Benno Pludra: Tambari

Es ist ein echter literarischer Schatz, der sich immer noch lohnt, auszuheben und zu lesen. Benno Pludra hat den Roman „Tambari“ erstmals 1969 in der DDR veröffentlicht. Sie spielt auf dem platten Mecklenburger Land, und im Grunde könnte sie heute so ähnlich immer noch erzählt werden.

Luden Dassow ist tot. Er hatte einen Kutter, er war Weltumsegler, ein umtriebiger Mensch. Und nun hat er den Leuten in Koselin einen Kutter hinterlassen: Tambari. Aber von den Fischern im Dorf will ihn keiner haben. Wer will so ein Wrack schon nutzen?
Jan Töller will das nicht hinnehmen. Der Junge war mit Luden Dassow befreundet, war mit ihm oft auf dem Kutter unterwegs. Und jetzt soll das Ding verrotten?
Jan gibt nicht auf, er will den Kutter restaurieren, und er kann seine Freunde dazu überreden, mit ihm daran zu arbeiten. Die Fischer schenken den Kindern schließlich den Kutter.
Bis es zu einem Zwischenfall kommt, und der Kutter plötzlich eine neue Bedeutung bekommt…

„Tambari“ erzählt von einem Konflikt der Generationen – so wie es ihn auch heute noch – fast 55 Jahre später – geben könnte. Jan und seine Freunde setzen sich für eine Sache ein, sie kümmern sich um den alten Kutter und müssen sich damit über die Erwachsenen hinwegsetzen, die sich erst nicht dafür interessieren und dann aus Profitgründen doch noch ein Auge darauf werfen.
Hilfe bekommen die Kinder von Kassbaum, einem Mann, der den Kindern zur Seite springt, aber ein schlechtes Image hat, weil er zu viel trinkt. Zudem kommt es zu Konflikten mit anderen Kindern, die sich nicht beteiligen wollen – und mit dem Schuldirektor, der sich nicht entschließen kann, sich einer Seite zuzuschlagen.
Natürlich ist das Buch sprachlich hier und da schon ein bisschen „altertümlich“, aber im Großen und Ganzen liest sich es wahnsinnig schön, weil sich der norddeutsche Slang gut rüberkommt, überhaupt diese Langsamkeit des Dorfes legt sich in der Sprache von Benno Pludra sehr schön nieder.
Partei, Pioniere und Co. spielen in diesem Roman übrigens praktisch keine Rolle, vielmehr geht es quasi zeitlos darum, sich für eine Sache, die einem wichtig ist, einzusetzen, es geht um einen Generationenkonflikt, um die Wirtschaftlichkeit so eines Dorfes – und am Ende auch um Freundschaft.

Benno Pludra: Tambari
Der Kinderbuchverlag Berlin (1969), 288 Seiten (inzwischen: Gulliver, 2005)
9/10


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Kommentare

Eine Antwort zu „Benno Pludra: Tambari“

  1. […] Die Geschichte spielt auf dem platten Mecklenburger Land, und im Grunde könnte sie heute so ähnlich immer noch erzählt werden. Eine Gruppe von Kindern kämpft darum, einen alten Kutter, Tambari, aufmöbeln zu dürfen. Als sie fertig sind, wollen die Erwachsenen ihn wieder haben. Spannend, liest sich toll!Die ausführliche Kritik steht hier. […]

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