Die Bärenklauer Jungstörchin Marie übernachtet im Hühnerhof

Das Tier kann nicht weit genug fliegen und erreicht das Nest über dem Remontehof nicht mehr – Rettungsaktion gestartet – viele Störche derzeit über Schwante

MAZ Oberhavel, 8.8.2023

Oberkrämer.
In Bärenklau und Schwante sorgen in diesen Tagen die Störche für Aufsehen – allerdings aus durchaus verschiedenen Gründen. In Schwante laufen die Reisevorbereitungen für den Flug nach Süden und in Bärenklau musste eine Rettungsaktion eingeleitet werden.

In Bärenklau begann das Drama am Mittwoch der vergangenen Woche. Ein Anwohner der Vehlefanzer Straße stand bei Ortsvorsteherin Gundula Klatt am Tor. In seinem Garten befand sich ein junger Storch – er stammte aus dem Nest über dem Remontehof. Offenbar habe er nicht richtig fliegen können, verletzt sei er aber auch nicht gewesen. Obwohl es nur etwa 30 Meter Luftlinie zum Nest gewesen seien, habe er scheinbar nicht dorthin zurückgefunden.
„Wir haben dann Roland Heigel angerufen“, erzählte Gundula Klatt am Montag. Er ist der Storchenbeauftragte für den Süden von Oberhavel. Er habe den Bärenklauern geraten, den Jungstorch auf eine Wiese zu bringen, dort, in Sichtweite zum Nest, sollte es einen weiteren Startversuch geben.
„Wir haben ihn eingefangen, unter den Arm genommen und zum Feld gebracht“, sagt sie Inzwischen hatte das Tier auch schon einen Namen: Marie.
Allerdings blieb die Aktion auch auf der freien Wiese erfolglos. „Er flog einen Meter hoch und wieder runter“, so Gundula Klatt. Immer wieder habe er es versucht, „aber er hat keinen Schwung bekommen.“ Wieder holten sich die Bärenklauer Rat bei Roland Heigel. Sein Rat: Der Jungstorch müsse ins Nest gehoben werden. „So schnell haben wir das aber nicht hinbekommen.“
So zog Marie, die Jungstörchin, erst mal zu Klatts in den Hühnerhof ein. „Ich glaube, der fand das auch ganz gut, er stand auf einem Heuballen.“ Das Tier blieb dort allein – die Angst, dass in der Nacht irgendwelche anderen Tiere dort eindringen, ein Marder zum Beispiel, erwies sich als unbegründet.
Am Donnerstag herrschte allerdings ein so stürmisches Wetter, dass die Aktion mit der Hebebühne abgesagt werden musste. „Der Storch blieb noch einen Tag länger. Wir sollten ihn aber auch füttern.“ Also fuhr Gundula Klatt einkaufen und legte dem Tier Hühnerherzen auf einen Teller.
Am Freitagmittag wurde der Jungstorch mit einer Hebebühne wieder ins Nest gebracht. Insgesamt leben drei Jungstörche in diesem Nest – die anderen beiden flogen vor Schreck weg. Den dritten – Marie – legten die Helfer wieder rein. Die Aktion schien ein glückliches Ende zu nehmen. Aber zwei Stunden später war das Tier schon wieder unten – und kam erneut nicht ins Nest zurück. „Diesmal ist er bloß gute 20 Meter geflogen“, so Gundula Klatt.

Nun wurde der Storch zu Roland Heigel nach Wensickendorf gebracht. „Er ist jetzt hier in meiner Pflegestation“, sagte der Storchenbeauftragte der Nabu am Montag. „Er hatte sehr viele Parasiten und musste medikamentös behandelt werden.“ Es dauere eine Woche, bis die Behandlung abgeschlossen sei. In der Zeit könnte er aber auch seine Flugmuskeln trainieren.
Klar ist aber: Die Jungstörchin Marie wird nicht nach Bärenklau zurückziehen – denn Roland Heigel geht davon aus, dass ihre Familie dann das Nest über dem Remontehof schon verlassen haben wird. Das Tier könne von Wensickendorf aus in den Süden starten. „Wir haben hier auch noch andere Störche, und ihnen kann sich das Tier aus Bärenklau dann anschließen.“ Das habe bisher, in ähnlichen Fällen, auch immer funktioniert. Dass ein Jungtier in der Entwicklung etwas hinterherhinke sei allerdings erst mal vollkommen normal, so Roland Heigel.

In Schwante lässt sich ein gegenteiliges Phänomen beobachten. Auf dem Nest über der Kulturschmiede waren am Sonnabend gleich neun Jungstörche zu sehen. Allerdings sind sie dort nicht heimisch. „Die sammeln sich dort“, sagte Dieter Blumberg am Montag. Er hat immer einen guten Blick auf das Nest. „Die suchen sich immer einen Ort, wo sie sich sammeln und bereiten ihre Reise ins Winterquartier vor.“
Wenn die Tiere nicht oben auf dem Nest seien, „dann fliegen die wie die Raketen hin und her, sie schwirren ums Nest, beobachten und fliegen dann weiter.“ Dieter Blumberg geht davon aus, dass die Störche sehr bald ihre Reise in Richtung Süden antreten.

Wie Roland Heigel sagte, gibt es in diesem Jahr im Oberhavel-Süden 75 Jungstörche – das sind zehn mehr als 2022. „Das ist eine gute Bilanz.“ Spitzenreiter sei Kremmen, allein dort gebe es zehn Storchenpaare. „Da muss die Nahrungsgrundlage besonders gut sein.“



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