Damals, vor 100 Jahren. Deutschland 1923. Ein Land in der Dauerkrise. Das Jahr der Hyperinflation.
Der Historiker Mark Jones beschreibt, was in diesem denkwürdigen Jahr geschehen ist. Er legt dar, welche Ereignisse die Deutschen 1923 beschäftigt haben.
Das Geld verlor immer mehr an Wert. Kostete 1 Dollar im Juli 1914 noch 4,20 Mark, waren es im Juli 1922 schon 493,20 Mark, im August 1923 schon 4.620.455 Mark, und im November 1923 dann 4.200.000.000.000 Mark, also 4,2 Billionen Mark. Ein Laib Brot kostete 420 Milliarden Mark, es mussten ständig neue Geldscheine gedruckt werden. Die Armut stieg rasant.
Gleichzeitig wurde der Rassismus ein immer größeres Problem – der Hass auf Juden spielte schon 1923 eine große Rolle. Juden wurden gejagt und verprügelt. Es war ein Klima der Angst. Es herrschte Gewalt gegen Zivilisten, Putschisten bedrohten Staat und Demokratie.
Die Nazis um Adolf Hitler waren noch nicht führend, aber ihr Einfluss wuchs,
Französische und belgische Truppen besetzten das Ruhrgebiet, sorgen dort für Angst und Schrecken.
Mark Jones erzählt das alles in seinem Buch „1923 – Ein deutsches Trauma“. Er berichtet aber auch, wie Deutschland 1923 aus diesem Tal wieder rauskam, trotz allem blieb die Demokratie stabil – wenn auch nur auf absehbare Zeit.
1923 ist ein extrem spannendes Jahr, und so bietet dieses Buch auch diverse spannende Momente – gerade für die Leser, die in der Geschichte gerade dieses Jahres nicht so bewandert sind. So ist die Erkenntnis, dass Teile von Deutschland auch schon zehn Jahre vor der Machtergreifung ziemlich tief im Nazisumpf steckten, erschreckend. 1923 legte den Nährboden für das, was später kam. Andererseits wird aber auch die Geschichte erzählt, wie Hitler fast erschossen worden wäre – mit der Frage, ob es die Ereignisse von 1933 sonst überhaupt gegeben hätte.
Leider ist der Aufbau des Buches nicht so gelungen. Zwar gibt es Kapitel, die von Januar bis Dezember aufgebaut sind – in den Kapiteln geht es aber eben nicht nur um die betreffenden Monate.
Das Buch hätte etwas mehr Pepp vertragen können, ein paar grafische Elemente, ein wenig Auflockerungen. Nicht inhaltlich gemeint, aber die Geschichte eines Jahres hätte auch eine Art Zeitstrahl vertragen können.
Mark Jones: 1923 – Ein deutsches Trauma
Propyläen, 384 Seiten
6/10
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