Sie hat es verdient

MI 14.09.2011 | 20.15 Uhr | Das Erste

Es gibt Filme, die lassen einen ratlos zurück. Schockiert geradezu. Erschüttert. Wenn man mit ansehen muss, wie ein Mädchen verprügelt wird. Einfach so. Wenn man die Trauer der Mutter sieht. Die Ratlosigkeit auf allen Seiten. Die Ausweglosigkeit.

„Sie hat es verdient“ von Thomas Stiller erzählt von brutaler Jugendgewalt. Von Mobbing und Hass. Zerstörerischem Hass.
Susanne wird an ihrem 16. Geburtstag ermordet. Der Zuschauer weiß von Anfang an, was passiert ist, denn der Schocker wird nicht gradlinig erzählt. Es ist ein grauenvolles Puzzlespiel.
Linda sitzt nun im Knast und bekommt Besuch von Susannes Mutter. Sie hat eigentlich nur eine Frage: Warum?
Antwort: Sie hat es verdient.

Linda hat Susanna einfach so umgebracht. Weil sie ihren Freund angebaggert hat. Angeblich. Eigentlich ja nicht wirklich, aber Linda war in einem Gewaltrausch.
Linda ist der pure Hass. Die bepöbelt ihre Eltern, alte Omis, die Lehrer, andere Mitschüler. Es ist völlig unklar, warum das so ist. Das macht diesen Film auch so unerträglich. Er zeigt nur, er wertet nicht.
Lindas Vater hat Angst. Lindas Mutter auch. Und Susannes Mutter ist unendlich traurig, fast geht ihre Ehe daran kaputt.

Veronica Ferres spielt die Mutter, die trauernde. Ihre Blicke, ihr Gesicht – alles spricht Bände. Liv Lisa Fries spielt die kalte, ja, widerliche Göre Linda. Sie angsteinflößende. Zwei hervorragende schauspielerische Leistungen.

„Sie hat es sich verdient“ ist ein bewegendes Drama, ein schockierender, leiser Thriller. Klischees fehlen weitgehend. Erklärungen gibt es nicht. Woher auch?
Er gehört zu den Filmen, die einen packen, die gleichzeitig ein flaues Magengefühl auslösen. Man will nicht hinsehen, man muss aber.
So schockierend, so großartig ist dieser Film.


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Kommentare

3 Antworten zu „Sie hat es verdient“

  1. ThomasS

    Doch, es gab eine Erklärung: Das Mädchen war von seinem Vater missbraucht worden, was wohl die Ursache für ihren psychischen Knacks war. Sie hatte doch in ihr Tagebuch geschrieben, dass immer wieder „die Maus“ nachts in ihr Zimmer kommt. Später erfuhr man, dass das ihr Vater war, der sich ja dann am Schluss selbst stranguliert hat. Spätestens als er die Mutter des Opfers gefragt hat, ob seine Tochter im Knast über ihn geredet hat, war eh klar, was hier Sache ist.

    Dass der Film ohne Klischees auskommt, würde ich so auch nciht unterschreiben. Nach meiner Wahrnehmung ist eher das Gegenteil der Fall. Dazu zähle ich z.B. die doofe Mitläuferin, die selbstverständlich (gefärbt) blond, stark geschminkt und solariumsgebräunt ist. Aber dazu zähle ich durchaus auch die Erklärung, warum das Mädel so krass drauf ist. Wenn im Film ein junges Mädchen abdreht, dann hat die Begründung „sexueller Missbrauch“ ja schon fast schon was Banales, denn sie ist einfach zu naheliegend.

    Wo ich dir zustimme, ist die Tatsache, dass die ARD an diesem Mittwochabend endlich mal wieder Mut bewiesen und ein wirkliches Drama gezeigt hat. Im Gegensatz zu den üblichen Herz-Schmerz-Komödien, die in letzter Zeit sonst so diesen Sendeplatz belegen, war das bei aller Klischeehaftigkeit und Banalität eine echte Bereicherung.

    Ach ja: Manche Fernsehzuschauer haben angeblich den Film bewusst gemieden, weil mal wieder die nervige Veronica Ferres mitgespielt hat. Das fand ich aber in diesem Fall, ehrlich gesagt, gar nicht mal so störend. Sie hat zwar als Mutter des Opfers eine „tragende Rolle“, ist aber trotzdem doch eher eine Nebenfigur, da der Focus eher auf der Familie der Täterin lag, nicht so sehr auf der des Opfers.

  2. RT

    Die Herz-Schmerz-Komödien laufen freitags, am Mittwoch laufen sehr oft gute Filme.

  3. […] gesehen: Erschossene, Explosionen, Psychokriege, Quälereien. Erst neulich erschütterte der Film “Sie hat es verdient”, er versetzte den Zuschauer in einen weitaus größeren Schockzustand als der heutige […]

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