„Jetzt ist es richtig laut!“

Fred Hoffmann lebt in Neu-Vehlefanz direkt an der Autobahn und muss nun noch mehr Lärm ertragen

MAZ Oberhavel, 10.11.2017

Neu-Vehlefanz.
Mit der Fällung von Bäumen und der Rodung von Büschen an der Autobahn im Bereich Oberkrämer, geraten plötzlich auch Häuser ins Blickfeld, die vorher versteckt hinter dem Grün lagen. „Jetzt ist es richtig laut!“, sagt Fred Hoffmann. Er lebt mit seiner Frau in einem der dortigen Häuser in Neu-Vehlefanz. Die Familie baute ihr Eigenheim 1949, da war an eine Autobahn an dieser Stelle noch nicht zu denken.
Die Bäume und Büsche direkt an der Fahrbahn boten den letzten Lärmschutz. Vor dem Ausbau des nördlichen Berliner Rings auf drei Fahrspuren finden nun aber ein Kahlschlag statt – auch vor dem Grundstück der Hoffmanns. „Jetzt geht es in die zweite Woche“, so Fred Hoffmann, der in Wolfslake eine Autowerkstatt betreibt, am Donnerstag. „Jetzt ist alles kahl.“ Eine Info, dass nun gebaut wird, bekam die Familie nicht. Der Frust ist groß. „Da wird gebaut, ohne die Anlieger zu informieren.“

„Wir haben gefühlt zu 80 Prozent Westwind“, sagt der Neu-Vehlefanzer. Und bei Westwind brüllt die Autobahn so richtig laut. „Speziell nachts bei Vollmond, wenn die Luft richtig klar ist.“ Immer am Morgen zwischen 5.30 und 5.45 Uhr frühstücken die Hoffmanns. Das Küchenfenster geht zur Autobahn raus. „Da hat man das Gefühl, die Laster kommen in unsere Hauseinfahrt rein.“ Denn nicht nur der Lärmschutz fehlt nun, sondern auch die Sichtbarrikade. „Wir sehen jetzt die Scheinwerfer der Lkw, wenn sie ihre Dachflutlichtanlage einschalten.“
Nachts ab etwa 23 Uhr wird es auf der A 10 ein wenig ruhiger. „Wenn der Lkw-Verkehr abflaut und die Verkehrsdichte abnimmt, dann geht es. Aber ab 3.30 Uhr oder 4 Uhr in der Früh, da geht es wieder richtig zur Sache. Da wissen wir dann auch, dass wir bald aufstehen müssen.“ Am Wochenende versuchen Hoffmanns den Lärm auszublenden. Immerhin haben sie im Schlafzimmer in moderne Schallschutzfenster investiert. „Die anderen waren sowieso alt und nicht mehr dicht.“ Die Fenster haben sie selbst bezahlt, obwohl sie der Überzeugung sind, dass der Bund sie hätte mitfinanzieren müssen. „Das war eine Investition in unsere Gesundheit“, so Hoffmann. „Wir müssen nun damit erst mal leben“, sagt er über die aktuelle Lärmsituation. „Hier soll ja dann eine Lärmschutzwand gebaut werden.“ Ob die was bringt, ist aber noch offen. „Die Wolfslaker sind ja auch eher enttäuscht, da hat die Lärmschutzwand auch nichts gebracht“, sagt Fred Hoffmann.
„Wir sind der Autobahn jetzt schutzlos ausgeliefert.“ Hoffmanns warten nun auf neuen Lärmschutz – und darauf, dass sie in Zukunft mehr Infos zu den geplanten Bauarbeiten erhalten.


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