Der Deutsche Filmpreis 2023

FR 12.05.203 | 23.30 Uhr | ZDF

Was ist denn aus dem Deutschen Filmpreis geworden? Wo ist sie hin, die unterhaltsame Show, bei der der Schauspieler Edin Hasanovic für viel Spaß und Kurzweiligkeit sorgte?
Der Deutsche Filmpreis 2023 war eine erschreckend verkopfte, erschütternd tranige Veranstaltung.

Weil das ZDF die Verleihung am Freitagabend erst sehr spät um 23.30 Uhr auf den Sender schickte – da dachte man sich vermutlich bei der Deutschen Filmakademie, dass man sich auch keine Mühe mehr geben müsse, irgendwen unterhalten zu wollen. Erstmals gab es allerdings auch einen Livestream in der ZDF-Mediathek. Wer den aber gesehen hat, könnte sich damit den Abend ruiniert haben.

Die Schauspielerin Jasmin Shakeri war in diesem Jahr die Moderatorin der Lola 2023. Den ganzen Abend kümmerte sie sich um die Ungerechtigkeiten dieser Welt, um Gleichberechtigung, um Flüchtlinge, um Til Schweiger – an Humor war da aber nicht zu denken. Ernst, verkopft und mit erhobenen Zeigefinger sorgte diese Preisverleihung für eine Katerstimmung. Möchte man so die Filmfans unterhalten? Wo ist die Selbstironie, wo ist der Humor? Und soll so eine Preisverleihung nun wirklich auf alles Elend dieser Welt hinweisen – immer mit dem Zusatz: Wir sind die Guten?

Zwischendurch gab es Tanztheater, arte lässt grüßen, und auch hier fragt man sich als Zuschauer: Ist das deren Ernst? Warum will die Filmakademie die Menschen so dermaßen anöden? Selbst als die Verstorbenen gewürdigt wurden, gab es Tanzkunst im Vordergrund. Einfach nur zum Fremdschämen.

Und wenn man dann doch mal lustig sein wollte – Jan-Josef Liefers rannte mit einem Verkündungszettel aus dem Saal, um einen Stunt abzuliefern, um zu zeugen, dass Stuntleute wichtig sind. Sind sie auch, aber die Nummer war mies und unlustig – auch im Saal blieb es sehr still.

Und während „Im Westen nichts Neues“ international abräumt, bekommt der Film im Herkunftsland natürlich nur eine silberne Lola, weil das vermutlich zu viele Leute gesehen haben und man den Mainstream doof findet. Die goldene Lola gewinnt stattdessen „Das Lehrerzimmer“, der gerade erst angelaufen ist und vermutlich kaum Zuschauer haben wird. Insgesamt erhielt das Kriegsdrama aber immerhin neun Lolas. Einen Film wie „Roter Himmel“ hat man erst gar nicht nominiert, obwohl er bei der Berlinale den Silbernen Bären bekommen hat – aber leider ist der Regisseur nicht Mitglied der Filmakademie. Ja, blöd. Und peinlich für die Filmakademie. Stattdessen steht ein persischer Film auf der Liste, bei dem Deutschland nur Co-Produzent ist – und den sicher auch ein paar Leute gesehen haben könnten.

Dem Deutschen Filmpreis fehlt es erschreckenderweise an allem: Am Gefühl für Timing, alles dauert viel zu lange. Am Gefühl für Humor, alles ist viel zu dröge. An einer Ahnung, wie lange und oft man den Leuten mit Moral kommen muss. Ob jetzt wirklich auch Sarah Bosetti kommen muss, um auch noch zu sagen, was denn gerade alles doof ist. Ob jetzt wirklich noch eine Betroffenheitsmoderation kommen muss, bei der nur die unterdrückten Tränen gefehlt haben.

Um das hier mal klar zu stellen: Inhaltlich war das alles richtig, was am Freitagabend passiert ist. Es war nur keine gute Show. Es war keine gute Moderation. Überwiegend langweilige Laudatoren. Krampfhaft auf Botschaft geschriebene Vorlesungen. Lahme Pausenacts. Alles von allem zu viel – und vom gut Gemachten zu wenig. Aber Hauptsache, man begrüßt am Anfang zuerst die Ministerin.
Und das alles in mehr als dreieinhalb Stunden. Zumindest in der Version in der ZDF-Mediathek.

Es scheint, als sei der deutsche Film in einer tiefen Sinnkrise. Die Verleihung des Deutschen Filmpreises 2023 war ein erschreckendes Sinnbild dafür.

-> Die Sendung in der ZDF-Mediathek (bis 11. Mai 2028)


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Kommentare

Eine Antwort zu „Der Deutsche Filmpreis 2023“

  1. […] Nach der schlimmen Betroffenheitsshow 2023 wollte man in diesem Jahr offenbar wieder ein bisschen Witz und Humor in die Gala bringen. Was aber nur bedingt gelang. Diesmal waren es gleich sieben Leute, die den Abend moderierten – so sparte man sich auch meistens die Laudatoren, weil das immer zwei der sieben übernahmen. Irgendwie nett, aber andererseits auch schade, weil es immer eine nette Geste ist, wenn immer ein anderer Promi den jeweiligen Preis ankündigt und übergibt.Die sieben standen zwischendurch immer an einer Bar und witzelten ein bisschen rum – ziemlich sicher waren die Gags geschrieben, und dementsprechend „spontan“ kam das alles auch rüber. […]

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