Kokowääh 2

1 -> 7.2.2011

Til Schweiger schneidet seine Filme ja gerne mal selbst. Bei „Kokowääh 2“ muss aber einiges schiefgelaufen sein. Selten einen Film gesehen, der dermaßen verschnitten worden ist. Es gibt in einigen Dialogsequenzen Momente, in denen pro Sekunden zwei bis drei Schnitte erfolgen. Das ist mehr als anstrengend. Und unnötig.

Es gibt wieder mal Chaos in der kleinen Patchworkfamile rund um Henry (Til Schweiger). Während der versucht, Mathias Schweighöfer (speilt sich selbst) für einen Film zu gewinnen, vergisst er zu Hause den Geburtstag seiner Tochter Magdalena (Emma Schweiger). Seine Freundin Katharina (Jasmin Gerat) ist genervt und zieht aus. Dafür zieht Madgalenas Ziehvater Tristan (Samuel Finzi) ein. Klar, dass das zu einem neuen Chaos führt.

Irgendwie haut „Kokowääh 2“ hinten und vorne nicht hin. Das liegt zum einen an den teilweise durchweg unsympathischen Figuren. Henry ist ein egoistischer Macho, lässt sein Baby vom Wickeltisch fallen und will das lieber vertuschen, als sich wirklich drum zu kümmern. Katharina haut lieber ab, lässt ihr Baby im Chaos und kümmert sich lieber um ihr Buch. Sie blöken sich auch gern mal in Anwesenheit des Babys an. Die kleine Magdalena scheint sich ebenfalls zu einem arroganten kleinen Mädchen zu entwickeln – aber immerhin ist die Geschichte um das Liebeswerben ihre Schulfreundes die einzig sympathische, nette. Mathias Schweighöfer spielt sich selbst zwar herrlich überdreht, aber irgendwie wirkt diese Albernheit dann doch wieder bekloppt. Eine Spur zu viel.
Dazu die übliche Musiksoße über so ziemlich jedem Dialog, über jede Szene. Weniger ist manchmal mehr.
Und dann diese Schnitte. Da vergeht einem Hören und Sehen. In Schweigers Film gibt es bei Dialogen nicht nur Schnitt und Gegenschnitt. In Dialogen gibt’s dann noch Zwischenschnitte und Zwischenzwischenschnitte. Mitunter sind Einstellungen nur einen Wimpernschlag lang zu sehen – als Zuschauer ist man damit überfordert, es macht einen nervös. Man hat oft gar nicht die Gelegenheit, sich Details anzusehen. Es ist einfach keine Zeit dafür.
Dafür habe für seltsame überflüssige Szenen, mit hirnlosen Gags. Aber so kommt der Film wenigstens über die Zwei-Stunden-Marke und kann mehr Eintrittsgeld verlangen.
Nett-kitschig ist dann wenigstens das Ende geworden, so dass man am Ende zwar das Gefühl hat, Zeit verplempert zu haben, aber wenigstens gut rausgeschmissen worden zu sein.

Kokowääh 2
Deutschland 2012, Regie: Til Schweiger
Warner, 122 Minuten, ab 6
3/10


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Kommentare

11 Antworten zu „Kokowääh 2“

  1. ThomasS

    Ich muss zugeben: Ich bin mehr als dankbar für jede Art von Kino-Review. Und das betrifft durchaus nicht nur RTKino, das betrifft u.a. auch diverse Youtube-Channels wie etwa den von Lars Golenia oder – auf etwas intellektuellerer Basis – Die Filmanalyse, wo Ziuschauer ihre Eindrücke in mündlicher Form zum Besten geben.

    Nun bin ich das gegenteilk von einem begeisterten Kinogänger. Bevor ich als bekennender Sozialphobiker überhaupt mit dem Gedanken spiele, mich rund 2 Studen lang neben wildfremde Menschen in einen vollbesetzten Kinosaal zu setzen, muss ein Film schon in den höchsten Tönen angepriesen worden sein … abgesehen davon, dass mich das Thema überhaupt interessieren muss.

    Der neue Til Schweiger „Kokowäh 2“ kann nun jedoch per se nicht weiter davon entfernt sein, in mir das Bedürfnis zu wecken, für so ein Massenerlebnis auch noch Geld auszugeben. Von Schweigers nicht nur peinlich-effektheischenden, sondern auch aus rechtstsaatlicher Sicht durchaus bedenklichen Auftritten in diversen Talkshows will ich hier gar nicht wieder anfangen. Da spielt er ja immer mal wieder gern. die Rolle des „bekennenden Populisten“, und grölt als solcher irgendwelche Stammtisch-Parolen ins Mikrofon. Hat der Mann das nötig?

    Aber dieses abstoßende Verhalten in der öffentlichkeit hätt’s nicht mal gebraucht, um mich von einem Til-Schweiger-Film fernzuhalten. Fakt ist nämlich, dass ich bei den verschiedenen Schweiger-Produktionen eh nimmer so recht durchblicke … ein Eindruck, den mir diese Rezension von RTKino durchaus bestätigt. „Keinohrhasen“ habe ich mir irgendwann mal im Free-TV angeschaut. Ich glaube, die Fortsetzung „Zweiohrküken“ lief ebenfalls bereits auf Sat.1 oder auf RTL, aber ich habe sie leider verpasst. For mich kein gund, tagelang deprimiert zu sein.

    Irgendwie scheint „Kokowäh“ auch in etwa nach demselben Muster gestrickt zu sein. Und auf „Kokowäh 2“ scheint das nach der obigen Beschreibung sowieo zuzutreffen. Da darf der zuschauer – wie auch schon bei „Keinohrhasen“ – wieder irgendwelche Beziehungsprobleme erwarten so wie deren Auflösung in einem Happy End. *gääääähn*. Und wir dürfen auch wieder irgendeinem Promibegegnen, der sich selbst spielt, bzw. karikiert. Bei „Keinohrhasen“ war es Jürgen Vogel, hier ist es halt Herr Schweighöfer.

    Fazit: Til-Schweiger-Filme sind vermutlich eh nur was für Til-Schweiger-Fans oder aber für Leute, die beim Filmegucken Wert auf einen gewissen Wiedererkennungseffekt legen. Der Mann hate sich doch schon fast in Hollywood etabliert! Warum haben die ihn bloß nicht dabehalten?!?

    Der deutsche Kinofilm, der in den 90er jahren mit Werken wie „Rossini“ oder „Der Untergang“ auftrumpfen konnte, scheint inzwischen wieder tot zu sein. Und solche Machwerke sind meiner Meinung nach der allerbeste Beweis dafür.

  2. RT

    Also tot ist der deutsche Film nicht, auch nicht mit „Kokowääh 2“ oder mit anderen Schweiger-Filmen. Immerhin sind es meist Publikumserfolge.
    „Der Untergang“ war übrigens schon in den 2000ern.

  3. ThomasS

    Wenn schon, dann ist der deutsche Film nicht tot, TROTZ dem geballten Dünnsch*ss à la Til Schweiger.

    Du hast recht … „Der Unterang“ war nach 2000. Das war auch der bislang letzte Film, den ich mir im Kino angeschaut habe. Natürlich gab es auch danach noch vereinzelte Highlights wie etwa „Das Leben der Anderen“. Du kennst die Anekdote, dass dieses Projekt zunächst abgelehnt wurde mit der Begründung, es sei keine Komödie und ließe sich deshalb nicht adäquat vermarken.

  4. RT

    Nun ja, wenn du 10 Jahre nicht ins Kino gehst, bist du ja auch nicht wirklich ein Unterstützer des deutschen Films.

  5. Marwin

    Nee, der deutsche Film ist sicher nicht tot 🙂 So ein Schweiger-Film ist halt ein Publikumsmagnet. Und obwohl ich den Schweiger absolut nicht mag (ich hasse ihn nicht, aber so ein bisschen verachte ich den Tölper schon), braucht das deutsche Kino wohl gerade solche großen, dummen Filme, die genug Geld in die Kassen bringen, um andere Projekte, die diese Aufsicht auf Erfolg nicht haben, zu finanzieren und produzieren.

    Es gibt z. Bsp. durchaus (amerikanische) Schauspieler, die so offen sind und sagen, sie drehen Blockbuster nur, um in kleinen Filmperlen, von denen sie sich nicht ernähren könnten, mitzuspielen. Das Prinzip würde ich auch hier anwenden.

    In den letzten 10 Jahren gab es sehr gute, teils sehr mutige deutsche Filme: Homevideo, Kriegerin, Die Fremde, Vincent will Meer, Das weiße Band, Kirschblüten, Auf der anderen Seite, Contergan, Yella, Requiem, Der freie Wille, Knallhart, Sommer vorm Balkon, Vier Minuten, Gegen die Wand, Die fetten Jahre sind vorbei, Sophie Scholl, Kroko …

    Und das sind nur ein paar bekannte. Also nee, tot ist er nicht, der deutsche Film, er ist nur schwerer zu finden. Das „gute Buch“ ist auch nicht tot, nur weil die Bestsellerlisten meist voller trivialer „Schundliteratur“ sind 🙂

  6. Marwin

    Schweiger ist natürlich kein „Tölper“. Er ist ein „Tölpel“. Ich bitte den Fehler zu entschuldigen! 😉

  7. RT

    Ja, in der Tat – viele gute Filme.

  8. ThomasS

    @RT: Doch, bin ich defiitiv. Aber ich gheör wohl eher zu denen, die sich im Stillen freuen.Aber Es gibt ja immerhin auch noch DVD, Blue-Ray, offizielle Videoloads u.s.w.

    Diese platte Til-Schweiger-Schiene möchte ich hingegen nicht unterstützen.

  9. RT

    Also als platt und dumm würde ich die Schweiger-Filme nun aber auch nicht bezeichnen.

  10. Marwin

    Wobei man sagen muss (nach deine Kritik), dass sich Schweiger mit dem Film selbst untertroffen hat. Wenn die Werke dann auch handwerklich schwach werden, ist es schon traurig …

  11. RT

    Ich fand auch schon „Zweiohrküken“ inhaltlich schwach. Bei Fortsetzungen scheints bei ihm kritisch zu werden…