Es sollte das ganz große Ding werden. Am 17. Mai sollten sich in Deutschland und darüber hinaus eine ganze Menge Profifußballer als schwul, bi oder sonstwas outen.
Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. Im Februar hatte der schwule Ex-Fußballer Marcus Urban ein Massen-Coming-Out im Profifußball angekündigt. Für diese Aktion wurde eine Internetseite geschaltet.
Tatsächlich gibt es im deutschen Profifußball zwar sicherlich schwule Spieler, aber keiner macht es öffentlich. Über mögliche Gründe ist schon viel gesagt worden.
Nun also die groß angekündigte Aktion zum 17. Mai. Schon in den Tagen davor musste Marcus Urban schon einräumen, dass es wohl nicht so toll gelaufen ist, und am 17. Mai selbst war klar: Gar nichts ist gelaufen. Und irgendwie erscheint das dann doch sehr logisch, denn die Aktion war schlicht nicht gut.
Am 5. Februar 2021 haben sich unter dem Motto „Act out“ 185 Menschen aus der Schauspielbranche als queer geoutet. Sie taten das in einem Special des SZ-Magazins. Die Aktion war sehr lange vorbereitet – aber öffentlich wurde sie nicht angekündigt. Es machte Peng, und das Thema stand auf der Tagesordnung und wurde viel besprochen. Sie war ein Erfolg.
Im Gegensatz zur Fußballer-Aktion.
Aber es wurde auch alles falsch gemacht, was falsch gemacht werden konnte.
Die Ankündigung: So eine Aktion sollte gar nicht angekündigt werden. Sie sollte für die Öffentlich aus dem Nichts kommen. Denn so wird kein unnötiger Druck aufgebaut. So gibt es keine übermäßigen Erwartungen.
Auf einer Internetseite sollten die sich Fußballer „eintragen“, oder sie lassen sich eintragen. Wie auch immer.
Das klingt sehr unorganisiert. Was ist, wenn da ein Fußballer sich dazu durchringt, und dann steht er da alleine?
Termin-Nennung und die Art der Präsentation war kontraproduktiv.
Das ist wie ein Stadion voller Leute – vor allem Journalisten -, die darauf warten, wer denn da auf dem Rasen aufläuft. Und wer da auf dem Rasen aufläuft, der wird erst mal begafft.
Seit Tagen sind viele Onlinemedien voll mit Beiträgen zum 17. Mai und der Frage, wie viele Fußballer sich denn da outen könnten. Alles für die Klicks.
Auf diese Weise wird unnötiger Druck aufgebaut. Dass sich auf diese Weise keiner outen will, sollte da niemanden verwundern.
Es wirkte von Anfang an so, dass Marcus Urban was anstoßen wollte, was er aber nicht gut durchdacht hat. Vielleicht war diese Aktion für die eigentlich gute Sache sogar kontraproduktiv.
Aber wer weiß: Vielleicht passiert ja noch was. Vielleicht passiert es aber auch, wenn wir alle gar nicht mehr damit rechnen.
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