Knuffelnase vermisst

Spaziergang durch Oranienburg: Die wunderbare Welt der Wahlplakate

MAZ Oranienburg, 18.9.2002

RT/FLORIAN BÜTTNER

ORANIENBURG
Bisher fühlten wir uns gut behütet, wenn wir die Oranienburger Schlossbrücke in Richtung Innenstadt befuhren: Angelika Krüger-Leißner empfing uns Spalier hängend an jeder Laterne. Seit Sonntag aber müssen wir auf ihre Obhut verzichten: AKL hat uns verlassen! Konnte sie ihre einst perfekt gepuderte Knuffelnase nicht mehr ertragen? Hat sie sich im Wahltermin geirrt? Oder ist die neidische Konkurrenz räuberisch durch die Bernauer Straße gezogen?
Andernorts dürfen wir sie und die anderen lächelnden Politiker noch ein paar Tage ertragen. Da werben die christlichen Demokraten in der Nähe der Oranienburger Erlebniscity für den Besuch von Ole von Beust, dem Oberbürgermeister Hamburgs. Wer aber im Internet recherchiert, wird feststellen, dass eigentlich niemand so genau seinen Namen kennt. Da wird oft von „Ole van Beust“ gesprochen. Hier ist wohl jemand nicht kompetent. Oder sollte Ole mal ein Machtwort spprechen?
Aber wenn wir schon mal beim Thema Inkompetenz sind: Da will uns doch tatsächlich eine Partei die gute alte D-Mark zurückbringen und allen Deutschen einen Tausender Kindergeld in die Hand drücken. Wirklich allen? Und was ist mit den Kinderlosen?
Ach so: Sag mal, Roland Barnabas, was ist denn das für eine Geste, die deine rechte Hand auf mehreren Plakaten vollführt? Ganz böse Zungen behaupten, es gäbe Analogien zur düsteren Vergangenheit…
Einen äußerst kreativen Schlagabtausch hingegen liefern sich die beiden großen Parteien momentan an der Kreuzung vor dem Oranienburger Schloss. Nach vier Jahren intensivster Beratung ist sich das Kompetenzteam zumindest im Wahlspruch sicher: Es ist „Zeit für Taten“. Der Konter aus der roten Ecke kommt prompt: „Wir schaffen das“ steht in großen Buchstaben zum Verwechseln ähnlich auf der Nachbartafel.
Eines haben die Kandidaten aber ganz gewiss gut einstudiert: Guido, Ulf, Angelika, Siegfried, Edmund und Gerhard lächeln und grinsen um die Wette sowie um die Gunst der Wähler. Auf eine Botschaft auf den Plakaten wird vorsichtshalber weitestgehend verzichtet, nichts soll von ihrem mehr oder weniger unwiderstehlichen Strahlen ablenken.
Fazit: Allein ein gemütlicher Spaziergang durch die Innenstadt reicht nicht aus, um sich eine ausführliche Meinung über die Kandidaten und deren Anliegen zu bilden. Umfassende Informationen werden wohl nur aus den Parteiprogrammen ersichtlich.
Und was ist nach dem 22.September? Wird der graue Alltag wieder in Oranienburg einziehen? Wer wird uns dann von oben herab anlächeln, uns die Hand reichen, die Freundschaft anbieten wollen? Sicher scheint nur eins, die weitere Karriere von Jürgen Trittin: als Wetterfee. Denn auf dem Plakat (links) macht er schon eine ganz gute Figur.


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Eine Antwort zu „Knuffelnase vermisst“

  1. […] vorn dabei: Angelika a href=”“Knuffelnase” Krüger-Leißner und Tino Kunert. Beide lächeln uns praktisch botschaftsfrei von den […]

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