Mit dem U-Bahn-Cabrio durch die Hauptstadt-Tunnel

Das ist doch mal eine extrem sinnvolle Freizeitbeschäftigung, wenn der Sommer gerade einen Totalausfall erlebt und es dauerregnet: eine Fahrt mit dem U-Bahn-Cabrio durch die Tunnel von Berlin.
Da an Karten ranzukommen, ist nicht einfach, habe ich mir sagen lassen. Sie finden nur alle zwei Wochen statt, und das wohl auch nur im Sommer.

Treffpunkt ist der Bahnsteig der U5 am Alexanderplatz. Der Zug steht auf dem Gleis, das ursprünglich mal für die Linie U10 gedacht war. Die U10 sollte von Weißensee nach Lichterfelde führen. Überhaupt werden wir auf der Tour nicht nur etwas über die Strecken erfahren, auf denen wir unterwegs sind, sondern auch über die, die noch kommen oder wohl nie realisiert werden.

Wir bekommen einen Helm. Ohne Helm geht nichts. Außerdem einen Kopfhörer, damit wir die Informationen hören können, die der Zugbegleiter für uns hat.
Pünktlich auf die Minute rollt der Zug los, zunächst auf ein Kehrgleis. Durch den Waisentunnel gelangen wir auf die U-Bahn-Linie 8. Wir rollen durch die Bähnhöfe Jannowitzbrücke und Alexanderplatz.

Die Leute, die auf den Bahnhöfen stehen und auf ihre Züge warten, staunen nicht schlecht. Ihre Reaktionen:
a) blöd gucken. Wirklich extrem blöd gucken.
b) lachen. Besonders Frauen müssen oft laut lachen.
c) fotografieren.
d) winken.
e) johlen und klatschen.

Wir fahren auf der U8 in Richtung Wedding, über den Rosenthaler Platz, Gesundbrunnen bis zur Osloer Straße. Dort macht unser zug wieder kehrt und rollt auf die U9. Vor dem Leopoldplatz biegen wir wieder in einen Überführungstunnel ab und fahren auf die U6 bis zur Seestraße. Dort ist Pause.
Auf dem Bahnhof Seestraße unterhält uns ein… keine Ahnung, ob es wirklich ein Penner war. Irgendwie wirkte er aber so. Er grölte irgendwas, und als er merkte, dass er Reaktionen bekam, erhellte sich seine Laune.
Unser Zugbegleiter meinte danach, er hätte den Mann engagiert, um zu zeigen, wie der Berliner so aussieht.

Nun könnte man meinen: Was ist an U-Bahn-Tunnel so spannend? Die Tunnel an sich eigentlich nicht so. Dafür aber die Geschichten drumherum. Wo führte ein Gleis nach x hin? Was ist das für eine Einfahrt, die da zugemauert ist? Warum sind hier so viele Weichen? Ich hätte noch stundenlang weiterfahren können.

Unsere Fahrt führte weiter entlang der U6 ins Zentrum. Über Wedding, Oranienburger Tor, Friedrichstraße. Wir bekamen immer wieder Applaus von den Bahnsteigen. Sieht ja auch lustig aus, wenn plötzlich ein komischer Zug auftaucht, auf dem zig Leute mit gelben Helmen sitzen. Auf den Anzeigetafeln hieß unser Zug meist „Bitte nicht einsteigen“. Weiter ging es durch den Bahnhof Französische Straße, der bald für immer zugunsten des neuen Bahnhofs Unter den Linden dichtgemacht werden soll.
Am Mehringdamm wechselten wir zur U7. Über die Gneisenaustraße zum Hermannplatz.

Wir erfuhren, dass es einen Bahnhof Dresdener Straße (Oranienplatz), der aber nie eröffnet wurde, weil das Kaufhaus Wertheim am Moritzplatz unbedingt einen U-Bahn-Anschluss haben wollte – und bekam. Was für ein Irrsinn.
Wir rollten nun wieder auf der U8. Am Moritzplatz macht die Linie aus besagten Gründen einen Schwenk. Vor der jannowitzbrücke ging es durch den Waisentunnel wieder zurück zur U5 und dem Alexanderplatz.

Auch wenn einigen Leuten am Ende – es war schon nach Mitternacht – die Augen zufielen. Ich fand’s wahnsinnig spannend – und sehe mir gleich mal die Planungen für sämtliche Berliner U-Bahn-Linien an.

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