In Schmachtenhagen kommt man nur sonnabends und sonntags weg – Minimal-Variante eines Haltepunktes
MAZ Oberhavel, 4.12.2024
Schmachtenhagen.
Schlechte Nachrichten für alle, die beispielsweise an einem Mittwochmittag am Bahnhof Schmachtenhagen stehen und auf das Gleis starren: Der nächste Zug kommt erst in drei Tagen.
Schmachtenhagen hat nämlich nur am Wochenende einen Bahnanschluss. Und selbst der ist in Wirklichkeit ein Relikt aus der Vergangenheit. Denn die Verlängerung der Linie RB27 von Wensickendorf nach Schmachtenhagen erfolgte, weil es einst dort den Oberhavel-Bauernmarkt gab.
Der Bauernmarkt existiert nicht mehr, der Bahnhof aber schon. Wobei es in diesem Fall wirklich übertrieben ist, überhaupt von einem Bahnhof zu sprechen. Technisch gesehen handelt es sich um einen Haltepunkt.
Sogar das Wort „Bahnsteig“ erscheint in Schmachtenhagen fast schon unpassend. Es ist eher ein Podest, eine einigermaßen befestigte Grünfläche, auf der eine (!) Reihe mit Betonplatten verlegt worden ist.
Der hintere Teil des Bahnsteiges verwittert zunehmend, an ein Dach ist sowieso nicht zu denken. Immerhin gibt es eine Möglichkeit, sich hinzusetzen.
Immer am Sonnabend und am Sonntag fahren in Schmachtenhagen siebenmal Züge ein und aus. Von dort aus geht es über Wensickendorf und Zühlsdorf nach Basdorf und Berlin-Karow. Dort besteht ein Anschluss an die S-Bahn S2 ins Berliner Zentrum.
Darüber informiert immerhin auch ein Fahrplan, den die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) dort befestigt hat. Einen Ticketautomaten gibt es nicht, würde sich vermutlich auch nicht lohnen. Am Eingang zum Bahnsteig steht ein Entwerter, der aber beim Besuch außer Betrieb war. Vielleicht ist er nur am Wochenende eingeschaltet.
Vielleicht, irgendwann, fahren die Züge auch mal in beide Richtungen. Zumindest soll es 2025/26 eine entsprechende Untersuchung für den Abschnitt Schmachtenhagen–Sachsenhausen–Oranienburg geben.
„Im Rahmen der Machbarkeitsstudie werden Fahrplankonzepte und die zur Umsetzung notwendige Infrastruktur konkretisiert, das Fahrgastpotenzial auf die aktuellsten Entwicklungen angepasst und schlussendlich die Wirtschaftlichkeit ermittelt“, teilte dazu Joachim Radünz, der Pressesprecher des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) mit.
Allerdings gibt es auch den Wunsch, dass der Zug der RB27 auch unter der Woche Schmachtenhagen ansteuert, im stündlichen Wechsel mit Zehlendorf.
Das aber sei derzeit nicht Gegenstand von Planungen des Landes Brandenburg, so der VBB-Sprecher weiter.
Deshalb endet die Strecke derzeit an einem Prellbock kurz vor der Landstraße, die nach Zehlendorf führt. Der frühere Bahnübergang ist an der Stelle vor einigen Jahren zurückgebaut worden.
Weil an dem Haltepunkt nicht mit viel Verkehr gerechnet wird, gibt es scheinbar auch keine offiziellen Parkplätze oder Fahrradständer. Aber man kann das Auto auch auf diversen freien Flächen abstellen, wenn man das denn möchte. Immerhin gibt es aber einen Busanschluss in Richtung Oranienburg.
Direkt am Bahnsteig gibt es übrigens einen Imbiss. Am Besuchstag war der allerdings geschlossen, und ob er am Wochenende im Betrieb ist oder er auch nur ein Relikt aus Bauernmarkt-Zeiten ist, war nicht ersichtlich.
Wenn Schmachtenhagen einen Titel im MAZ-Bahnhofs-Check bekommt, dann den mit den wenigsten Zügen pro Woche und den für die größte Unscheinbarkeit in Oberhavel.
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