SA 14.09.2024 | 20.15 Uhr | RTL
Es war am frühen Morgen des 20. Dezember 2015, als Stefan Raab am Ende von „Schlag den Raab“ für immer das Studio verlassen hat. Und damals haben wir uns alle gefragt, ob es jemals ein Comeback gibt.
Hinter der Kamera war Raab schon seit Jahren wieder aktiv.
Aber es sollte fast neun Jahre dauern, bis zum 14. September 2024, bis Stefan Raab wieder live im Fernsehen aktiv werden sollte. Und auch bleiben will.
Als es hieß, Stefan Raab feiere mit einem dritten Boxkampf gegen Regina Halmich sein Comeback, habe ich mit den Augen gerollt.
Als Produzent ist Stefan Raab in den vergangenen Jahren nicht gerade durch Innovation und Erfolg aufgefallen, stattdessen wärmte er alte Ideen auf.
Mit eine dieser aufgewärmten Ideen tauchte er nun also am Sonnabend bei RTL wieder auf. Mit dem „Final Fight“.
Und uijuijui, die Zeit bis 22 Uhr geriet zur echten Geduldsprobe, denn RTL und Raab füllten die Primetime mit erschreckend viel heißer Luft. Es gab ein paar Interview und viele Einspieler, die an Stefan Raab und sein Werk erinnern, als sei er leider verstorben. Viel Heldenverehrung, viel Glorifizierung, fast tat es schon ein bisschen weh, wie sehr sich RTL mit lauter ProSieben-Ausschnitten vor Raab verbeugte.
Dass man da nicht mal einen Musikact hatte, war schon sehr enttäuschend, vor allem, wenn man bedenkt, dass da mehr als 10.000 Menschen in der Düsseldorfer Halle saßen.
Da aber begann das Event, Doro Pesch sang für Regina Halmich. Es folgte Helge Schneider mit seinem „Katzeklo“, Pamela Reif sang einen Willkommenssong für Stefan Raab (noch mehr Heldenverehrung), den Raab sich selbst geschrieben hat.
Ist das heute alles noch zeitgemäß? Ist diese Selbstüberhöhung nicht ein bisschen peinlich? Raab stieg dann die höchste Showtreppe der Geschichte runter.
Irgendwie meldeten sich in dem Moment endgültig die 2000er zurück. Auch wenn die Inszenierung groß war – irgendwie war diese Show dennoch von gestern. Spätestens als die „Ich liebe deutsche Land“-Hymne erklang.
Und überhaupt: Stabiler, starker Mann kämpft gegen kleiner, leichtere Frau. Das war schon vor 17 Jahren irgendwie merkwürdig. Wie die heutige Jugend sagt, wäre es schon ziemlich cringe, würde der Mann die Frau weghauen. Raab bleibt eigentlich nichts anderes als der Nicht-Sieg.
Aber so standen sich Raab und Halmich wieder gegenüber, und Raab sang vorher noch „Pa aufs Maul“, was im Zusammenhang mit dem Boxkampf gegen eine Frau schon maximal unangenehm war.
Vor allem: Erst singt Raab „Pa aufs Maul“, und dann bekommt er ein paar ordentliche Brummer aufs selbige. Raab ließ sich ordentlich vermöbeln, und schon in Runde 1 begann er mächtig zu pumpen. Was dann angesichts der Selbstbeweihräucherung wirklich peinlich war. Mit großen Glubschaugen wankte Raab durch den Ring, und Regina Halmich donnerte ihm eine Schelle nach der anderen an den Kopf.
Und auch wenn Raab alle sechs Runden (mit je zwei Minuten) überstand – er war sehr unterlegen, und dass zwei Punktrichter eine Runde bei Raab sahen, ist ziemlich lächerlich.
Das war alles ziemlich ernüchternd. Bis zur Pressekonferenz.
Denn im Anschluss an den Kampf übertrug RTL die Pressekonferenz von Stefan Raab. Anlass: seine neue Show.
Und plötzlich war er da, der Entertainer mit Witz, die spitze Zunge, der Raab, den wir vermisst haben.
Er bekommt bei RTL eine neue Show – und sie startet schon in der kommenden Mittwoch. „Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab“ läuft allerdings nicht im linearen Fernsehen, sondern bei RTL+, jeden Mittwoch ab 20.10 Uhr. Damit ist die Show indirekt auch Konkurrenz für sein ehemaliges Baby „TV total“ auf ProSieben.
In der Show geht es um aktuelle Ereignisse, es gibt ein Quiz und Entertainment. Der Boxkampf und das drumherum waren letztlich eher lahm und nicht wirklich eine Visitenkarte. Neugierig machte nur sein Auftritt in der Pressekonferenz. Seiner neuen Show sollte man auf jeden Fall eine Chance geben.
Dass sie offenbar ausschließlich bei RTL+ läuft, ist bemerkenswert, aber auch ein Wink in die TV-Zukunft, die sich mehr und mehr im Streamingbereich abspielen wird. Momentan ist aber noch unklar, ob die Show im Bezahlbereich läuft oder ob jeder sie sehen kann.
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