Ja sagen. Ein bürokratischer Akt

Ich kenne bisher nur Hochzeiten im Oranienburger Schloss. Da habe ich schon einige erlebt, und sie waren alle recht berührend. Es gab immer schöne Musik, viele Tränen, nette reden und noch mehr Musik. Und natürlich einen bürokratischen Teil, aber das hat sich eigentlich immer ziemlich ins Große und Ganze eingeschmiegt.

In Hannover erlebte ich nun wieder eine Hochzeit. Das Besondere war dabei, dass es sich um eine deutsch-portugiesische Hochzeit handelte. Heißt: Eine Übersetzerin musste dabei sein.
Und so versammelte sich die Hochzeitsgesellschaft in dem Trauzimmer, und schon ging sie los – die Bürokratie. Zunächst verlas die Beamte die Regeln die für Namensgebung, die durch die verschiedenen Länder ein wenig komplizierter war als üblich. Es handelte sich um mehr als eine Seite, echtes Bürokratendeutsch. Gefolgt von der portugiesischen Übersetzung.
Ist natürlich alles irgendwie notwendig, wobei die Braut später anmerkte, dass sie all das auch schon bei der Anmeldeorgie alles vorgelesen bekommen haben. Aber Ordnung muss sein – auch im offiziellen Teil.
Die Romantik dachten wir uns eben dazu.

Dann aber die Fragen aller Fragen. Willst du, und so weiter. Mussten natürlich auch alle übersetzt werden, wobei der Bräutigam durchaus Deutsh versteht und vorzeitig „Ja“ sagte.
Die Trauung endet, in dem das Protokoll eben jener Zeremonie verlesen wird. Darin wird nochmals verkündet, was passiert ist in den 20 Minuten davor: Dass die Sache mit den Namen verlesen worden ist. Die Ja-Sagerei. Und so weiter. Plus Portugiesisch-Übersetzung.

Das Ja-sagen ist die pure Bürokratie. Der Akt an sich war natürlich trotzdem romantisch, Applaus gab’s auch. Kurze Reden sind auch verlesen worden. Und irgendwie war die Nüchternheit dieser ganzen Zeremonie durch die Beamte auch schon wieder spannend.
Und beim Fest danach war die Nüchternheit sowieso Vergangenheit.


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