Von Gospel bis Schlager – Männerchor für alle Teschendorfer

Die Gesangstruppe gibt es schon mehr als 160 Jahre lang – seit 2006 leitet Cornelia Jaenicke die Herren an – Probe ist jeden Freitagabend

MAZ Oberhavel, 3.5.2023

Teschendorf.
„So schön, schön war die Zeit!“ Der Chor setzt zu dem Lied von Freddy Quinn an. Das Lied vom brennend heißen Wüstensand, fern, so fern dem Heimatland. Die Männer des Chores „Concordia“ treffen sich ausnahmsweise im Gemeinderaum der Teschendorfer Kirche. Normalerweise proben sie im Landgasthof – diesmal geht es aber um ein Überraschungsprogramm, deshalb der Ortswechsel, wie der Vereinschef Volker Mydlaszewski erzählt.

„Kein Gruß, kein Herz, kein Kuss, kein Scherz. Alles liegt so weit, so weit“, singen die Männer vom Chor weiter. Vor den meisten steht ein Bier, einige haben ein Wasser vor sich zu stehen. Es ist Freitagabend, und die Chorprobe ist für alle der entspannte Start ins Wochenende. Das Text kommt perfekt rüber – „Bis auf den letzten Ton“, wie Chorleiterin Cornelia Jaenicke dann doch kritisch anmerkt.

„Ich singe den ersten Bass“, erzählt Volker Mydlaszewski. Er ist seit 2006 Vorsitzender des Vereins Männerchor Concordia. „Im Chor bin ich aber schon mehr als 30 Jahre lang“, sagt der 58-Jährige. „Damals bin ich angesprochen worden.“ Er sei der Liebe wegen nach Teschendorf gezogen. Und er suchte Anschluss im Dorf. „Fußball war aber nichts für mich, an Pferden hatte ich kein Interesse. Der Chor war da für mich das Naheliegendste.“ Dass er singt, habe sich überhaupt erst dadurch ergeben. „Ich konnte mir das vorher gar nicht vorstellen. Ich habe vorher nicht gesungen.“ Auch habe er sich das Singen im Chor einfacher vorgestellt. „Ich hätte nicht gedacht, wie musikalisch das ist. Wir singen ja vierstimmig, da steckt viel Arbeit drin.“

Sie treffen sich jeden Freitagabend. „Wenn ein Konzert ansteht, treffen wir uns auch mal zusätzlich“, sagt der Vereinschef. Auch wenn es am vergangenen Freitag nur 13 Männer bei der Probe waren – an sich hat der Chor 22 aktive Sänger. Das Repertoire ist sehr vielfältig. „Querbeet“, sagt Volker Mydlaszewski. „Das können Gospels sein, Wanderlieder, jetzt gerade Frühlingslieder, Volkslieder oder auch normale Schlager.“ Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“ gehöre ebenso dazu wie „Alt wie ein Baum“ von den Puhdys oder „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ von Peter Alexander. „Aber ich mag auch den Kanon von Mozart sehr.“

Den Concordia-Männerchor in Teschendorf gibt es schon sehr lange – seit 1861. Eigentlich sollte 2021 das 160. Jubiläum gefeiert werden – doch die Coronapandemie machte dem Vorhaben, das jahrelang geplant worden war, einen Strich durch die Rechnung. Die Feier ist im vergangenen Jahr nachgeholt worden.

Auch heute noch ist der Chor fest im Teschendorfer Dorfleben verankert. „Wir treten bei Geburtstagen auf, bei Feiern und auch Beerdigungen.“ Schon zum Jahresbeginn gibt es eine Liste mit den wichtigen Terminen – auch mit den wichtigen runden Geburtstagen im Dorf, bei denen der Chor auftreten könnte – natürlich nur wenn die Jubilare das wollen, was aber wohl meistens auch der Fall ist. „Wir wollen am Leben hier teilhaben. Wir sind präsent.“

Cornelia Jaenicke ist die einzige Frau im Chor – und sie steht vorn, als Leiterin. Sie teilt sich die Aufgabe mit Clemens Fülle-Bormeister. „Ich habe die Leitung des Chores 2006 übernommen“, erinnert sich Cornelia Jaenicke.
„Man hat mich damals angesprochen.“ Wenn man sie während der Probe beobachtet, macht sie ein durchaus strenges Gesicht, aber das ist wohl eher die Konzentration. „Es macht Spaß mit den Männern, sonst wäre ich ja nicht dabei“, sagt sie. „Man muss natürlich auch ein heiteres Gemüt haben, aber die sind hier wirklich gut drauf.“ Es müsse aber auch eine gewisse Spannung da sein. Cornelia Jaenicke sagt, es sei gut, wenn eine Frau den Männerchor leitet – andererseits sollte ein Mann einen Frauenchor leiten.
Als Cornelia Jaenicke neu zum Chor stieß, hat sie ein paar der Lieder aus dem damaligen Repertoire abgesetzt. „Neues Liedgut ist dazugekommen. Wir haben uns gefragt: Welche sollen bleiben, welche nicht.“ Ihr selbst gefallen Lieder wie „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel oder „Crying in the Rain“ von der Band a-ha besonders gut. „Den Wellerman finde ich auch gut.“ Wenn jemand Wünsche habe, gehe der Chor auch darauf ein. Es sei wichtig, dass der Chor auch modernere Lieder singe. „Sonst kommen keine jungen Leute.“

Auch wenn „nur“ 22 Männer aktiv im Chor – was auch nicht so wenig ist – singen, insgesamt hat der Concordia-Verein 75 Mitglieder, und das sind auch nicht nur Männer. Das älteste Chormitglied ist 78, das jüngste 25. Die Männer im Chor kommen hauptsächlich au Teschendorf, aber auch aus Neuendorf, Grüneberg, Zehdenick und Bergsdorf. „Wir sind für alle Orte offen“, sagt der Vereinschef Volker Mydlaszewski.

In diesem Jahr steht noch einiges auf dem Programm des Männerchores. Am 28. Mai gibt es das Pfingstsingen, am 26. August einen Auftritt beim Erntefest, am 23. September bei der 700-Jahr-Feier in Großmutz, am 9. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt – und dazwischen immer wieder private Geburtstagsfeiern.

Bei den Proben am Freitagabend wird meistens auf einen bestimmten Auftritt hingearbeitet. „Wir sind vor allem für das Dorf da“, sagt der Vereinsvorsitzende. Den Männern macht das sichtlich Spaß.


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