Wetten, dass…?: Blackface

SA 14.12.2013 | 20.15 Uhr | ZDF

Endlich mal ein bisschen Ruhe für Markus Lanz. Endlich mal eine relativ normale, solide Show. Aber denkste! Da war ja noch die Sache mit der Saalwette, und ich habe erst später auf Twitter mitbekommen, dass die ein Skandal war.

Das ZDF sendete „Wetten, dass…?“ am Sonnabend aus Augsburg, der Heimat der „Augsburger Puppenkiste“. Die bekannteste Figur: Jim Knopf, erfunden vom Autor Michael Ende. Jim ist ein echter Held, eine grundsympathische und liebenswerte Figur. Und er ist schwarz.
Die Saalwette lautete, dass die Augsburger es nicht schaffen, als Jim Knopf verkleidet – und insbesondere schwarz geschminkt – scharenweise in die Halle zu strömen.

Schwarz angemalt! Da brodelte es schon bei Twitter, als Markus Lanz das vorlas. Dass sich Menschen schwarz schminken, um eine schwarze Figur darzustellen, gilt bei vielen Leuten als rassistisch. Es sei diskrimierend.
Die Sache artete zu einem regelrechten Shitstorm aus, wobei auch viele Twitterer andererseits nicht einsehen wollten, dass es sich bei der Aktion um einen rassistischen Akt handele. Ein großes Für und Wider. Echter Twitter-Zoff!

Ich tue mich schwer damit. Ich denke, ich bin nicht rassistisch, ich bin tolerant und verabscheue die Rechtsradikalen.
Aber ist es rassistisch, wenn man sich schwarz schminkt, wenn man Jim Knopf darstellen möchte?
Angenommen, jemand sagt mir, ich solle zum Karneval als Jim Knopf verkleidet auftauchen, und ich hätte keine andere Wahl. Dann würde ich mir diesen Jim Knopf ansehen, und ja, zu meiner Verkleidung würde es auch gehören, mich schwarz zu schminken. Das ist Jim Knopf, der sympathische Jim Knopf, und er ist nun mal schwarz. Ganz wertfrei schwarz.

Sicherlich: Einige der Leute, die an der Saalwette teilnahmen, waren tatsächlich nur schwarz geschminkt und ansonsten nicht wirklich verkleidet. Das war dann einfach nur einfallslos. Aber auch rassistisch?

2006 war ich in Hennigsdorf bei einem Afrika-Musical der dortigen Musikschule. Die Darsteller spielten, tanzten und sangen. Sie schminkten sich schwarz. Sie wollten die Leute aus Ghana, um die es im Stück geht, darstellen. Sie waren zuvor mehrere Male in Ghana, hatten und haben Freundschaften dort, beim Stück nahmen auch Leute aus Ghana teil, halfen sogar bei der Choreografie mit. Ist das rassistisch, dass sich die Darsteller schwarz schminkten?

Rassistisch ist es, wenn in einem Film ein Weißer einen Schwarzen spielt, und es für den Film womöglich gar nicht so wichtig ist, ob derjenige schwarz ist. Rassistisch ist es, wenn in einem Film oder in einem Stück Schwarze klischeehaft dargestellt werden (es sei denn, das Klischee soll herausgearbeitet werden). Rassistisch ist es, wenn in einem Film die Schwarzen immer die Bösen sind, die Dummen, die Tumben.

Aber Jim Knopf?
Und was ist mit Pittiplatsch? Der ist auch schwarz. Muss ich mir Sorgen machen?
Und ist es rassistisch, wenn Männer Frauen spielen und sich dafür Frauenkleider anziehen? Ist es rassistisch, wenn sich Leute blondieren lassen, um eine bestimmte Rolle zu spielen?

Die „Blackface“-Debatte ist wichtig, man muss sie diskutieren. Bei Twitter und Facebook ist das seit Sonnabend ausgiebig getan worden.
Aber aus der Jim-Knopf-Aktion einen Skandal zu machen – das finde ich eher zweifelhaft.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Wetten, dass…?: Blackface“

  1. […] wird über Blackfacing diskutiert. Nach 2013 und dem, nun ja, Skandal bei Wetten, dass…?”, sorgte nun Guido Cantz in “Verstehen Sie Spaß?” für Wirbel. In der am Sonnabend im […]

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