Mutter macht Ernst

Wenn man mal hungrig durch die Innenstadt durch Frankfurt/Main läuft und gern etwas Typisches aus Frankfurt essen möchte, dann ist das gar nicht so einfach. Auf der so genannten Fressmeile treffen wir eher alte Bekannte: McDonald’s, Maredo und viele weitere Ketten, die nicht nur in Frankfurt anzutreffen sind. Aber das ist nicht das, was wir wollten.
Wir dachten da eher an Hausmannskost und Ebbelwoi.

In einer kleinen Seitenstraße fanden wir dann so ein Speiserestaurant: Mutters Ernst. Eine recht urige Kneipe. Die Karte, die draußen im Schaukasten hängt, verspricht unter anderem Leberkäse, Handkäse, Sülze, Wellfleisch und Kassler.
Gegenüber des Prada-Ladens ist mit so einem altertümlichen Lokal eigentlich kaum noch zu rechnen. Hinterm Tresen steht ein alter Herr. Er berüßt uns kurz. Eine ältere Kellnerin zeigt uns einen Tisch am Fenster.

Fast hätte ich den Ebbelwoi übersehen, denn in der Karte steht er ganz normal als Apfelwein. Wir ziehen es vor, auch Apfelwein zu bestellen – nicht, dass wir uns im Dialekt vertun, und das wäre ziemlich peinlich gewesen. Wir nehmen gespritzten Apfelwein, also eine Schorle. Dazu einmal den Leberkäse sowie die Bratwurst jeweils mit Kartoffelsalat.

Am Nachbartisch sitzen die Stammgäste. Sie erfüllen jedes Klischee von Stammgästen in Dorfkneipen. Aber auch viele Touristen verirren sich in das Lokal, das offenbar nicht ganz so unbekannt sein soll.
Die Kellnerin stellt im Vorbeigehen die Ebbelwoi-Gläser auf den Tisch.
Schnupper. Riecht komisch. Wir kosten. Schmeckt komisch. Irgendwie chemisch, medizinisch. Apfelwein wird nicht unser Nationalgetränk, das wissen wir jetzt. Vielleicht liegt’s aber auch am Sprudelwasser, wer weiß das schon so genau…

Nun bringt uns die Kellnerin im Vorbeigehen auch unser Essen. Sie macht nicht viel Aufhebens darum. Knallt die Teller hin und geht wieder.
Der Leberkäse mit dem Spiegelei ist ganz lecker. Der Kartoffelsalat sieht aus wie Stampfkartoffeln oder ungebratene Bratkartoffeln. Ein Hauch Soße und ein paar Zwiebeln machen das Ganze dann aber doch zu einem Salat.
Die Bratwurst, die wir auch bestellt haben, sieht dann aber doch sehr lieblos aus. Klatsch, und da lag die Wurst halt aufm Keller, nebst Salat. Ist halt nicht „Mutter Liebenvoll“, sondern „Ernst“.

Die Frage, obs denn geschmeckt hat, beantwortet mein Begleiter mit: „Danke.“ Eine sehr diplomatische Antwort, die ich eventuell an seiner Stelle so nicht gegeben hätte. Mein Leberkäse war ja immerhin recht annehmbar.
Immerhin hat die Kellnerin, als sie uns abkassiert hat, ein bisschen gelächelt.


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