grad im Jahr 2080 schwitzen, dann nutzt ihnen Bildung auch nichts mehr.
Egal, was bei dieser Greta gerade im Hintergrund passiert und völlug unabhängig davon, wer sich jetzt an sie dranhängt und von ihr profitieren will: Sie selbst, dieses Mädchen betreibt keine Ideologie. Sie will ihre Umwelt schützen. Sie will leben. Sie will gut leben, auch in 60 Jahren noch. Wenn das also Ideologie ist…


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