Wachsendes Interesse an Rumänien

Außenhandel: 170 brandenburgische Firmen pflegen Geschäftsbeziehungen in das osteuropäische Land

MAZ, 22.6.2009

POTSDAM
Klaus-Peter Krüger schwärmt, wenn er von Rumänien spricht. „Das Land wird als Markt immer interessanter“, sagt er. „Dort entwickelt sich gerade sehr viel.“ Er muss es wissen. Seit November 2008 ist Krüger mit der Potsdamer Mancom GmbH einer von drei Partnerschaftsbeauftragen der Landesregierung. „Mein Auftrag ist es, den Austausch zwischen den Regionen Centru und Brandenburg zu fördern“, sagt er.

Bis nach Centru in der Mitte Rumäniens sind es von Potsdam aus etwa 1100 Kilometer Luftlinie. Die Region Centru mit ihren sechs Landkreisen ist etwa so groß wie die deutsche Hauptstadtregion. Dort könnte die wirtschaftliche Zukunft brandenburgischer Firmen liegen. Für Rumänien, das zweitgrößte EU-Beitrittsland in Osteuropa, ist Deutschland schon jetzt der wichtigste Handelspartner (s. Kasten). Umgekehrt wächst das Interesse ebenso. Vor allem Fahrzeuge und Maschinen gehen aus Deutschland in das Land am Schwarzen Meer. Rumänien verkauft in erster Linie Textilien und elektronische Produkte nach Deutschland.

Oliver Passek, Vertriebsleiter von Teltomat Asphaltmischanlagen in Teltow (Potsdam-Mittelmark), das die großen Straßenbauunternehmen beliefert, sieht ein großes Potenzial in dem Land. „5500 Kilometer Straßen sind in den vergangenen 16 Jahren in Rumänien saniert worden, aber dennoch hat sich die Situation nicht verbessert“, sagt er. Bis 2013 sollen weitere 10 000 Kilometer Straßen neu gepflastert werden. „Mit unseren Anlagen wollen wir einen Beitrag leisten, dass Rumänien den Anschluss an die EU schafft.“ Die Europäische Union will bis 2013 weitere 20 Milliarden Euro investieren, hauptsächlich in die Infrastruktur. Davon will auch Teltomat profitieren.

Die Landesregierung fördert seit längerem die Kooperation mit Rumänien. Ministerpräsident Matthias Plat-zeck (SPD) hat zweimal mit märkischen Unternehmern das Land besucht. Einem Vertreter der Region Centru hat das Land 2008 für ein Jahr ein Büro in der Vertretung bei der EU in Brüssel zur Verfügung gestellt. Die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) hat erst kürzlich einen Länderabend veranstaltet. „Wir wollen ein kleines Netzwerk Rumänien-interessierter Firmen, Freiberufler und Institutionen schaffen“, sagt der Außenhandelsexperte der IHK, Jens Ullmann.

Bisher sei das Interesse an dem osteuropäischen Land jedoch eher mäßig, sagt der Unternehmensberater Klaus Voigt aus Ahrensfelde (Barnim). Grund sei wohl vor allem die schlechte Flugverbindung. „Pro Woche starten nur zwei Maschinen zu ungünstigen Zeiten in Schönefeld.“ Jetzt gehe es aber langsam los, sagt Voigt. Rumänien ziele ja auch mehr und mehr auf den Tourismus. Dass Rumänien unter den deutschen Unternehmern einen besseren Stand einnehmen wird, glaubt auch der Partnerschaftsbeauftragte Klaus-Peter Krüger. Gleichzeitig warnt er vor Euphorie: „Wir brauchen schon noch ein bisschen Geduld. Aber der Bedarf ist auf jeden Fall da.“


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