Als ich eines Tages dachte
Dass ich verloren bin
Begraben und verloschen küsstest du mir Sinn
In mein verstaubtes Leben
In meiner Seele Eis
Und ich begann zu glauben
Ein Feuersturm wär heiß
Mach’s gut mein Herzensschöner
Nun lasse ich dich zieh’n
Vergiss was ich gewollt hab
Auch Scherben können blüh’n
Mach’s gut, mein kühles Feuer
Und lass mich weiter frier’n
Wer weiß im nächsten Leben
Werd‘ ich dich nicht verlier’n
AnNa R. ist tot.
Es war am Montagnachmittag, ich saß im Büro, als plötzlich die Eilmeldung auf meinem Handy erschien.
AnNa R. steht für einen Teil meiner Jugend. Sie war die Sängerin von Rosenstolz. Sie sang nicht nur, sie schrieb an an den allermeisten Texten der Band mit.
Wie das immer so ist: Ich habe Rosenstolz durch Freunde kennengelernt. Die haben für die Band geschwärmt, fanden die Musik und die Texte toll. Und ich fand das sehr bald auch.
Die Schlampen sind müde
Sie waren viel zu lange wach
Die Schlampen sind müde
Wenn auch erst am nächsten Tag
Doch wenn du meinst
Nur weil ich wein‘
Wird mein Leben anders sein
Ich sag dir: nein
Es waren diese melancholischen Texte. Über Liebe, über die verflossene Liebe, die unerfüllte. Hin und wieder rebellisch, herrlich böse. Und immer wieder die Liebe. Damit kennt man sich als Teenie ja bestens aus – oder eben nicht, mit der Liebe ist es ja schließlich nicht so einfach.
Es war diese Musik, bei der man nickend mitsang, bei der man sich verstanden fühlte.
Es war vermutlich 1996 als wir das erste Mal bei einem Rosenstolz-Konzert waren. Es war im Tempodrom in Berlin, das damals noch ein richtiges, großes Zelt war, irgendwo in Tiergarten. Die Stimmung war großartig, und natürlich sangen wir viele der Lieder mit.
1998 war Rosenstolz beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest dabei – mit „Herzensschöner“ (siehe oben). Eine wahnsinnig schöne und treffende Hymne, zum Heulen schön. Sie haben nicht gewonnen, Rosenstolz wurden zweite, weil es das Jahr des Guildo Horn war (was auch völlig in Ordnung war, wie ich auch damals fand).
Es ist vor allem AnNa R., ihre Stimme, wenn man sich an die Lieder von Rosenstolz erinnert. Peter Plate hat auch einige Songs gesungen, aber Anna war kraftvoller, mehr die Diva, fast königlich.
Königin auf deiner Bühne,
tanz für mich die ganze Nacht.
Lichterwelt verklärt mir meinen Sinn.
Doch du hast nur an dich gedacht.
Wir waren später noch auf mindestens einem weiteren Konzert, weitere sah ich im Fernsehen. Rosenstolz war sicherlich gute 10, 11 Jahre ein wichtiger Teil meines Musiklebens.
Irgendwann ebbte das ab. Irgendwann war es sogar so, dass ich raus war. Lange habe ich dann gar kein Rosenstolz mehr gehört. 2012 trennten sich Anna und Peter.
AnNa R. war später in anderen Bands. Zuletzt auch bei Silly, was aber nicht passte – denn AnNa R. ist nun mal Rosenstolz, Silly klang plötzlich wie Rosenstolz.
In den letzten beiden Jahren hatte ich meinen Frieden mit Rosenstolz gefunden, einige Lieder fanden in meiner ewigen Playlist einen Platz und manchmal liefen die dann auch. Heute mehr als Erinnerung an damals.
Heute also kam die Nachricht, dass AnNa R. gestorben ist, ganz plötzlich, mit gerade mal 55.
Den restlichen Tag im Büro verbrachte ich mit leichter Schwermut – ich erinnerte mich an all das, was damals war oder nicht war. Und ich erinnerte mich an so manche Hymne, die uns Rosenstolz geschenkt hat. Sie werden für immer bleiben.
Ihr bekommt uns nicht.
Ihr versteht doch nicht
was wir wirklich wollen,
werden nie bereuen,
keine Helden sein,
gründen keinen Verein,
sagen gerne „Nein“,
sagen dazu „Nein“.
Willkommen
Willkommen
in uns’rer Welt!
Willkommen
Willkommen
in uns’rer Welt!
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