SA 24.02.2024 | Hennigsdorf, Stadtklubhaus
Gerade in diesen Zeiten sollten wir wieder mehr Lachen. Lachen kann gut von dem ganzen Mist ablenken, der jeden Tag auf uns einprasselt.
Da passte es doch gut, dass im Stadtklubhaus in Hennigsdorf zum fünften Mal die Lachnacht stattfand – übrigens das erste Mal nach der Pandemiepause.
Wie aber bringt man das Publikum zum Lachen? Und was muss passieren, damit ein Auftritt nach hinten losgeht? Auch das war am Sonnabend sehr gut zu beobachten.
Moderator Atze Bauer begrüßte am Sonnabend im Stadtklubhaus die Comedians Freddy Farzadi, Kristina Bogansky und Torsten Schlosser.
Moderator Atze Bauer bezeichnete Hennigsdorf zu Beginn scherzhaft als die „Kathedrale der Comedy“. Die Leute dort hätten sich einen Megaruf erjubelt. Mit seinem Song „Einen Schnaps auf den Quatsch“ machte er einen politischen Rundumschlag: „Die Politik sauf ich mir schön“, hieß es darin. Und: „Einen doppelten Gin auf die Pfeifen in Berlin.“ Damit war erst mal ein guter Grundstein gelegt. Witze über Politik gehen immer.
Allerdings: Er selbst glaubt, dass die Comedy in den momentanen Zeiten eher unpolitischer sei, sagte er später im Gespräch. Das Politische werde in der Comedyszene gerade weniger. „Das liegt an der Zeit.“ Es sei eine schwierige Zeit, und da würden die Leute hier nicht auch noch erklärt bekommen wollen, wie es zu laufen habe.
Der Hamburger Freddy Farzadi beherzigte das. Keine Politik im Programm,. Er machte stattdessen Gags über seine kindliche Fettleibigkeit. Sich über Dicke lustig zu machen, scheint ja immer irgendwie zu gehen – auch wenn er mutmaßlich sich selbst meinte, auch früher. Er sprach noch über die Schulzeit und seine Zeit als Türsteher. Er sei mit zwölf eingeschult worden. „Ich war tiefbegabt.“ In der vierten Klasse habe er eine Doppelbelastung gehabt, er musste ja nebenbei die Fahrschule absolvieren. Später sprach er über seine Probleme, im Club die Frauen anzusprechen. Männer würden eher untenrum denken. Beim Einkaufen sei ihm aufgefallen: „Rewe hat eine Eigenmarke, die heißt ,Ja!’, schmeckt aber wie ,Nein’.“ Für seinen Auftritt gab es viel Applaus.
Aber man konnte recht eindrucksvoll auch das Scheitern sehen. Denn die Berliner Comedienne kam Kristina Bogansky kam auf der Hennigsdorfer Bühne sehr ins Schwimmen.
Dabei habe ich mich gefreut, sie zu sehen. Ich habe sie schon bei „Jeder Witz zählt“ in Hohen Neuendorf erlebt, und da feierte sie große Erfolge und war sehr witzig. Am Sonnabend in Hennigsdorf muss sie einen schlechten Tag gehabt haben.
Nach einem Gag über Depressionen, der nicht ganz so belacht wurde, begann die Berlinerin, ihre eigenen Unsicherheiten in dieser Situation auf der Bühne zu kommentieren. „Hallo, seit ihr noch da?“, fragte sie. Das war an diesem Punkt ziemlich unnötig, weil das Wenig-Lachen da kaum aufgefallen war. Aber sie war plötzlich sehr unsicher.
Sie sprach über dicke und dünne Menschen und merkte dann an: „Jeder soll sein, wie er sich wohlfühlt.“ Um sich direkt danach über das Aussehen von Minister Karl Lauterbach lustig zu machen. Was dann doch wieder sehr unangenehm war. Sie wurde fahrig.
Als sie darüber sprach, dass Frauen ab einem gewissen Alter nicht mehr sagen, wie alt sie denn seien, warf sie den Begriff „GILF“ in den Raum. „GILF“ steht für „Grandmother I’d like to fuck“. Weil kaum jemand drüber lachte, begann Kristina Bogansky, ihre Witze zu erklären – um sich dann über Hennigsdorf zu wundern. Sie schien vollkommen davon überrascht gewesen zu sein, dass sie vor sich ein völlig anderes Publikum hatte, als sie das gewöhnt ist.
Sie machte Gags über den Körper im Alter („Wer hat auch Hängetitten?“), die bei jüngeren Zielgruppen sicher gut ankommen. In Hennigsdorf, wo eher die ältere Zielgruppe im Saal saß, nicht so.
Sie verabschiedete sich mit: „Es war interessant. Ich gehe von der Bühne, ich glaube, es wird nicht besser.“ Es war wirklich sehr unangenehm, das mitzuerleben.
Ihr Scheitern in Hennigsdorf wird vermutlich mal auf einer anderen Bühne von ihr thematisiert. Um sich darüber dann lustig zu machen – dabei lag es nicht am Publikum, dass sie scheiterte, sondern an ihrer eigenen Unsicherheit, mit der Situation umzugehen.
Somit war auf überraschende Art und Weise diese Lachnacht auch eine interessante Comedy-Studie.
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