Immer noch viele Schmierereien auf dem Bahnhof Zehdenick – Gebäude, Pfeiler und Bänke mit Graffiti – demnächst soll gründlich sauber gemacht werden – hoher finanzieller Schaden
MAZ Oberhavel, 21.11.2025
Zehdenick.
Wer in Zehdenick auf den Bahnhof zuläuft und dann den Bahnsteig betritt, schreckt erst mal zurück: ganz schön dreckig! So war das auch beim Bahnhofs-Check der MAZ im Oktober 2024. Zu sehen war ein recht stark beschmiertes Bahnhofsgebäude. Stromkästen und Pfeiler waren ebenso beschmiert – teilweise mit Hertha-Schriftzügen, Abkürzungen oder auch persönlichen Botschaften. Außerdem viel Müll, der auf dem Boden herumlag: Papierchen, Verpackungsmüll, Zigaretten, eine rosa Maske – die Müll-Bandbreite war groß. Beim Bahnhofs-Check in Oberhavel war Zehdenick der schmutzigste Bahnhof.
Und im Herbst 2025? Ein Jahr danach schaute die MAZ noch mal vorbei. Der Eindruck hat sich nicht sehr viel verbessert. Das Bahnhofsgebäude ist immer noch beschmiert – nicht punktuell, sondern quasi durchgängig.
Beschmiert sind auch die Pfeiler und die Wartehäuschen – zum Zeitpunkt des Besuches stand sogar eine zugeschmierte Regionalbahn im Bahnhof. An einigen Stellen auf dem Fußboden waren Haufen mit Taubenkot. Immerhin gibt es nun einen Ticketautomaten. Hinter dem Automaten lag ein kaputter Müllsack. Auf dem hinteren Teil des Bahnsteiges gibt es zwar einen Mülleimer, der Müll lag jedoch darum verstreut. Die Gesamtsituation war nur wenig besser als beim Besuch ein Jahr zuvor.
Zehdenick wird von der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) bedient. „Der Bahnhof Zehdenick liegt zunächst einmal in der Verantwortung der Deutschen Bahn, von DB Infrago“, erklärt NEB-Pressesprecher Holger Reimann.
Je nachdem, um welche Flächen es sich handelt, können natürlich auch Gemeinden oder private Eigentümer involviert sein, ergänzt er. „Grundsätzlich wünschen wir uns natürlich ein sauberes, angenehmes Umfeld für den Bahnhof – auch im Interesse unserer Fahrgäste“, so Holger Reimann weiter.
Aber: „Wir sind auch direkt von dem Problem betroffen. Laut Verkehrsvertrag müssen wir dort einen Fahrkartenautomaten aufstellen – was wir auch getan haben. Allerdings gibt es dort massive Probleme mit Vandalismusvorfällen, was es uns unmöglich macht, den Automaten am Laufen zu halten.“
Vandalismus ist in Zehdenick scheinbar ein großes Thema. Denn eine Sprecherin der Deutschen Bahn äußerte sich auf Nachfrage der MAZ sehr ausführlich dazu. „Die Deutsche Bahn ist immer daran interessiert, dass die Bahnhöfe attraktive Orte für Reisende und Visitenkarten von Städten und Kommunen sind. Die Bahnstationen werden regelmäßig von Mitarbeitern der DB kontrolliert, gereinigt und instand gehalten“, so die Sprecherin. Bislang sei der Bahnhof Zehdneick nicht aufgrund von Beschwerden zum Reinigungszustand auffällig geworden. Allerdings sorgte die MAZ-Nachfrage dafür, dass sich Vertreter der Deutschen Bahn ein Bild vom Zustand des Bahnhofes gemacht haben. „Der Bahnhof machte einen sauberen Gesamteindruck“, so die Bahnsprecherin. „Was sich negativ auswirkt, sind die beschmierten Wetterschutzhäuser und die Graffiti an den Pfeilern sowie der Zustand des Empfangsgebäudes, welches sich allerdings nicht im Eigentum der Deutschen Bahn AG befindet.“
Der Bahnhof Zehdenick werde einmal pro Woche grob und einmal pro Monat nass gereinigt. Im August 2025 fand das letzte Mal eine Intensivreinigung statt, inklusive Beseitigung der Graffiti. „Wir haben veranlasst, dass die vorhandenen Graffiti auf den Bahnsteigen in dieser Woche entfernt und die Wetterschutzhäuser gestrichen werden, sofern es die Temperaturen zulassen. Darüber hinaus werden wir wieder auftretende Graffiti und Verunreinigungen zeitnah durch das Reinigungsteam entfernen lassen.“ Illegale Graffiti seien kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat, die die DB zur Anzeige bringe. „Die Deutsche Bahn ist leider immer noch regelmäßig Ziel von Graffiti und Vandalismus.“
Seien es ein Zug nachts auf dem Abstellgleis, eine frisch gestrichene Wand oder beschmierte Wetterschutzhäuser – wie gerade aktuell am Bahnhof Zehdenick. „Der Schaden, der dadurch entsteht, belief sich 2024annähernd auf etwa 40 Millionen Euro, bundesweit. Geld, das die DB lieber zum Nutzen ihrer Kunden einsetzen würde.“
2024 habe die Deutsche Bahn etwa 32.300 Fälle von Vandalismus registriert. Bei 21.000 dieser Fälle gehe es um Graffiti. Der finanzielle Schaden durch Graffiti liege bei etwa 12 Millionen Euro.
Neben der Verfolgung durch konsequentes Anzeigen setze die DB auf besseren Graffitischutz für Fahrzeuge und Bahnhöfe sowie speziell ausgebildete DB-Einsatz-Teams. Mehr als 2700 Täter würden jährlich auf frischer Tat gestellt und an die Bundespolizei übergeben.
Die Deutsche Bahn lasse die Schäden „möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden“ beseitigen. Bei Hinweisschildern, Informationstafeln oder ‑vitrinen mit Fahrplanaushängen sei die schnelle Entfernung der Graffiti besonders wichtig.
In Extremfällen drohen den Verursachern bis zu zwei Jahre Gefängnis wegen Sachbeschädigung, so die Sprecherin weiter. „Die DB erstattet grundsätzlich bei jedem Vandalismusdelikt Strafanzeige. Alle Verschmutzungen werden dokumentiert.“
Zum Schutz von Zügen und Gebäuden setze die DB Schutzlacke und Graffiti-Schutzfolien ein. Gebäude erhalten zum Schutz neben Lackanstrichen auch zusätzliche Lackschichten, von denen sich Graffiti leichter entfernen lassen. Allerdings müsse die Schicht nach drei bis vier Reinigungen erneuert werden.
Wer Beschädigungen oder Vandalismus entdeckt, kann dies bei der Service-Sicherheit-Sauberkeit-Zentrale in Potsdam unter Tel. 0331/2 35 75 20 melden.
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