MI 27.11.2024 | 23.30 Uhr | NDR
In Jamel leben 38 Menschen. Vermutlich 36 davon sind Nazis.
Jamel ist ein kleines Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, es hat bundesweit den Ruf, ein Nazidorf zu sein.
In den vergangenen Jahren sind immer mehr Rechtsextreme dorthin gezogen. Ganz offen zeigen sie ihre Symbole. Flaggen, Banner, Hakenkreuze und ein Hinweisschild nach Braunau am Inn.
2004 ist das Ehepaar Lohmeyer dorthin gezogen. Sie wollten dort ganz ruhig ihr Leben leben. Doch schnell merkten sie, was in diesem Dorf abgeht.
Sie beschlossen, das alles nicht ruhig hinzunehmen, und das ärgert die Nazis im Dorf. „Wenn du hier bestehen willst, musst du an die Öffentlichkeit“, sagten sich die Lohmeyers.
Seit 2007 gibt es das Festival „Jamel rockt den Förster“. Inzwischen spielen dort auch sehr bekannte Bands und Musiker, ohne dass vorher verraten kommt, wer auf der Bühne stehen wird.
Sie alle einst der Wunsch, den Nazis zu zeigen, wer zumindest an einem Wochenende das Sagen im Dorf hat.
„Jamel – Lauter Widerstand“ heißt eine Doku, die am (leider sehr späten) Mittwochabend im NDR zu sehen war.
Der Film erzählte vor allem von dem Mut des Ehepaars, die seit mittlerweile 20 Jahren im Dorf wohnen und immer in Angst sind. Das muss man sich auch mal vorstellen, in einem Ort zu leben, in dem alle gegen dich sind und es dir auch zeigen. Bis dahin, dass eines Abends eine große Scheune auf dem Grundstück abgebrannt war – und natürlich konnte niemand geschnappt werden.
So schön es auch ist, dass so viele Leute im Sommer kommen und den Nazis ihre Grenzen zeigen. In Wirklichkeit sieht man in Jamel, dass diese Nazis offenbar gar keine Grenzen gezeigt bekommen. Sie scheinen in einer Zone zu leben, wo die Polizei nicht mehr so wirklich eingreift.
Das Festival selbst ist auch bedroht – Rechtsextreme sorgen im Gemeinderat dafür, dass es auch mit den Genehmigungen Probleme gibt.
Die Doku setzt den Widerständigen ein Denkmal – nur ist die Frage, ob es ihnen was nutzt. Das ist die eigentlich wirkliche schlimme Erkenntnis.
-> Die Doku in der ARD-Mediathek (bis 20. November 2031)
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