Die Glocken von Nabucco

Ich bin kein Opernfan. Das habe ich am Freitagabend auf dem Schulplatz in Neuruppin festgestellt. Dort ist die Verdi-Oper „Nabucco“ aufgeführt worden. Die war sicherlich auch ganz schön, aber das muss ja nicht jeder so sehen.
Ich persönlich mag ja gute Melodien, die irgendwie ins Ohr gehen. Die gibt es ja bei „Nabucco“ eher selten. Da stehen stattdessen Damen auf der Bühne und kreischen sich die Seele aus dem Leib, mit einer so hohen Stimme, dass die Schwalben vom Himmel zu fallen drohen. Gesungen wird übrigens auf Italienisch, dass man bloß nichts von der Handlung mitkriegt. Die gibt es dann in einem Begleitheft, das man gegen Aufpreis kaufen kann – wo wir ja sonst so wenig Eintritt für die Sause bezahlt haben. Zum Glück gibt es Wikipedia und das mobile Internet.

Die Kulturfans waren übrigens erbost darüber, dass alle 15 Minuten die Neuruppiner Glocke läutete. Ich fand’s lustig zu beobachten, wie sich Leute darüber beömmeln konnten. Dabei war das doch endlich mal ein Wohlklang.
Dass der Schulplatz für so ein Event völlig ungeeignet ist, dafür gibt es einen ganz anderen Grund: Da der Platz rundherum von Passanten begehbar war, drang ständig Stimmengewirr von draußen rein. Das war mitunter lauter als das Geplärre da vorne, auf der Bühne.

Routiniert wurde das Programm runtergesungen, völlig höhepunktsfrei endete das Stück ganz plötzlich. Applaus, Verbeugung, und als Zugabe den Gefangenenchor, den wir zum zweiten Mal hören durften. Immerhin, der ist ganz schön.
Kulturbanause? Ja.


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