Taiwan: Gritt Gebauer aus Oranienburg und Bernhard von Schröder aus Falkensee erleben das schwere Erdbeben in einem Hotel in Taipeh mit – stundenlang schwankt das ganze Haus
MAZ Oberhavel, 5.4.2024
Oranienburg/Falkensee.
Es war 7.35 Uhr Ortszeit, am Mittwochmorgen in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan. „In diesen Minuten begann ein leichtes Zittern“, erzählt Bernhard von Schröder.
Der Falkenseer ist mit seiner Lebensgefährtin Gritt Gebauer aus Oranienburg momentan in Taiwan im Urlaub. Sie sahen sich in der Megacity um, waren in Tempeln und Parks. Der Mittwochmorgen aber änderte alles. Taiwan war von einem schweren Erdbeben erschüttert worden, dem schwersten seit etwa 25 Jahren. Die örtlichen Behörden gaben die Stärke des Bebens mit 7,2 auf der Richterskala an. Es gab mehrere Tote und Tausende Verletzte.
Gritt Gebauer und Bernhard von Schröder hielten sich zu dieser Zeit in ihrem Hotel in Taipeh auf, im 26. Stock. Der Falkenseer war gerade aufgewacht, als er das Zittern bemerkte. „Ich bin raus aus dem Bett. Ich dachte erst, dass es starker Wind oder ein Orkan ist. Aber schnell war mir klar gewesen: Das ist ein Erdbeben.“
Das ganze Haus begann sich zu bewegen. „Wenn man mit dem Haus 40 bis 50 Zentimeter zur Seite geschüttelt wird und man sitzt im 26. Stock“, dann sei das beängstigend, erzählte Gritt Gebauer. Sie sei regelrecht aus dem Bett getaumelt.
„Da gehen dir dann alle Gedanken durch den Kopf“, sagt Bernhard von Schröder. „Wo ist der Pass? Wo komme ich hier raus? Wo sind die Fluchtwege?“ Noch in Schlafklamotten haben die beiden im kleinen Flur gestanden und die Zimmertür zum Hotelflur geöffnet. „Weil die vielleicht sonst verklemmen könnte.“
Wie lange kommt einem so ein Erdbeben vor? „Das waren zwei bis drei Minuten“, sagt der Falkenseer, und seine Lebensgefährtin sagt: „Gefühlt fünf Stunden, ehrlich gesagt.“ Auch wenn es für Gritt Gebauer nicht das erste Erdbeben war. „Ich habe schon mehrere in Griechenland erlebt“, sagt sie.
„Das ist ein Gefühl von Hilflosigkeit, Machtlosigkeit“, so Bernhard von Schröder. „Man hat ein Fluchtgefühl: Wo kann ich weg? Was machen wir jetzt? Das ist ein Gefühl, dass da mit dir was passiert, was du nicht beeinflussen kannst. Ich habe echt Angst gehabt.“ Bei seiner Lebensgefährtin kam die Angst erst danach, erzählt sie.
Als es wieder still wurde, sei es darum gegangen, erst mal rauszukommen. „So schnell haben wir aber keine Treppen gefunden, aber der Fahrstuhl fuhr die ganze Zeit weiter.“ Immer wieder gab es Nachbeben, einmal auch, als die beiden gerade im Fahrstuhl standen.
Die Verständigung in Taiwan ist für Europäer so oder so schon schwierig, selbst mit Englisch kommt man dort nicht sehr weit. Wenn es um Informationen zu den Ereignissen rund um das Erdbeben ging, waren die beiden Urlauber auf die deutschen Medien im Internet angewiesen. Auch im Hotel selbst sei es schwierig gewesen, Infos zu erhalten. „Wir haben an der Rezeption gefragt, aber uns konnte keine Auskunft gegeben werden.“ Immerhin sei Wasser ausgegeben worden. So stand die Frage im Raum, wie lange das ganze Hotelgebäude noch hin und her schwankt. „Das Haus wackelte wirklich noch sehr lange“, erzählt Gritt Gebauer. Auch im Hotelzimmer gab es einen Schaden, eine Fuge im Luftschacht sei aufgebrochen. „Das haben wir dann gleich gemeldet.“
An sich sei Taipeh eine „megaquirlige Asia-Metropole“, sagt Bernhard von Schröder. Tausende Mopeds und Autos seien unterwegs, dazu viele Busse, die sich ihre Wege bahnen. Am Mittwoch nach dem Erdbeben sei das völlig anders gewesen. „Der gesamte Verkehr war völlig durcheinander. Die Bahnen wurden gestoppt und uns wurde auch geraten, heute nicht U-Bahn zu fahren. Wir sind dann durch die Stadt gestromert.“
In Taipeh seien die Schäden augenscheinlich gering gewesen. Das Epizentrum des Bebens sei weiter südöstlich gewesen. Dennoch: Es war heftig. Der Sohn von Gritt Gebauer lebt 40 Kilometer abseits der Stadt. Erdbeben würden immer mal wieder vorkommen. „Aber er sagt, es sei noch nie so schlimm gewesen.“ Die Stimmung in der Stadt sei entsprechend gedrückt gewesen. „Die Leute waren danach wirklich anders. Viele haben gebetet.“ Wenn es Nachbeben gegeben habe, dann seien die Menschen sofort in Alarmstimmung gewesen.
Am Abend sei der Adrenalinpegel wieder einigermaßen okay gewesen. „Danach ist man ziemlich nachdenklich“, sagt Gritt Gebauer. So wird dieser Urlaub nun nicht nur wegen der spannenden Eindrücke aus dem asiatischen Land in Erinnerung bleiben.
Schreibe einen Kommentar