Wer wenn nicht wir

Als im Jahr 2008 Der Baader Meinhof Komplex“ ins Kino kam, war die RAF schon einmal ein großes Thema. Die Schauspielerin Johanna Wokalek spielte das RAF-Mitglied Gudrun Ensslin. Und das machte sie großartig.
Nun spielt Lena Lauzemis die Rolle der Gudrun Ensslin. Das macht sie anders, noch eine Spur herber als Wokalek, aber auch gut. Auf jeden Fall faszinierend.

Andres Veiel erzählt die Geschichte von Bernward Vesper (August Diehl) und Gudrun Ensslin. Die beiden lernen sich Anfang der 60er während ihres Studiums in Tübingen kennen. Sie verlieben sich und gründen gemeinsam einen Verlag. Einen umstrittenen: Denn sie bringen u.a. ein Buch von Bernwards Vater Will heraus, und Will Vesper gilt als Nazifreund.
Als Gudrun jedoch Andreas Baader (Alexander Fehling) kennenlernt, trennt sie sich von Bernward und ihrem gemeinsamen Kind. Gudrun driftet in die Terrorismusszene ab, Bernward kommt gar nicht mehr klar.

Während „Der Baader Meinhof Komplex“ einen Gesamtüberblick lieferte, ist „Wer wenn nicht wir“ voll und ganz auf Gudrun Ensslin fokussiert. Regisseur Andreas Veiel zeichnet das Bild einer jungen Frau, die sich nichts gefallen lassen will, die ihren Weg geht, ohne irgendwelche Rücksichten zu nehmen. Er zeichnet aber auch das Bild einer Zeit, in der Misstrauen herrschte. Die Nazizeit war kaum 20 Jahre her, gesprochen wurde kaum darüber. Schon gar nicht offen.
Lustigerweise gibt es im Film eine Szene, die so auch schon im „Komplex“ vorkam – eine Gerichtsverhandlung.
August Diehl gibt in seiner Rolle alles: den Rebell, den Nachdenklichen, den Abstürzenden. Eine vielschichtige Rolle.
Ein wenig merkwürdig erscheint nur die Maske: Lena Lauzemis sieht manchmal aus wie ein Mann mit Perücke. Alexander Fehling ist seltsam geschminkt, echt sieht das jedenfalls nicht aus. Wie eine Filmmaske eben. Schade.
Der Film ist zwar lange nicht packend wie der 2008er-RAF-Film, aber allemal interessant.

7/10


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