Dessau Dancers

Es ist ein Stück DDR-Geschichte, das vielen gar nicht so präsent ist: Breakdance im Sozialismus. Thomas Gottschalk war es, der in seiner ZDF-Show „Na sowas!“ Mitte der 80er in der DDR einen Trend auslöste. Damals hatte er einen Breakdancer zu Gast. Der Sänger und Moderator Bürger Lars Dietrich erzählte davon, dass auch er einst in Potsdam diesen Trend mitmachte. Als dann auch in der DDR der US-Musikfilm „Beat Street“ anlief, war es um Teile der DDR-Jugend geschehen. Sie begann zu tanzen – auf der Straße. Fanden die SED-Funktionäre nicht so ganz gut.

Davon handelt auch der Film von Jan Martin Scharf. Frank (Gordon Kämmerer) sieht den Breakdancer bei Gottschalk und ist geflasht. Er will auch tanzen. Als dann „Beat Street“ im Kino läuft, bildet er mit seinen Freunden eine Breakdancegruppe. Doch die Polizei verhaftet sie. Tanzen auf der Straße ist verboten. Aber die SED-Oberen kommen dem Hype nicht bei, also versuchen sie eine neue Strategie: Frank und seine Freunde dürfen ganz offiziell üben und auftreten, sie werden die „Dessau Dancers“. Die freuen sich, aber kommen auch bald in eine Zwickmühle. Staatstreue oder echten Breakdance?

„Dessau Dancers“ behandelt ein Stück spannende DDR-Geschichte, und es hätte ein richtig toller Film werden können. Allerdings nutzt er viele Chancen nicht. Teilweise vermutlich aus Budgetgründen.
Der Film punktet vor allem mit der Musik und den durchaus guten Tänzern, an sich ist auch die Geschichte nicht unspannend.
Schade ist es, dass es sich der Film ziemlich einfach macht, wenn er die SED-Leute zeigt. Sie wirken wie Parodien, alles wirkt lustig. Dabei meinten die ihnen Wahnsinn durchaus ernst, und diese Ernsthaftigkeit hätte dem Film auch eine interessante und relevant machende Note gegeben. Ziemlich peinlich wirken die Szenen, wo die Gruppe im „Kessel buntes“ auftritt – die im Film aber in irgendeiner Minilocation mit Minibühne stattfindet. So posemuckelig-provinziell war das dann doch nicht.
Sehenswert sind die „Dessau Dancers“ aber dennoch – für Leute, die sich für Zeitgeist interessieren und natürlich für die damalige Musik.

Dessau Dancers
D 2014, Regie: Jan Martin Scharf
Senator, 90 Minuten, ab 0
7/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert