Das Leben der Anderen

MO 29.09.2008 | 21.00 Uhr | arte

Als die DDR unterging, war ich 11 Jahre alt. Nicht alt genug, um die Machenschaften der Stasi mitzubekommen. Wobei – im Nachhinein stimmt nicht mal das. Selbst als Kind wurde man mitunter schon mal ausgefragt. „Sag mal, wenn ihr Nachrichten seht – kommt dann am Anfang eine Uhr mit Ziffern oder eine mit Zeigern?“ Meine Kindergärtnerin wollte wissen, ob wir abends die Tagesschau oder die Aktuelle Kamera sehen. Was ich geantwortet habe, weiß ich nicht mehr. Oder ob ich denn immer die Sesamstraße sehe? Ich habe damals verneint, obwohl ich sie fast täglich gesehen habe.
Doch, auch als Kind war man schon mit der Stasi im Kontakt. (Auch wenn ich jetzt natürlich nicht weiß, ob die Kindergärtnerin bei der Stasi war)
Noch immer werden Leute als Stasi-Mitglieder enttarnt. Erst vor kurzem wurde ein Zossener Sportjournalist entlassen, weil sich herausstellte, dass er Stasihauptmann war.
Aber wer kann denn schon beurteilen, wie denn die Geschichte damals ablief? Ja ja, ein Inoffizieller Mitarbeiter, IM, wurde man freiwillig. Aber die Freiwilligkeit sah in der DDR mitunter ganz anders aus. Das zeigt „Das Leben der Anderen“ sehr eindrucksvoll.
Es gibt nicht DEN Stasi-Spitzel. Es gibt den, der jeden verpfiff. Ganz freiwillig. Es gibt den, der dazhu gezwungen wurde. weil sonst die Familie Probleme hätte bekommen können. Und es gab diejenigen, die – warum auch immer – das ganz System umgingen. Wie dieser Gerd Wiesler, toll gespielt vom inzwischen verstorbenen Ulrich Mühe. Wiesler ist einer der Härteren bei der Stasi. Doch Theaterregisseur Georg Dreyman nimmt er gewissermaßen in Schutz, deckt ihn. Eine mutige Tat. Irgendwie.
„Das Leben der Anderen“ ist nicht nur ein sehr interessanter und spannender Film, sondern auch ein sehr wichtiger. Er könnte vielleicht dazu beitragen, die gesamte Stasi-Diskussion ein wenig genauer und differenzierter zu führen.


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Kommentare

3 Antworten zu „Das Leben der Anderen“

  1. Freud

    Jeder, der ihn noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt einschalten. Dass es sich hierbei um einen erstklassigen Film handelt, ist wohl nach all den Auszeichnungen unumstritten.

    Für mich jedenfalls einer meiner absoluten Lieblingsfilme…

  2. Gelegenheitsgucker

    Hab mir bereits im Kalender ein dickes rotes Kreuz gemacht.

    Auch ich weiß, obwohl ich den Film noch nicht gesehen habe, dass er einfach Pflicht ist.

    Ich bin geboren worden, als es die DDR seit drei Monaten schon nicht mehr gab. Und immer und immer wieder erzählen die Erwachsenen aus meinem Umfeld von ihrem Leben, Erlebnissen und Eindrücken zur DDR-Zeit, dem Sozialismus und der Stasi.

    Angesichts dessen, dass er Film einen Oscar bekommen hat und dass der verstorbene Ulrich Mühe eine den Kritiken zufolge hervorragende Leistung abliefert, muss er einfach gesehen werden.

  3. White Lily

    Das ist definitiv ein guter, interessanter Film. Aber für mich persönlich reicht es, ihn einmal gesehen zu haben. Zu meinen „all time movie highlights“ zählt er nun nicht gerade…

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