Jack

Die Mama liebt Jack, ihren Sohn. Ja, wirklich. Und den jüngeren Manuel auch. Ab und zu muss sie mal weg. Auch mal länger, und wo sie dann ist, weiß dann auch keiner so genau. Und wo dann ihre Kinder sind, das, nun ja, das interessiert sie auch nicht so richtig. Zumindest könnte man den Eindruck gewinnen.
Jack (Ivo Pietzcker) liebt seine Mutter (Luise Heyer). Aber er weiß auch, dass sie oft nicht da ist. Also nimmt er die häuslichen Geschicke in die Hand und kümmert sich um seinen Bruder Manuel (Georg Arms). Aber das geht eines Tages schief, und das Sozialamt wird auf die kleine Familie aufmerksam. Jack muss ins Heim, nur Manuel bleibt bei seiner Mutter.
Dann aber sind Sommerferien, und Jack darf nach Hause. Doch kurz bevor, er los will, teilt ihm seine Mutter mit, sie müsse arbeiten, und er muss noch warten. Doch auch nun kommt alles anders – und Jack muss feststellen, dass seine Mutter gelogen hat. Mal wieder.

Jack ist gerade mal zehn Jahre alt. Und doch muss er schon einiges durchmachen, muss er schon ein bisschen erwachsen sein. Es ist eine traurige Geschichte, die Edward Berger da erzählt.
Das Interessante dabei ist, er ordnet sie nicht einem bestimmten Millieu zu. Es sind keine armen Leute, die wir da sehen. Sie sind nicht abgewrackt, nicht asozial. Hier ist es eine Mutter, die sich ihrer Verantwortung nicht bewusst ist, die mal fix ihren zehnjährigen Sohn mit seinem sechsjährigen Bruder mit der U-Bahn aus dem Stadtzentrum nach Hause schickt. Die verreist und einfach mal ein paar Tage länger wegbleibt, ohne zu sagen, wo sie denn überhaupt ist.
Diese Geschichte wird ohne viel Schnickschnack erzählt. Wir erleben Jack, der eine Odyssee erlebt, die für einen Jungen der Horror sein muss, der sie aber äußerlich gefasst annimmt.
In vielen Szenen verfolgen wir Jack und Manuel mit der Handkamera, wir rennen ihnen quasi hinterher, in ihrer Not, bei ihrer Suche nach Geborgenheit.
Insbesondere Hauptdarsteller Ivo Pietzcker ist eine echte Entdeckung. Wie er diesen jack spielt, wie er die Wut darstellt, die unterdrückte Trauer, die er nur selten rauslässt, diese dennoch so starken Jungen, das ist sehr beeindruckend.
Und ganz am Ende wird man sehr viel Respekt übrig haben für diesen Jungen.

Jack
D 2013, Regie: Edward Berger
Camino, 102 Minuten, ab 6
9/10


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