Vom Einkauf bis zum Sekteingießen – bei der Frauentagsfeier der Senioren in Klein-Ziethen sind es die Herren, die sich um alles kümmern

MAZ Oberhavel, 10.3.2023

Klein-Ziethen.
„Nimm den Daumen von der Wurscht!“ Auch wenn die Männer noch ein bisschen üben mussten – die Stimmung war am Donnerstagvormittag richtig gut. Normalerweise kümmern sich Gabi Stade und ihre Helferinnen um das Frühstück für die Senioren in Klein-Ziethen. Doch diesmal mussten – oder durften – die Männer ran. Im Gemeinderaum ist der Frauentag nachgefeiert worden.

„Heute wollen wir den Frauentag wirklich echt leben“, sagt Joachim Schulz, der im Seniorenverein auch der Kassiert ist, in seiner kleinen Rede. „Unsere Vorsitzende hat uns zärtlich, aber recht bestimmt auf die Spur gebracht, und wir haben den Hinweis gerne aufgenommen“, sagte er mit einem Schmunzeln zur Idee, dass doch diesmal die Männer die Frauen bedienen könnten. Gut anderthalb Stunden vor Beginn des Frühstücks war er mit Helfern im Gemeinderaum. „Wir haben die Tische zusammengestellt, die Einkäufe verteilt, alles dekoriert“, erzählte er später im Gespräch mit der MAZ. Denn die Männer haben nicht nur alles im Raum vorbereitet und bedient, sondern sie waren vorher auch einkaufen. „Das wäre ja daneben gewesen, wenn die Frauen den Einkauf hätten erledigen müssen.“

Und so ließen sich die Frauen am Donnerstag bedienen – und sie hatten sichtlich Spaß daran. Es sind Geschenke verteilt worden, zuvor bekamen alle Kaffee und – wer wollte – auch ein Glas Sekt. Die Frauen waren sich am Ende einig, dass alles gut geklappt habe: „Prost an die tollen Männer, das habt ihr toll gemacht“, rief eine von ihnen.

„Wir treffen uns hier einmal im Monat“, erzählte Gabi Stade, die Vorsitzende der Seniorengruppe in Neu-Vehlefanz. „Und wir hatten spontan die Frage in den Raum gestellt: Was haltet ihr davon, wenn die Männer uns Frauen bedienen? Dann brauchten wir uns um nichts mehr kümmern, wir haben einfach den Schlüssel abgegeben.“ Das Fazit fällt sehr positiv aus: „Sie haben das toll gemacht. So kenne ich unsere Männer gar nicht. Sonst sind das die, die kommen und sich hinsetzen.“

Am Donnerstagvormittag kamen rund 30 Männer und Frauen zum Frühstück der Senioren. Das Problem, dass die jüngeren Senioren nicht zu diesen Runden kommen wollen, scheint es in Klein-Ziethen nicht so akut zu geben wie in anderen Orten der Region. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren verjüngt“, sagte Gabi Stade. „Die weit über 80-Jährigen kommen nicht mehr, oft auch, weil sie das Laufen nicht mehr schaffen.“ Sie spreche selbst auch immer wieder Leute an, ob sie denn nicht zu der Runde kommen wollen. „Ich bin da sehr engagiert“, sagte sie mit einem Schmunzeln.

Auch Peter Gerlach, der Ortsvorsteher von Neu-Vehlefanz, war bei der Feier. „Ich mag die Geselligkeit hier“, sagte er am Donnerstag. „Man erfährt auch mal was Neues.“ Die Menschen im Ort würden sich kennen, viel geschehe über Mundpropaganda. „Das ist hier eine schöne Truppe geworden.“ Gemeinsam unter anderem mit der Bürgergemeinschaft Klein-Ziethen gebe es verschiedene Feste und Veranstaltungen im Ort. So soll das Dorffest voraussichtlich am 1. Juli stattfinden. Ganz genau stehe der Termin aber noch nicht fest, so Peter Gerlach.

Die Frauentagsfeier rundeten im Verlauf des Vormittags noch die Männer vom Shantychor Kremmen ab. Zu den Liedern ist auch schon mal geschunkelt worden.

Und würden die Männer nun die Frauen auch regelmäßiger beim Frühstück im Gemeinderaum bedienen? Joachim Schulz lächelte und sagte: „Wenn wir das im nächsten Jahr wieder machen sollen, dann spricht nichts dagegen.“