Peter Richter: 89/90

Die Jahre 1989 und 1990 waren für Bürger der DDR zwei ganz besondere Jahre. 1989 erlebten sie ein Land in Aufruhr. In dem das Leben irgendwie vor sich hinplätscherte. Ein Land, in dem es brodelte, immer mehr brodelte. Mauerfall. Und 1990, ein Land in Anarchie. Ein Land in Auflösung begriffen. Ein Land, das es im Oktober schlicht nicht mehr gab.
Peter Richter erzählt in „89/90“ von Jugendlichen, die ins Wehrlager müssen (das letzte Mal), die im FDJ-Jugendclub seltsame Konzerte erleben. Die im Staatsbürgerkunde-Unterricht erfahren, dass die Fluchtwellle Hetze des Westens ist. Davon, die am Tag nach dem Mauerfall erst mal ihre Mathearbeit erledigen mussten, bevor sie feiern konnten. Die 1990 mit der neuen Lage klarkommen mussten, konnten, wollten.

Die beiden Jahre, die dem Buch den Titel geben, sind ohne Frage die spannendsten in der deutschen Geschichte. Peter Richter schildert diese Zeit anhand von jungen Leuten in Dresden. Die Unsicherheiten. Die Demos. Der Untergang des Sozialismus.
Das ist an vielen Stellen durchaus interessant, viele Anekdoten sind sogar recht lustig, amüsant. Viel zu oft aber auch seltsam langatmig. Seltsam ist auch, dass Richter seinen Protagonisten keine Namen gibt, sondern sie nur mit Buchstaben abkürzt. Das macht es leider unnötig schwierig, dem Geschehen zu folgen, etwas Nähe zu diesen Leuten aufzubauen. Vielleicht soll es wie ein Tatsachenbericht gelten, verfehlt in dem Fall aber seine Wirkung.

Peter Richter: 89/90
Luchterhand, 413 Seiten
6/10


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