Die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ in Grüneberg hat einen viel genutzten Außer-Haus-Service
MAZ Oberhavel, 24.1.2025
Grüneberg.
Es ist ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren in Oberhavel mehr und mehr etabliert hat – in den Mittagsstunden werden in Bistros und Gaststätten spezielle Speisepläne angeboten. Sie richten sich an all jene, die preiswert Mittagessen möchten.
Eine dieser Orte mit diesem Angebot ist die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ in Grüneberg im Löwenberger Land. Das Haus direkt am Bahnübergang ist im Ort eine Institution, schon seit vielen Jahren.
Seit der Zeit des Coronavirus ist es allerdings nur noch dienstags bis sonntags zur Mittagszeit geöffnet, von 11 bis 14 Uhr. Das Essen gibt es aber nicht nur vor Ort, sondern es wird aus ausgefahren. Zudem „machen wir aber auch Familienfeiern“, sagt Ramona Gebhardt, die Betreiberin der Gaststätte.
Die Speisekarte besteht vor allem aus heimischer Hausmannskost. Ein großes Schnitzel, dazu Mischgemüse und Kartoffeln. Es hätte als Alternative auch eine Grüne-Bohnensuppe gegeben. Das war der Mittagsspeiseplan am Dienstag.
Für Mittwoch stand panierte Scholle auf dem Plan, Donnerstag gibt es Eierfrikassee mit Kartoffeln und Kasslerbraten. Freitag gibt es Roulade mit Rotkohl und Kartoffeln.
Die Preise sind niedrig. Wer sich das Essen nach Hause bringen lässt, zahlt 6 Euro. Andere Speisen kosten 5,50 Euro, eine Suppe schon mal 4,50 Euro. Wer in der Gaststätte selbst isst, der zahlt jeweils 50 Cent mehr.
„Wir haben Mittag schon immer ausgeliefert“, erzählt Jens Gebhardt, der Koch des Hauses. Er und seine Frau Ramona betreiben die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ bereits seit November 2001.
Vorher wurde es in drei Generationen von Familie Dittmann betrieben. „Wir haben Dokumente gefunden von 1887″, erzählt Jens Gebhardt. Demnach sei schon zu diesem Zeitpunkt an dieser Stelle die Gaststätte gewesen.
Es habe Zeiten gegeben, da fanden im großen Saal hinter der Kneipe Kinovorstellungen oder Theateraufführungen statt. „Wir haben auch noch verschiedene Deko auf dem Dachboden gefunden.“
Vor der Coronazeit war auch am Nachmittag und Abend, von 16 bis 22 Uhr, ein Gaststättenbetrieb. „Aber wie sollen wir das noch schaffen?“, fragt Ramona Gebhardt. Früher hatten sie mehr Mitarbeiter, heute sei es fast unmöglich, Personal zu bekommen – das auch am Abend oder am Wochenende arbeiten will.
Also konzentrieren sie sich auf das Mittagsgeschäft – und das offenbar erfolgreich. 100 bis 150 Mahlzeiten werden pro Tag laut Jens und Gebhardt ausgefahren. Durch die hohe Zahl an Mahlzeiten würde sich der relativ niedrige Preis auch rentieren, sagen sie.
Den Speiseplan für die kommende Woche bekommen die Kunden, die das Essen auswärts geliefert bekommen, gleich mit, dann kann angekreuzt werden, was es denn sein darf.
Zu den Klassikern des Hauses gehört neben dem Schnitzel auch die Blutwurst. Die macht Jens Gebhardt sogar selbst. Die Waren kaufen sie vom Fleischer in der Nähe, aber auch beim Großhandel.
Im November und Dezember haben sich die Leute Entenkeule gewünscht – und bekommen. „Und die Leute fragen nach Lungenhaschee – aber die ist so teuer geworden. Mit veganem Essen brauchen wir hier gar nicht ankommen.“
Das Essen sei bodenständig. Reispfanne oder Nudelpfanne, das habe nicht so gut funktioniert. „Dafür fahren die Leute auf die Ost-Tomatensoße ab“, erzählt Jens Gebhardt. Klar sei: „Wer einmal bei uns gegessen hat, kommt immer wieder“, sagt Ramona Gebhardt mit einem Schmunzeln. So gebe es ein Paar, das einmal im Jahr zur Ostsee fahre und dann in Grüneberg einen Zwischenstopp einlege.
Oder wie Regina Schulz. Die Grünebergerin kommt gerade mit ihrem Mann in die Gaststätte. Für einen Geburtstag hatten sie Hühnerfrikassee bestellt. „Das haben wir schon öfter“, sagt sie. „Es war alles bestens und pünktlich.“ Bevor sie gehen, reichen sie noch Trinkgeld rüber.
„Die Leute sollen sich hier aufgenommen fühlen, wenn sie die Schwelle überschritten haben, sollen sie sich wohlfühlen“, erzählt Ramona Gebhardt. Humor sei dabei ganz wichtig. Gerade die Großstädter würden sich mit ihrem Humor aber manchmal schwertun, gibt sie zu.
Am Wochenende ist die Gaststätte ebenfalls über die Mittagszeit geöffnet. „Dann mit der sprechenden Speisekarte“, sagt Jens Gebhardt und lacht.
Dann gebe es Roulade, Krustenbraten und alles, was ihnen die Wirtin aufzählt. „Die Leute wissen das hier eigentlich schon.“
Jens Gebhardt hat lange in einer Fleischerei gearbeitet und später in der Schulküche in Löwenberg, dann bekamen er und seine Frau das Angebot, die Grüneberger Gaststätte zu übernehmen. Im nächsten Jahr ist das 25 Jahre her.
„Vier Jahre werden wir noch schaffen“, sagt Ramona Gebhardt, dann hat sie das Rentenalter erreicht, ihr Mann Jens braucht noch ein paar Jahre länger – 14, um genau zu sein. Wie lange genau sie das Haus noch betreiben und wie es dann weiter geht – all das ist noch offen.
Wichtig ist beiden, dass sie zufriedene Gäste haben. „Und dass sie uns so arbeiten lassen, wie wir wollen.“ Vom 3. bis 16. Februar müssen sie allerdings erst mal aus gesundheitlichen Gründen pausieren. Aber danach wollen sie wieder loslegen.
Schreibe einen Kommentar