ZAPPER VOR ORT: Hinterm Horizont

MI 06.07.2016 | Berlin, Theater am Potsdamer Platz

Es ist gewissermaßen das Fernduell: Udo gegen Udo. Im September 2015 sah ich in Berlin das Udo-Jürgens-Musical, nun folgte Udo Lindenberg. Und das gerade noch rechtzeitig, denn „Hinterm Horizont“ wird demnächst abgesetzt.
Um es vorweg zu nehmen: Udo Jürgens gewinnt meilenweit vor Udo Lindenberg, langweilig ist „Hinterm Horizont“ aber auch nicht.

Die Geschichte dreht sich um eine Journalistin, die das Mädchen aus Ost-Berlin finden will. Die Frau, die einst in der DDR 1983 was mit Udo hatte. Sie findet die Frau, und sie erzählt ihr die ganze Geschichte.
Wir sind also noch mal bei Lindenbergs Auftritt im Palast der Republik dabei, später in Moskau, beim Geturtel der beiden. Wir sehen, wie das Mädchen von der Stasi verhört wird, später folgen Protestdemos, Mauerfall und das Wiedersehen in Hamburg.

Während so ziemlich alle Hits von Udo Jürgens bekannt und beliebt sind, ist das im Fall von Udo Lindenberg nicht ganz so, dennoch sind die Songs toll und passend gut. Nur ist das Musical lange nicht so perfekt und auf den Punkt inszeniert. Es sind Längen drin, die Tonmischung ist so lala, Dialoge während Musiken sind kaum zu verstehen. Die Übergänge von Sprechszenen und Musical wirken manchmal arg plump.
Schlimm ist jedoch: Der Funke springt nicht über. Oder eher: Es gibt für das Publikum zu wenige Möglichkeiten, Funken zu spüren. Die Nummern gehen vorüber, Zeit für Applaus ist kaum, und somit gibt es kaum Applaus. Die Stimmung im Saal ist mau, aber die Inszenierung reißt auch nicht mit, und es gibt Momente, das ist das so unglaublich schade. Die Handlung, die Musik, das ganze Stück hätte so viel mehr Potenzial gehabt.
Das ist zu sehen, wenn es um die Wendezeit geht, wenn dann tolle Emotionen aufkommen, wenn auch das Musical richtig aufdreht und mitreißt.

Vielleicht ist nach den vielen Jahren, die das Stück nun schon läuft, auch die Luft raus. Es sind extrem viele Schulklassen im Saal – Jugendliche, denen man die ganze Sache mit der DDR erst mal erklären muss, für die das alles sehr weit weg ist. Die schauen zwar zu, aber begeistern tut man die damit kaum.
Insofern: Schöner Abend, der ganz große Wurf aber nicht.


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