Streit um neue Grabsteine

Gedenken: Volksbund-Chef sieht Nachholbedarf in Nauen / Stadt präferiert aus Kostengründen kleine Lösung

MAZ Falkensee, 11.2.2009

NAUEN
Drei Grabsteine und zwei Grabplatten erinnern zurzeit auf dem Nauener Friedhof an die Opfer der letzten Kriegstage 1945. Auf den Steinen sind 36 Namen vermerkt sowie der Zusatz „und Kameraden“. Insgesamt liegen auf dem Gräberfeld 93 Kriegsopfer. Die Stadt Nauen plant nun, auch die restlichen 50 Namen auf zwei weiteren Grabsteinen zu veröffentlichen. „Das war eine Anregung des Heimatvereins“, sagt Friedhofsverwalterin Veronika Kriese.
In der Verwaltung weiß man auch schon, wie das finanziert werden könnte. Die Kosten sollen in die Haushaltsplanung für die nächsten Jahre aufgenommen werden. Man will auch prüfen, ob die Steine förderfähig sind, da die 9500 Euro Kriegsgräberpauschale, die der Stadt jährlich zur Verfügung stehen, nicht reichen.
Dem SPD-Stadtverordneten Wolfgang Seeger geht der Vorschlag der Verwaltung jedoch nicht weit genug. Seeger, der auch Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräbervorsorge im Havelland ist, regt an, acht zusätzliche Grabsteine mit je drei Beschriftungen vorn und hinten aufzustellen. Einen entsprechenden Beschlussvorschlag hat er schon vorgelegt. Auf große Gegenliebe stieß er damit bei Friedhofsverwalterin Veronika Kriese nicht. „Die Kosten sind zu hoch“, sagt sie. „Außerdem wollen wir die Fläche auf dem Friedhof nicht zupflastern.“
Seeger will sich auf die Grabsteine nicht festlegen. Alternativ könne er sich auch ein Großkreuz oder eine Bronzegrabplatte vorstellen – so lange nur etwas passiert. Denn beim Gedenken an die gefallenen Soldaten sieht er in der Stadt Nachholbedarf. „Die Kriegsgräberstätte auf dem Bombenfriedhof hatte 40 Jahre DDR bis 1993 unversehrt überstanden“, sagt er. Danach aber seien kontinuierlich alle Einzel- und Massengräber eingeebnet und die Mahnmale abgebaut worden. „Höhepunkt war die Entfernung des letzten Mahnmals für Heinz Sorge und Kameraden, die am 24. April 1945 in Neukammer gefallen waren“, erklärt er. Die Angehörigen hätten sich schriftlich darüber beschwert.
„Die Kriegsgräberstätte macht einen ordentlichen und würdigen Eindruck“, findet dagegen Sylvia Geisel, in der Stadtverwaltung verantwortlich für Stadtplanung und Umwelt. Nach ihren Informationen liegen auch keine Beschwerden vor. Nach der Wende sei der so genannte „Bombenfriedhof“ neu gestaltet worden, weil die alte Anlage in einem schlechten Zustand gewesen sei. „Die Inschriften auf den Grabsteinen waren nicht mehr lesbar und zu rekonstruieren.“
1994 erstellte die Stadt Nauen die Listen für öffentlich gepflegte Gräber neu. Bei der Recherche waren die Namen hinzugekommen, die bisher auf den Steinen nicht vermerkt sind.
In der morgigen Sitzung des Nauener Bauausschusses steht die Kriegsgräberstätte auf der Tagesordnung. Beginn ist um 18 Uhr in der Dammstraße 34.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Streit um neue Grabsteine“

  1. […] Schon wieder Wochenende! Die Zeit, jeder einzelne Tag vergeht unglaublich schnell. Kaum hat ein Arbeitstag begonnen, ist er flux auch schon wieder zu Ende. Andererseits sind die zwei Wochen München auch schon wieder total weit weg. Zwei Wochen in Nauen sind schon vorbei. Der Voloalltag ist eingekehrt. In den vergangenen zwei Wochen bin ich in den lokalen Journalismus zurückgekehrt, allerdings nicht den von Oranienburg, sondern der von Nauen und Umgebung. Am Sorgentelefon habe ich mich um Ärgernisse der Anrufer gekümmert, um Kriegsgräber, neue Parabolantennen und junge Musiker. Nicht alles war dabei immer ganz erfreulich, manchmal muss ich Dinge auch hinnehmen, manches ist jedoch auch zum Kopfschütteln und Ärgern. Zum Beispiel die Geschichte eines Künstlers, der neue Projekte vorstellen will. Leider erschien sein Kollege nicht zum vereinbarten Termin, so dass ich mit einer anhnungslosen Dame in einem Dorfladen rumstand. Gleicher Künstler sagten dann den Ausweichtermin erneut ab. Na toll. Ab Montag folgt Woche 3 in Nauen, dann geht’s weiter nach Falkensee. […]

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