15-Jähriger erinnert an Veltener Nazi-Zeit

Jakob Krieg organisiert Gedenkveranstaltung für zwei Zwangsarbeiter, die 1944 am Tonberg erhängt wurden

MAZ Oberhavel, 29.10.2024

Velten.
Es sind Namen, die sich die Menschen in Velten merken sollten: Konstantin Ignatjew und Viktor Korpo. Die beiden jungen Männer waren 20 und 18 Jahre alt, als sie 1944 in Velten sterben mussten. Sie wurden erhängt – öffentlich am Tonberg.
Jetzt, 80 Jahre später, soll ihre Geschichte erzählt werden. Der 15-jährige Jakob Krieg hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass das Schicksal der beiden Männer in Velten bekannt wird. Am 7. November, dem Tag des Todes der beiden Männer, findet in Velten eine Gedenkveranstaltung statt.

Konstantin Ignatjew und Viktor Korpo waren Zwangsarbeiter in Velten, arbeiten aber scheinbar nicht zur Zufriedenheit ihres Chefs, der in Zeugenberichten als Nazi erwähnt wird. Am Tonberg in Velten, an der verlängerten Mühlenstraße/Mühlenweg, wurde damals ein Galgen aufgestellt.
500 Zwangsarbeiter wurden am 7. November 1944 dort zusammengetrieben. Sie sahen zu, wie zwei von ihnen von SS-Offizieren öffentlich erhängt wurden. Bislang war darüber in Velten wenig bekannt. „Es gibt in Velten kein Archiv“, sagt Jakob Krieg. Aber es gab Unterlagen, denn 2004 ist das Thema schon mal recherchiert worden. Der damalige Pfarrer Bernhard Fricke hatte sich damit beschäftigt, aber scheinbar war darüber noch nie was veröffentlicht worden.
Aus den Unterlagen geht hervor, dass der Veltener Arzt Albrecht Meyen sich weigerte, die Todesursache auf den Totenscheinen zu fälschen. Er dokumentierte stattdessen die tatsächliche Hinrichtung: „Tod durch Erhängen“. Die SS wollte stattdessen, dass „Atemnot“ als Todesursache angegeben werde.

Jakob Krieg geht in die 9. Klasse des Veltener Hedwig-Bollhagen-Gymnasiums. Schon im vorherigen Schuljahr hatte er einen Vortrag über die Zeit des Nationalsozialismus in Velten gehalten. „Ich hatte zwei Ordner von der Evangelischen Kirchengemeinde bekommen“, erzählt er.
„Ich fand das Thema interessant“, so der Jugendliche weiter. Und es wird ihn weiter beschäftigen. Dass es jetzt die Gedenkveranstaltung für die zwei erhängten Zwangsarbeiter gibt, findet er wichtig. Jakob Krieg hat sie auf die Beine gestellt – gemeinsam mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Noack.
Jakob hatte ein Schülerpraktikum im Landtag gemacht, so kam der Kontakt zustande und auch die Idee der Gedenkstunde in Velten. „Wenn sich jemand mit 15 für so etwas interessiert, dann kann man das nur unterstützen“, sagt Andreas Noack. Aber es sei ihm wichtig gewesen, dass es Jakobs Projekt sei.

Momentan ist Jakob Krieg dabei, ein Konzept für die Veranstaltung zu schreiben, auch eine kleine Rede möchte er halten. Einladungen mussten herausgeschickt werden, und eine Anmeldung für diese Zusammenkunft gibt es ebenfalls schon. „Ich habe mir schon angeguckt, wie andere Gedenkveranstaltungen aufgebaut waren.“ Danach wolle er sich ein wenig richten, sagt Jakob Krieg. Geschichte interessiert ihn allgemein – wobei er in der Schule die Französische Revolution „eher langweilig“ fand. Das Geschehen im Nationalsozialismus interessiere ihn viel mehr, zumal es wichtig sei, den Menschen die Thematik nahezubringen. Er sehe durchaus Parallelen in der Geschichte vor Hitlers Machtergreifung mit der heutigen Zeit, sagt er.

Dass er sich mit diesem Thema befasst und dass er sich klar gegen Rechtsextremismus positioniere, sorge durchaus für Anfeindungen, sagt der 15-Jährige. „Ein bisschen schon, ja.“ Er erläutert seine Einstellung: „Mir wurde nie mitgegeben, dass andere Menschen schlechter oder minderwertiger sind als andere.“
Im kommenden Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. Mal. Da werde es sicherlich auch wieder Veranstaltungen und Demos geben.

Aber Jakob Krieg befasst sich auch noch mit anderen Dingen: Er spielt gern Volleyball, er macht Parcours und hantiert mit Fackelstangen und ist damit auch schon aufgetreten.

Die Gedenkveranstaltung für die zwei gehängten Zwangsarbeiter findet statt am Donnerstag, 7. November, um 15 Uhr am Ort des Geschehens, dem Tonberg in Velten (verlängerte Mühlenstraße-Mühlenweg).


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