Stadt hofft auf baldige Sanierung des Bahnhofes Hennigsdorf

Dächer fehlen oder sind kaputt – mit einem schnellen Baubeginn ist
aber nicht zu rechnen – gute zehn Jahre werden wohl noch vergehen

MAZ Oberhavel, 25.7.2024

Hennigsdorf.
In Oberhavel ist Hennigsdorf zwar die zweitgrößte Stadt und der Bahnhof im Zentrum ein echter Knotenpunkt – dennoch befindet er sich in einem erbärmlichen Zustand, der Touristen durchaus in Staunen versetzt.
Der Bahnsteig 5 im Bereich der Regionalbahn sieht heruntergekommen aus. Der Bodenbelag ist eine Mischung aus ein paar Asphaltresten am Bahnsteigrand, kleinem Kopfsteinpflaster und betonierten Arealen. Im mittleren Bereich sieht das Dach noch ganz in Ordnung aus, im hinteren Teil ist vom Dach jedoch nur noch das Gerüst übrig, was durchaus gruselig aussieht.
Im vorderen S-Bahn-Teil des Bahnhofes ist gar kein Dach, ebenso wie auf dem zweiten Regionalbahnsteig. Dass sich S- und Regionalbahn ein nur durch zwei Prellböcke unterteiltes Gleis teilen – dazwischen ist das Gleis zur Sicherheit kurz unterbrochen –, ist ebenfalls eine Besonderheit des Hennigsdorfer Bahnhofes.

Einladend ist das alles jedenfalls nicht. In der Hennigsdorfer Stadtverwaltung sieht man das genauso. „Seit mehr als zehn Jahren hat die Stadt Hennigsdorf in Schreiben oder Gesprächen mit Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG auch vor Ort auf den unbefriedigenden Zustand hingewiesen, den der Pendler-Bahnhof Hennigsdorf bietet“, sagt Stadtsprecherin Andrea Linne auf Nachfrage der MAZ. „Er entspricht damit nicht seiner Bedeutung als Umsteigepunkt und Startbahnhof verschiedener Nahverkehrslinien.“ Zudem sollte der 1998 geschlossene Zugang samt Tunnel im Norden eigentlich schon 2012 wieder begehbar sein – auch das sei nicht geschehen.
Dementsprechend fordert die Stadt Hennigsdorf die Sanierung der Bahnsteige, die Erneuerung des Bahnsteigdaches und die Sanierung des südlichen Fußgängertunnels. „Der Tunneldurchstich und die Reaktivierung des nördlichen Bahnsteigzugangs müssen erfolgen“, so Andrea Linne weiter.

Auf eine entsprechende Anfrage hin verweist die Bahn auf die Pläne für das Bauprojekt i2030, das den Ausbau der Strecke zwischen Berlin-Schönholz und Neuruppin beinhaltet. Bis Mitte der 2030er-Jahre könnte nach den jetzigen Plänen die S-Bahn von Hennigsdorf aus weiter nach Velten fahren. In dem Zusammenhang werde auch der Hennigsdorfer Bahnhof umgebaut. „Kurzfristig gibt es keine Aktivitäten der Deutschen Bahn, die uns bekannt wären“, so die Sprecherin der Stadt Hennigsdorf. „Der Zustand am Bahnhof wird sich in nächster Zeit wohl nicht verändern.“ Auch seitens der Stadtverwaltung gehe man davon aus, dass die Umsetzung von Maßnahmen erst im Zuge des Projektes i2030 geplant seien. „Das betrifft die Bahnsteigsanierung, einschließlich Dach und auch die Tunnel.“ So sei es auch auf der Info-Veranstaltung am 11. Juni in Velten zu i2030 dargestellt worden.

Andrea Linne weiter: „Natürlich würden wir uns freuen, wenn die avisierten Arbeiten nicht erst in weiteren 13 bis 15 Jahren erfolgen.“ Dennoch setzt die Stadt viel auf die Umsetzung des i2030-Projektes. „Wir verbinden damit die Hoffnung, dass die derzeit vorgesehenen Maßnahmen, wie die Verlängerung der RB55 von Kremmen bis nach Neuruppin und die Weiterführung der Linie von Hennigsdorf bis nach Cottbus über Falkensee, Spandau und Charlottenburg die Bedeutung der Stadt untersetzen.“ Diese Verbindung werde dann zukünftig unter dem Namen RE2 verkehren und die komplette Stadtbahn für alle Menschen aus Hennigsdorf erschließen.

Wenn die Pläne umgesetzt werden, dann wird der östliche Bahnsteig komplett für die S-Bahn umgebaut – so, dass die Bahn im Bahnhof halten und weiter nach Velten fahren kann. Der jetzige westliche Bahnsteig wird dann der ausschließliche Abfahrtpunkt für die Regionalbahnen – das wären dann der RE2 und die RB20.
Die S-Bahn, die neue Regionalexpress-Verbindung – dann lasse sich seitens der Stadtverwaltung auch verschmerzen, dass die Linie des RE6 ab Mitte der 2030er nicht mehr über Hennigsdorf, sondern von Wittenberge bis nach Velten und von dort über die Kurve Höhenschöpping bis nach Berlin-Gesundbrunnen verlaufen solle, so Andrea Linne weiter.

Zudem solle dann ja Hennigsdorf mit der Verlängerung der S25 nach Velten mit einem neuen Haltepunkt in Hennigsdorf Nord ausgestattet werden. „Für dieses Wohngebiet mit mehr als 4500 Bewohnerinnen und Bewohnern spielt das eine entscheidende Rolle“, erklärt die Stadtsprecherin, „ebenso für zahlreiche Firmen auf der anderen Bahnseite an der Veltener und Eduard-Maurer-Straße.“

Mit dem Zehn-Minuten-Takt der S25 und dem zweigleisigen Ausbau großer Teile der Straße bis Schönholz wäre eine schnelle Verbindung möglich. „Das Wohngebiet könnte perspektivisch attraktiver für weiteren Wohnungsbau werden“, so Andrea Linne.

Aber bis dahin könnten in der Tat noch zehn Jahre – oder mehr – ins Land ziehen. So lange wird der Bahnhof Hennigsdorf weiter einen deprimierenden Eindruck machen.


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