Schaden am Louise-Henriette-Gymnasium in Oranienburg – Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung – Schulleiterin Gabriele Schiebe will schnelle Reparatur
MAZ Oberhavel, 4.4.2024
Oranienburg.
Es ist gewissermaßen das Wahrzeichen des Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasiums. Seit 1997 ist der Schriftzug der Schule, der über dem Haupteingang angebracht ist, auf fast allen Abitur-Gruppenfotos zu sehen und sorgt somit für langjährige Erinnerungen. Unbekannte haben diesen Schriftzug über die Osterfeiertage schwer beschädigt. Von der „Henriette“ ist nur noch das „H“ übrig geblieben, das doppelte „T“ hängt noch verbogen an der Hauswand. Vom „Gymnasium“ fehlt der Buchstabe „G“.
Aber damit nicht genug. Wie die Polizei am Ostermontag mitgeteilt hatte, wurden die abmontierten Buchstaben auf der Treppe am Haupteingang abgelegt. Wie Philipp Mahnke, Sprecher der Polizeidirektion Nord in Neuruppin, am Mittwoch der MAZ bestätigte, ist aus fünf der Buchstaben auf der Treppe ein Wort gelegt worden. Es handelt sich dabei um das N-Wort. Ausgeschrieben ist es ein kolonial-rassistischer Begriff für schwarze Menschen. Wie der Polizeisprecher sagte, werde nun wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen Unbekannt ermittelt. Die Kriminalpolizei habe ihre Arbeit aufgenommen, hieß es schon in der Meldung am Montag, wo dieser konkrete Sachverhalt allerdings noch nicht benannt worden war.
Das Entsetzen jedenfalls ist groß. „Das hat mir den ganzen Ostersonntag ruiniert“, sagte Schulleiterin Gabriele Schiebe am Mittwoch auf MAZ-Nachfrage. Eine ihrer Lehrerkolleginnen habe die Tat am Ostersonntag zufällig entdeckt, als sie an der Schule vorbeigefahren war. Gabriele Schiebe habe dann sofort die Polizei verständigt. „Ich bin dann auch gleich hingefahren“, sagte sie.
Es seien vor Ort mehrere Männer gesehen worden, die Fotos vom demolierten Schriftzug gemacht haben – aber ob sie den Schaden als Interessierte fotografieren wollten oder etwas damit zu tun haben, ist nicht bekannt.
„Das ist mega ärgerlich“, so Gabriele Schiebe. „Ich habe mich fürchterlich darüber aufgeregt, das ist alles unfassbar. Diese Leute haben keinen Funken Verstand im Kopf!“ Nachdem alles zu Protokoll gegeben worden war, habe sie die abgetrennten Buchstaben des Schriftzuges im Haus gesichert. „Alle Buchstaben sind da“, so die Schulleiterin. „Einige sind ein bisschen verbogen.“
„Ich möchte, dass das möglichst schnell geht“, sagte Gabriele Schiebe zur Reparatur des Schriftzuges über dem Schuleingang. Der Hausmeister sei in dieser Woche nicht da, er könne sich wohl in der kommenden Woche darum kümmern, wenn dann auch der Schulbetrieb wieder laufe. Die Buchstaben seien mit langen Schrauben befestigt gewesen.
Ihr Ziel sei es, so Gabriele Schiebe weiter, dass der Schriftzug am 10. April wieder repariert sei. Da findet am Abend die Gala mit der Vergabe des Schulpreises in der Aula statt.
Reaktionen gibt es auch außerhalb der Schule. Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) sagte am Mittwoch: „Das ist kein Dummer-Jungen-Streich, über den man schmunzeln kann, sondern ein miserables Werk, das nicht nur einen Schaden verursacht, sondern eine üble Botschaft im Gepäck hat.“ Und er ergänzte: „Das hat, vor allem am Eingang einer Schule, nichts zu suchen in unserer Stadt!“
„Der Vandalismus am kreiseigenen Louise-Henriette-Gymnasium in Oranienburg hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landkreises erschüttert“, sagte Mandy Oys, Sprecherin der Kreisverwaltung, am Mittwoch. „Wir werden Strafantrag stellen.“ Auch sie erklärte, dass der Schaden so schnell wie möglich behoben werden solle. „Inwieweit beschädigte beziehungsweise deformierte Teile des Schriftzuges repariert werden können, ist aber noch nicht abzusehen.“ Die Instandsetzung müsse aus Sicht der Kreisverwaltung eine Fachfirma übernehmen.
1994 ist das Gymnasium an der Oranienburger Kurt-Schumacher-Straße eröffnet worden, zunächst unter dem Namen „Neues Gymnasium Oranienburg“. Am 29. September 1995 wurde der Name „Louise-Henriette-Gymnasium“ während eines Festaktes feierlich eingeweiht. Seit September 2013 trägt das Gymnasium den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Schulpatin ist die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali.
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