Deutschland sucht den Synchro-Star

Neulich habe ich eine Anzeige entdeckt, dass ein Audiostudio für Synchronarbeit Leute castet. Das fand ich spannend, wobei ich mir eher vorstellen könnte, Sprecher bei Dokus zu sein. Das lippensynchrone Sprechen traue ich mir eigentlich gar nicht so zu. Wobei da ganz sicher auch eine Übungsfrage ist.

Also machte ich mich auf nach Berlin-Mitte. Das Studio befindet sich in den Hackeschen Höfen.
Ich vermute, dass ich an diesem Tag der Älteste bin, die wenigen anderen, die da waren, müssen in den 20ern gewesen sein.

Die Begrüßung war sehr freundlich, leg erst mal die Jacke ab, komm erst mal an, schreib dich mal in die Liste ein.
Und dann ging alles ganz schnell. Einer der Mitarbeiter nahm mich mit nach hinten zur Sprecherkabine. Er fragte mich, ob ich „Breaking Bad“ kenne, was ich bejahte, wobei ich nur eine Folge gesehen habe, um festzustellen, dass ich sie nicht mag.

Ich sollte den Hauptdarsteller sprechen, allerdings wurde ich erst mal gebeten, ein paar Worte zur Vorstellung zu sagen.
Nachdem ich kurz von mir erzählt habe, meinte der Aufnahmeleiter, dass er mir doch einen anderen Charakter gibt, meine Stimme klinge nicht so alt.

Ich bekam einen Zettel in die Hand mit mehreren Takes. Die Takes bestanden teilweise nur aus einzelnen Sätzen, die zu sprechen waren.
Es waren wohl aus rechtlichen Gründen keine Originalsätze aus der Serie, aber das wäre mir eh nicht aufgefallen.

Um überhaupt mal reinzukommen, wurde mir die Serie vorgespielt, damit man hört, wie der Typ spricht und wie er es spricht.
Dann ging es auch schon los.
Die Kunst ist, dass man den Satz nicht abliest, sondern tatsächlich spielt. Wenn man das das erste Mal macht, ist das natürlich ziemlich anspruchsvoll. Man muss ja nicht nur akustisch spielen, sondern noch darauf achten, dass man lippensynchron spricht, Pausen beachtet.
Das war echt schwer!

So brauchte ich auch ein bisschen, um mich zumindest ein wenig einzugrooven. Hier mal mehr betonen, dort ein bisschen langsamer.
Ich musste einen Schnösel vertonen, der etwas arrogant in einem Sessel sitzt und etwas herabwürdigend zu jemand anderen spricht.
Ich würde sagen: Es war irgendwie okay, aber keine ganz große Leistung.

Ich habe gelernt: Wenn man einen synchronisierten Film sieht, dann ist die Übersetzung nicht eins zu eins eingesprochen worden. Es wird Satz für Satz gearbeitet, und dann wird alles zusammengeschnitten. Auch Dialoge werden alleine gesprochen, nur die eigenen Satzteile – was die/der andere sagt, kriegt man gar nicht mit.

Beim Casting ging es darum, zu schauen, ob man ein grundsätzliches Talent hat. Ich habe das vermutlich nicht so wirklich. Andererseits wurde man auch ganz schön fix in die Situation geschubst, ohne sich ein bisschen in die ganze Sache reinfühlen zu können.
Am Ende gab es eine kurze Kritik, und dann war es auch schon vorbei. Ich vermute mal, dass auf die Kritik auch nichts weiter folgt.
Ich werde wohl kein Synchronstar – aber eine spannende Erfahrung war es dennoch.


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