Der Edeka/Rewe-Check

MO 07.01.2013 | 20.15 Uhr | Das Erste

Da deckt die ARD mal einen Skandal auf und behandelt ihn dann als Lapalie.
Am Montagabend startete eine neue Staffel der Markenchecks. Die Zuschauer haben erfahren, dass Edeka und Rewe ihre Supermärkte hübsch gestalten, damit die Menschen dort mehr einkaufen als eigentlich geplant. Welch bahnbrechende Erkenntnis. Hier und dort gibt’s mal vergammeltes Gemüse. Ja, Wahnsinn! Wer mal bei Rewe war, wird das schon wissen.

Dass die abgepackte Billig-Markenwurst die Gleiche ist wie die teure an der Fleischtheke, das war mir allerdings wirklich neu – und würde ich durchaus als Betrug bezeichnen, zumal die Herkunft der Billigware auf den Verpackungen verschwiegen wird.

Ein Thema von vielen im Markencheck im Ersten: Das „Pro Planet“-Siegel bei Rewe hält gar nicht, was es verspricht. Rewe gaukelt seinen Kunden offenbar mehr Nachhaltigkeit vor, als es einhalten kann. Aus diesem Umstand hätte man bei der ARD gern einen größeren Skandal inszenieren können. Dümmliche Tests wie Orangensaftschmecken durch Passanten hätten die Filmemacher gern weglassen dürfen. Aber es scheint, dass die „Checks“ eher das seichte Programmsegment bedienen sollen. Schade.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

6 Antworten zu „Der Edeka/Rewe-Check“

  1. ThomasS

    Habe ich nicht kürzlich bei dir gelesen, dass es einen wesentlichen Unterschied gibt zwischen einem einem ernstzunehmenden Test und dessen publikumswirksamer Light-Version, für die sich das Schlagwort „Check“ eingebürgert hat … womöglich in der heimlichen Hoffnung, dass der Zuschauer da nicht groß differenziert?

    Die Sendung selbst habe ich leider verpasst (die gibt’s aber bestimmt noch in der ARD-Mediathek & dort werde ich mir den ultimativen Check wahrscheinlich auch im Laufe der Woche noch reinziehen). Jedoch habe ich die anschließende Diskussion bei „Hart aber fair“ mit Interesse verfolgt. Die wäre m.E. durchaus ebenfalls eine Rezenzion wert. Für mich persönlich kann ich mich nur den Wortmeldungen der Zuschauer anschließen, die ja immer vorgetragen wird: Wer ein entsprechendes Einkommen im Rücken hat, der kann es sich auch leisten, im Bio-Laden 50 Euro für ein Stück Fleisch auszugeben, das von ehemals glücklichen Kühen stammt. Oder (in meinem Fall wahrscheinlicher, da ich wohl alles andere bin als ein Koch-Talent) für die doppete Summe im exklusiven Restaurant vom Feinsten zu speisen. Die Arbeitskräfte, die für 6 Euro beim Rewe die Regale auffüllen (und das tun sie zumindest hier auch während der Geschäftszeit, sind aber durch bestimmte Kleidung gekennzeichnet), können davon natürlich nur träumen. Wenn die Fleisch essen wollen, werden viele von denen eh auf dieselbe einfache Aufwärm-Lösung zurückgreifen müssen wie ich … zumal als Junggesellen oder Junggesellinen. Ertränkt in möglichst würziger Soße, schmeckt für mich eh jedes Fleisch gleich. Sei es Biofleisch vom gehätschelten Kobe-Rind oder Gammelfleisch, das längst verdorben ist. Allerdings bin ich nun auch definitiv kein Feinschmecker, dem bei einem nicht richtig abgehangenen Schinken fast schon der Gaumen schmerzt. Schön wär’s.

    Ach ja … und die Spezis, die an der Fleischtheke endlos über die Qualität der Ware diskutieren müssen, als gäb’s kein Morgen – die hat wahrscheinlich jeder Supermarktkunde hassen gelernt, wenn er mal hinter denen in der Schlange stand.

    Am meisten beeindruckt hat mich in der Runde dieser Herr Abraham, auch wenn der sich sehr als Zyniker, bzw. als Vertreter des Realismus gegeben hat. Diese Testerin vom WDR (ich hab mir leider nur deren Vornamen gemerkt) hat zwar zu ihm nicht den legendären Satz gesagt „Sie gefallen mir sehr“, aber immerhin wollte sie ihn zum Essen einladen. Beide stehen zwar auf verschiedenen Seiten, allerdings haben beide auch ihr Könnertum in Sachen Selbstdarstellung unter Beweis gestellt, was sie wiederum verbindet. Dass jeder, der nicht zumindest mit einer gepflegten Profilneurose ausgestattet ist, in solchen Talkshows eh grundsätlich fehl am Platze ist … das ist ein anderes Thema.

    Ich würd jedenfalls mutmaßen, zwischen den beiden könnte noch was gehen.

    Aber das ist nimmer unser Bier, bzw. sind nimmer unsere Lebensmittel.

  2. RT

    Na ja, der Test ergab ja mitunter, dass es völlig egal ist, ob du das teure Fleisch kauft oder das billige.

  3. Pumpins

    Fast Off-Topic, aber doch nicht ganz…
    Ehrlich gesagt, dieses „Ich-kann-mir-kein-Bio-leisten“ Lamento geht mir tierisch aud den S***
    Vielleicht erinnert sich niemand daran, aber es gab mal Zeiten, wo ein anderes Selbstverständnis herrschte. Wer wenig Geld zur Verfügung hatte, konnte eben nur einmal pro Woche Fleisch essen, Punkt, Ende. Oh, Zeter und Mordio, man will uns unser Recht auf Fleisch nehmen (In welchem Gesetz steht eigentlich das Recht auf unser täglich Fleich? Hab’s leider bisher nicht gefunden…).
    Bio ist nichts Elitäres, sondern Normal! Und die Billigsch*** zu fressen, das ist pervers. Klar soweit?! Aber leider ist die Definition von „Normal“ ja wohl, das, was die Mehrheit macht, gelle (ich find’s toll, unnormal zu sein)
    Aber heute muß ja jeder, auch der Allerärmste (haha, machte da die kleine, dumme, Selber-Schuld-Textilarbeiterin aus Bangladesh), jeden Tag ein Billigsteak auf dem Teller haben oder zwei Scheiben Aufschnitt auf der Stulle. Weil es halt muß, ne, geht ja nicht ohne Fleisch…
    Was wäre denn, wenn es die zynische Ignoranz gegenüber unseren Mitlebewesen (ja ja, diese Sozialromantiker) nicht gäbe, und dem zufolge auch keine zu billigen Lebensmittel? Wollt Ihr sagen, daß ihr alle verhungern würdet? Wohl kaum…
    Aber dieses Anspruchsdenken ist ja heute schon normal… Man gebe mir, und zwar von allem reichlich bla bla bla
    Über die Auswirkung unserer Gewohnheiten auf die globalen Märkte, runierte Geflügelbauern in Afrika und den ganzen Pillepalle, wollen wir lieber gar nicht reden. Nachdenken ist mir viel zu mühsam (hab‘ ja einen schweren Arbeitstag hinter mir). Bloß nicht das schön zusammengebastelte Weltbild anzweifeln, mit dem man die eigene Perversion sorgfältig zugedeckt hat.
    Wenn wir den Dreck nicht kaufen würden, würde er auch nicht im Supermarkt liegen. (Und nicht andersrum!) So einfach ist das!
    Guten Appetit weiterhin mit reichlich Fleisch und Nicht-Bio-Billig-Fressen, und, falls es dann mal vergammelt ist, helfen doch Maggi und Co nur zu gerne!

  4. ThomasS

    Hi,

    du hast zwar auf meinen Kommentar geantwortet. Dennoch fühle ich mich von deiner harschen Polemik nicht im Geringsten angesprochen. Sorry!

    Ich muss nicht jeden Tag Fleisch essen. Es gibt manchmal Tage, da esse ich überhaupt nichts oder nur ein bissl Schafskäse (pardon: Hirtenkäse). Manchmal reichen mir auch Bohnen aus der Dose oder ne Büchse Tomantensuppe (ohne Fleisch, dafür aber gewiss mit schön viel Glutamat oder sonstigen Geschmacksverstärkern *hehe*) mit ein paar Nudeln drin. Aber manchmal habe ich eben auch mal Appetit auf Fleisch. Soll ich mich dafür jetzt einer Selbstgeißelung unterziehen?!? Aldi hat sich in dieser Hinsicht eh selbst sabotiert. Früher habe ich gern mal ein paniertes Schnitzel mitgenommen. Aber nachdem die anstatt eines großen mehrere kleine Stücke in der Packung angeboten hatten, war es ungenießbar. Also habe ich das nicht mehr gekauft. Es ist genau so, wie dieser Herr Abraham in der Diskussion gesagt hat. Der Käuferwille regelt den Markt. So wie ich dich und deine Gesinnungsgenossen einschätze, würdet ihr am liebsten in Deutschland eine Öko-Diktatur einführen. Stimmt’s?

    Weißt du, ich halte dieses „Bio“-Siegel eh lediglich für einen Vorwand, um Waren überteuert anbieten zu können. Es gab mal eine Zeit, da war die Bezeichnung „Bio“ nicht mal gesetzlich geschützt. Du konntest jeden Dreck mindestens 20 Prozent teurer anbieten, wenn du nur „Bio“ draufgeschrieben hast. Ich habe meine Zweifel, ob sich daran bis heute was geändert hat. Das ist im Prinzip dieselbe Geschichte, die ich mal in meinem Blog in Sachen „Schafskäse“ hatte.

    http://www.blog.de/htsrv/trackback3.php/14622877/3669b

    Im Grunde genommen müsste man, wenn man ECHTES „Bio“ haben will (sei es Fleisch, Käse, Eier oder auch nur Gemüse), zunächst einmal eine Landwirtschaft seines Vertrauens ausfindig machenen, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass dort wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Und das dann natürlich möglichst mit dem Fahrrad, denn man will ja auch nicht die Umwelt belasten. Besonders Kunden, die inmitten einer Großstadt wohnen, sind von dieser Idee sicherlich hellauf begeistert. Besonders im Winter.

    Ich wünsche gute Fahrt!

    Mit freundlichen Grüßen

    Thomas S.

  5. Pumpins

    Wahrheit ist Polemik.
    BIO ist nur ein Vorwand.
    Weil es im BIO Sektor (natürlich) auch schwarze Schafe gibt, weil man da genauso genau hingucken muß, weil das Mühe macht, lasse ich es eben gleich. Ist das nicht genau der von mir beschriebene Weg des geringsten Widerstandes?
    Weil man es nicht perfekt machen kann (es gibt ja nur schwarz oder weiß), versucht man erst gar nicht, es vielleicht ein bißchen besser zu machen. Der Käuferwille regelt den Markt. Eben!
    Also ist es Dein persönlicher Wille, daß Deine Turnschuhe von Kindern genäht werden, oder hin und wieder mal eine Horde ausländisch sprechender Textilarbeiterinnen verbrennt, weil ein renommiertes deutsches Unternehmen die 5 Cent mehr pro Unterhemd nicht zahlen will. Weil Du es dann nicht mehr kaufen würdest? Oder doch nur, weil sie bei zehntausend Stück davon eben ein ganzes Stück mehr Kohle machen, und die 5 Cent gar nicht an Dich weiter geben? Wirklich, der Wille des Kunden?! Mein Wille ist DAS nicht!
    Systematisches Vorenthalten von Informationen, die große räumliche Trennung von Produktion und Konsum hat den Verbraucher längst unfähig gemacht, verantwortliche Entscheidungen zu treffen, weil es eben unsäglich mühsam ist, alle Informationen, die man eigentlich für seine Kaufentscheidung bräuchte, zu bekommen. Und Du glaubst, das ist keine Absicht, sondern Polemik?
    Würdest Du die Schuhe kaufen, wenn direkt neben dem Karstadt die besagte Fabrik stehen würde und Du als Kunde die Arbeits- und Lebensverhältnisse direkt erleben könntest? Und wenn Du durch freiwillige Zuzahlung von vielleicht 50 Cent pro Paar Schuhe, direkt an den jeweiligen Arbeiter, tatsächlich etwas ausrichten könntest, würdest Du es nicht tun? Glaube ich nicht!
    Sich an einstmals gute Werte zu erinnern, macht einen zum potentiellen Öko-Diktator. Ja, nee, is klar.
    Hast Du nicht eigentlich alles bestätigt, was ich geschrieben habe? Jeder baut sich seine Welt, so, wie sie ihm gefällt…
    Es geht nicht darum, Argumente zu widerlegen. Es geht darum, auch mal die eigenen Ansichten zu prüfen. Dann kommt man vielleicht auch in der Sache vorwärts.
    Und glaub‘ mir, ich zweifele ständig an dem, was ich tue. Aber es geht mir ein klein bißchen besser, wenn ich viele Meinungen höre, darüber nachdenke und hin und wieder eine kleine, unscheinbare Gewohnheit ändere. Aber ich fühle mich kein bißchen besser, wenn ich die Wahrheit ignoriere, weil sie Mühe macht.
    Ein schönes Leben dann noch…

  6. ThomasS

    Naja, mein Lieber … in Sachen Schwarz-Weiß-Malerei scheinst du ja nun auch nicht ohne zu sein. Jedenfalls hast du offensichtlich kein Problem damit, mir hier laufend Verhaltensweisen zu unterstellen, die überhaupt nicht auf mich zutreffen.

    Nur so viel: Hätte ich in der Vergangenheit nicht einiges an Vorgaben in Frage gestellt, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, hier zu schreiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert