Zwei von drei Mitgliedern sind zurückgetreten, nur Ortsvorsteher Ahmet Öztemel ist übrig geblieben – Ärger um Infoveranstaltung – Im kommenden Jahr muss neu gewählt werden
MAZ Oberhavel, 30.10.2025
Zehlendorf.
Die Menschen in Zehlendorf müssen im kommenden Jahr voraussichtlich wieder an die Wahlurnen. Es muss eine Neuwahl des Ortsbeirates durchgeführt werden.
Hintergrund ist, dass das Gremium derzeit nur mit einer einzigen Person besetzt ist, zwei der drei Mitglieder des Zehlendorfer Ortsbeirates waren aus unterschiedlichen Gründen zurückgetreten.
Der noch amtierende Ortsvorsteher Ahmet Öztemel (SPD) will am heutigen Donnerstag um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung durchführen. Im Gemeindehaus in Zehlendorf will er über das Geschehen informieren.
Es handelt sich nicht um eine reguläre Ortsbeiratssitzung, weil er als einziges übrig gebliebenes Mitglied eine solche Sitzung nicht mehr einberufen kann. Ortsvorsteher ist er auch überhaupt nur noch deshalb, weil eine entsprechende Unterschrift des Bürgermeisters noch fehlt.
Alles fing im Sommer an, da begann der Zehlendorfer Ortsbeirat wegzubröckeln. Anja Rosenow-Doil (FWO) war als Ortsvorsteherin zurückgetreten, auch im Ortsbeirat selbst wollte sie nicht mehr tätig sein.
Seit 2019 war Anja Rosenow-Doil Mitglied im Zehlendorfer Ortsbeirat und machte sich vor allem einen Namen als Streiterin und Kämpferin für die Zukunft der Feuerwehr im Ort. „Allerdings zermürbt einen diese Tätigkeit auch ganz schön. So eine Position als Ortsvorsteherin ist enorm zeitaufwendig und ich finde leider, nicht immer wird ein Ehrenamt auch entsprechend honoriert.“
Offenbar war vor diesem Schritt viel Frust im Spiel. Es ging dabei auch um Wertschätzung und Dankbarkeit. „Es gibt selten mal ein Dankeschön für etwas Geleistetes“, hatte Anja Rosenow-Doil der MAZ im Sommer gesagt. „Es wird oftmals alles nur negativ gesehen, das ist schon ab und an sehr frustrierend. Man muss auch mal an sich selbst denken und irgendwann ist es einfach an der Zeit, persönlich die Reißleine zu ziehen.“
Zunächst wurde der bisherige Stellvertreter Jörg Thomas (AfD) zum kommissarischen Ortsvorsteher ernannt, aber es musste dann eine offizielle Wahl im Ortsbeirat stattfinden.
Da es keinen Nachrücker für Anja Rosenow-Doil gab, blieb das Gremium nun zu zweit. Wie Oranienburgs Stadtverordnetenvorsteher Dirk Blettermann (SPD) berichtete, ist dann eine Münze geworfen worden.
So wurde Ahmet Öztemel zum neuen Ortsvorsteher in Zehlendorf. Aber auch das sollte nicht lange halten. Am 17. Oktober folgte der Rücktritt von Jörg Thomas. Der AfD-Mann gab sein Mandat zurück, auch für ihn gibt es keinen Nachrücker.
Hier geht es offenbar um Differenzen unter den beiden verbliebenen Ortsbeiratsmitgliedern. „Er hat nach der Wahl Versprechungen gemacht und es ist dann gar nichts passiert“, sagte Jörg Thomas am Mittwoch im Gespräch mit der MAZ. Stattdessen würden ihn die Leute immer wieder anrufen.
Als Stellvertreter habe er aber keinen großen Einfluss auf Entscheidungen, so Jörg Thomas weiter. Allerdings habe er eine Beschwerde an die Kommunalaufsicht gerichtet, weil das Rücktrittsersuchen bislang noch nicht unterschrieben sei.
Auch Anja Rosenow-Doil hat sich an die Kommunalaufsicht gewandt. „Nach meinem Kenntnisstand hat der Bürgermeister der Stadt Oranienburg bislang keine Maßnahmen zur Auflösung oder Neuwahl des Ortsbeirats eingeleitet“, erklärt sie.
„Gleichzeitig lädt der verbliebene Ortsvorsteher weiterhin zu Sitzungen ein und tritt öffentlich als Ortsvorsteher auf, um über Planungen und Entwicklungen in Zehlendorf zu berichten“, sagt Rosenow-Doil.
Tatsächlich hat Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) derzeit Urlaub. Deshalb fehlen noch die Unterschriften unter dem Rücktrittsgesuch und deshalb konnten in Sachen Zehlendorfer Ortsbeirat offenbar auch noch keine grundsätzlichen Fakten geschaffen werden.
Somit sorgt die Einberufung der Infoveranstaltung am Donnerstag in Zehlendorf auch wieder für Ärger. Aus Sicht von Jörg Thomas und auch Anja Rosenow-Doil durfte sie nicht einberufen werden. Laut Dirk Blettermann sei Ahmet Öztemel formell aber immer noch Ortsvorsteher. Er darf aber tatsächlich keine Ortsbeiratssitzung einberufen, weshalb es sich nun um eine reine Infoveranstaltung handelt.
Ahmet Öztemel selbst wollte sich am Mittwoch gegenüber der MAZ inhaltlich zu den Geschehnissen noch nicht äußern. Er verwies stattdessen auf die Infoveranstaltung am Donnerstagabend.
Wie der Vorsitzende des Stadtparlaments, Dirk Blettermann, der MAZ sagte, könnte eine Neuwahl des Zehlendorfer Ortsbeirats im Februar oder März 2026 stattfinden. Angeordnet werde sie vom Bürgermeister, nicht von den Stadtverordneten.
„Ich überlege noch, ob ich wieder antrete“, sagte Ahmet Öztemel auf die Frage, ob er sich dann noch mal zur Wahl stelle. Jörg Thomas sagte hingegen: „Ich denke, ja.“
Unterdessen kommt aus Wensickendorf ein Unterstützungsangebot. „Der Ortsbeirat Wensickendorf bietet euch an, zu uns zu kommen und eure Themen in der Einwohnerfragestunde an den Ortsvorsteher Daniel Langhoff zu richten“, schreibt die stellvertretende Wensickendorfer Ortschefin Marion Pforr (CDU) auf Facebook.
Das Gremium des Nachbarortes nehme gern die Anfragen ins Protokoll auf und wolle diese der Verwaltung zur Beantwortung vorlegen.
„Wir sehen unsere drei Dörfer Schmachtenhagen, Wensickendorf und Zehlendorf als Einheit im ländlichen Raum und wollen helfen, solange bis ihr wieder ein eigenes Sprachrohr gewählt habt und darüber hinaus“, so Marion Pforr weiter.
Somit sind auch die Zehlendorfer zur nächsten Sitzung des Wensickendorfer Ortsbeirates eingeladen. Sie findet am Donnerstag, 6. November, um 18 Uhr im Seniorenclub in der Hauptstraße 56 statt.
Schreibe einen Kommentar