Tanja Diedrich aus Bärenklau beschäftigt sich seit drei Jahren mit Brennmalereiauf Holz – neuerdings verkauft sie ihre künstlerischen Waren aus einem Schrank heraus
MAZ Oberhavel, 9.5.2023
Bärenklau.
Auf einem Herz aus Holz steht in geschwungener Schrift: Danke! Auf einem anderen Brett, das sich aufhängen lässt, sind Schuhe zu sehen, in denen ein Strauß Blumen steckt. Dazu der Hinweis: Bin im Garten. Auf ein Holzbrett ist ein künstlerischer Pferdekopf gemalt.
Was die Brennliese – eigentlich heißt sie Tanja Diedrich – in Bärenklau zu bieten hat, ist sehr vielfältig – sie beschäftigt sich seit drei Jahren mit Brandmalerei auf Holz. Und nicht nur das – sie verkauft ihre Produkte aus einem Schränkchen im Grizzlybärweg 1 heraus, aus dem „Deko-Lädchen Selbstbedienung 365“. „Ich kannte so was vorher auch nicht“, erzählt sie. „Ich habe immer nach Läden geschaut, wo man so was ausstellen kann.“ Das hätte sich aber finanziell für sie nicht gelohnt. Deshalb die Idee, ihre liebevollen Produkte einfach selbst zu verkaufen.
Und das funktioniert ganz einfach: Wer möchte, kann sich ansehen, was es im Schrank alles zu haben gibt. Wer sich für ein Produkt interessiert, kann es gleich vor Ort bezahlen und mitnehmen – auch der Kauf per Bezahlapp Paypal auf dem Smartphone ist möglich.
„Ich bin durch einen Zeitungsartikel auf die Idee gestoßen“, sagt Tanja Diedrich. Dort sei über so ein Selbstbedienungsschränkchen berichtet worden. Die Bärenklauerin wandte sich dann an die Frau, über die dort berichtet wurde. Dadurch wiederum stieß sie auf eine Facebook-Gruppe, in der sich viele Menschen zu diesem Thema austauschen. In der Gegend sei es eher üblich, kleine Tischchen aufzustellen, wo es Eier oder Obst gibt – aber so ein Schränkchen habe sie hierzulande bislang noch nicht entdecken können.
Vorsichtshalber hatte sich die Bärenklauerin vorher an das Bauamt in Oberkrämer gewandt. Aber das sei kein Problem gewesen, zumal der Schrank auf ihrem Grundstück steht. „Andere Bundesländer sehen das nicht so locker“, weiß Tanja Diedrich.
Der Schrank selbst ist schon gute 100 Jahre alt. Sie hat ihn über eine Online-Verkaufsplattform in Wittstock kaufen können. Er wurde abgeschliffen und neu lackiert. „Beliebt sind die Frühstücksbrettchen.“ Es gibt aber auch Schachteln, Schlüsselbretter, Holzlöffel, Grillzangen oder einiges mehr – alles aus Holz. Aber, und darauf kommt es an: Sie sind beschriftet. Und das ist das Steckenpferd der Bärenklauer Brennliese.
„Ich nehme entweder fertige Bretter, oder ich verarbeite sie. Mein Mann baut mir gerade eine Holzwerkstatt.“ Alles, was auf dem Holz geschrieben oder gemalt ist, brennt sie ausschließlich mit der Hand darauf. Sie verwendet dafür einen Brandmalkolben. „Das ist eine Art dicker Stift.“ Anliegender Strom erhitzt den Metallkopf. Mit diesem wird dann die Arbeit des Brandmalens ausgeführt.
Sie benutzt dafür teilweise auch Vorlagen – gerade wenn es um Schriften geht. „Das sind gekaufte Designs, lizensierte Schriften. Ich male aber auch per Hand, gerade bei Blumen.“ Das erste, was sie auf Holz gebannt habe, sei ein Bild mit einem Pferdekopf gewesen. Was auch an einem ihrer anderen Hobbys liegt – der Pferdehaltung. Angefangen hat es aber mit Youtube-Videos. Ihr Mann habe gebastelt, sie habe das gefilmt, und in der freien Zeit habe sie begonnen, selbst einiges auszuprobieren.
Im Schnitt braucht sie eine gute Stunde, um eine Arbeit abzuschließen. „Ich versuche, schneller zu werden, aber ich bin da immer sehr detailversessen.“ Schriften schafft sie schneller.
„Anfangs habe ich auf Märkten ausgestellt“, erzählt Tanja Diedrich. Als es darum ging, zu ergründen, für wie viel Geld sie ihre Ware verkaufen sollte, setzt sie anfangs den Mindestlohn an. „Das wurde dann aber nicht gekauft.“ Scheinbar waren die Preise zu hoch. „Ich bin dann ins Gespräch gekommen, um herauszufinden, was die Leute bereit sind, zu zahlen.“ Wer heute in den Schrank schaut, wird sich durchaus wundern, dass einiges darin erstaunlich preiswert ist. Für sie sei die Hauptsache, dass sie mit den Einnahmen das Holz finanzieren könne, mit dem sie neue Produkte kreiert.
Schon seit Ostern gab es einen kleinen Schaukasten, seit dem 1. Mai steht der Schrank. Hat sie keine Befürchtung, dass die Leute zugreifen, ohne zu zahlen? „Die Leute sind nicht unehrlich“, sagt die 41-Jährige. „Bei den meisten wird sogar ganz freundlich aufgerundet.“ Bislang habe es erst eine Person gegeben, die sich einen „Rabatt“ eingeräumt hatte.
Wer möchte, kann sich aber auch an die Brennliese wenden, wenn es um ein persönliches Geschenk gehe. „Ich mache dann einen Entwurf fertig. Bislang ist aus jedem Entwurf auch ein Auftrag geworden. Das macht mir auch fast am meisten Spaß.“
Eigentlich ist Tanja Diedrich Bürosachbearbeiterin. Sie lebt seit zehn Jahren in Bärenklau, mit Mann und Kind. Vorher wohnte sie in Velten. „Wegen des Hauses haben wir uns für Bärenklau entschieden. Das Dörfchen ist auch einfach schön.“
Und warum der Name „Brennliese“? Das sei ganz simpel, sagt Tanja Diedrich und lächelt. Es gebe eine Firma namens Brennpeter. „Und von Peter zur Liese war es nur ein kleiner Schritt.“
Mehr Infos gibt es unter www.brennliese.de.
Das Deko-Lädchen der Brennliese ist immer geöffnet
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