Freundschaft, Krankheit, Tod

Freundschaften sind ein hohes Gut. Sie entstehen, man muss sie pflegen, manchmal reißen sie irgendwann ab, einige halten ewig, hin und wieder kommt eine Neue.
Wie aber geht man am besten damit um, wenn ein Freund oder eine Freundin krank ist? Schwerkrank, totkrank.
Auf der Beerdigung einer Freundin war das ein recht großes Thema. Es zeigte, der Umgang damit macht große Schwierigkeiten.

Im Allgemeinen fällt es vielen Leuten schwer, überhaupt noch Freundschaften zu pflegen. Zu viel zu tun im Job, zu wenig Freizeit, und die wenige Freizeit will man für sich (und den Partner). Man will ja Freundschaften pflegen, aber irgendwie… Und irgendwann reißt der Faden ab, man hat sich nichts mehr zu sagen.
Noch schwieriger wird es, wenn Krankheit oder gar der Tod ins Spiel kommen.
Wie möchte man den Menschen, den man so mag, in Erinnerung behalten? So lebensfroh, wie man ihn kannte? Oder am Ende so schwer krank, so schwach, wie es die Krankheit mit sich bringt. Und überhaupt: Dann ist da noch die Überwindung, sich diesem Thema überhaupt zu stellen.

Einige Leute haben mir nach der Beerdigung erzählt, dass sie in der dramatischen Phase sich nicht mehr getraut hätten, sich zu melden. Was solle man denn sagen? Die Frage „Wie geht’s dir?“ sei ja schon nicht möglich. Da gibt es oftmals eine gewaltige Hemmschwelle.
Ich habe die auch. Ich habe sehr, sehr lange gebraucht, bis ich die kranke Freundin angerufen habe. Sehr lange habe ich dieses Telefonat vor mich hergeschoben. Angst. Scham. Ratlosigkeit. Und so geht es vielen. Man möchte das Thema Krankheit ungern an sich ranlassen. Es ist eines der Tabuthemen der Gesellschaft.

Man kann niemandem vorschreiben, was in solchen Fällen zu tun ist. Jeder Mensch ist anders, wenn es darum geht, sich bestimmten Themen zu stellen.
Ich aber bin im Nachhinein froh, den Schritt dann doch noch gemacht zu haben und mich dieser Sache zu stellen. So traurig es auch war, am Ende macht es einen stärker.


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