Die erste eigene Praxis: Bötzow bekommt eine neue Hausärztin

Die Falkenseerin Kristin Zöller ist Allgemeinmedizinerin – die Räume neben der Kita an der Veltener Straße sind bereit für den täglichen Betrieb – Vertrag mit Gemeinde unterzeichnet

MAZ Oberhavel, 2.3.2023

Bötzow.
Heute, am Donnerstag, kommen die ersten Testpatienten. Noch sitzt Kristin Zöller sehr entspannt in ihrer neuen Arztpraxis direkt neben der Bötzower Kita „Traumzauberbaum“. Aber eine Grundnervosität ist ihr anzumerken. „Die Patienten wissen, dass eventuell noch nicht alles klappt“, sagt sie. „Wir üben hier die Abläufe, und wir machen erst mal nur Terminsprechstunden.“ Immerhin handele es sich ja um eine komplette Neugründung – ein ganz neuer Anfang. Wer also zur neuen Hausärztin will, braucht vorerst einen Termin. „Ab 13. März haben wir dann auch eine Akutsprechstunde.“

Schon seit Januar konnte Kristin Zöller ihre Räume nutzen und einräumen. Am Dienstag hat sie in der Verwaltung in Eichstädt den Vertrag mit der Gemeinde Oberkrämer unterzeichnet, von der sie die Praxisräume gemietet hat. Zuvor nutzte die Ärztin Claudia Korbmacher die Räume. „Es hat ein bisschen gedauert, die Räume mussten gefüllt werden.“ Sie musste Hard- und Software-Entscheidungen treffen. „Aber jetzt ist alles so weit fertig, und wir werden im praktischen Tun erleben, ob alles funktioniert.“

Es ist Kristin Zöllers erste eigene Praxis. „Ich bin aber schon sehr lange im Gesundheitssystem“, sagt die Fachärztin für Allgemeinmedizin. „Seit ich 16 war. Mein Vater war Apotheker. Dadurch bin ich mit dem Geruch von Medizin groß geworden.“ Mit 14 schon machte sie einerstes Praktikum in einem Militärkrankenhaus, wo der Vater seine Apotheke hatte. Sie hat später im Ausland gearbeitet, „aber auch Hardcore-Medizin im Krankenhaus gemacht. Ich war viel in Praxen, kenne die Abläufe.“ Sie arbeitete in der Inneren Medizin im Spandauer Waldkrankenhaus, war auch in der Intensivmedizin und war in mehreren Praxen in Spandau und Falkensee angestellt.

„Meine Kinder sind jetzt groß, ich bin fertig mit der Facharztausbildung. Ein Kollege wollte mich anstellen, aber die Bedingungen waren ungünstig.“ Eigentlich hatte sie überlegt, eine mobile Hausarztpraxis zu gründen. „Das wäre ein tolles Projekt, das zu mir passt.“ Aber das gehe nicht, weil das als fahrendes Gewerbe gelte und so nicht erlaubt sei. Also sollte es die eigene Praxis sein – und anfangs hatte sie noch in Falkensee gesucht, wo sie auch lebt. Auch Schönwalde-Glien sei in Frage gekommen, eine Immobilie hätte es auch gegeben. „Aber ich wollte nur arbeiten und keine Häuser sanieren.“
Als sie dann durch Bötzow fuhr, hat sie sich gleich in den Ort verliebt. Sie erkundigte sich nach dem freien Raum in der Arztpraxis an der Kita nahe der Veltener Straße. „Kollegen stehen mir mit Rat und Tat zur Seite, ich kann Kollegen anrufen, wenn was ist. Ich habe ja kein Praxismanagement studiert.“ Sie hofft, dass sich die Abläufe in ihrer neuen Praxis bald einpendeln. „Und dass sie sich wirtschaftlich trägt.“ Bei einer Praxisübernahme gäbe es im Vorfeld klare Zahlen. „Die habe ich aber nicht. Aber mein Eindruck ist nicht, dass genügend Hausärzte da sind.“ Sie findet es gut, dass die Gemeinde in Bötzow Engagement gezeigt und diese Praxis ausgebaut habe.

Sie bemüht sich, ganzheitlich auf den Patienten zu schauen. „Ich verstehe mich als Begleiterin“, sagt sie. Es gehe darum die Menschen wieder gesund zu machen, sie zu beraten, zu informieren, sie mit Medizin zu unterstützen. Aber Medizin sei nicht alles, hier und da stehe auch die Suche nach einem möglichen anderen Lifestyle auf dem Plan. „Je älter die Menschen werden, erinnern sie sich daran, was sie für sich selbst tun können.“ Sie habe einen ganz guten Instinkt, was die Menschen ihr erzählen. „Ein gutes Bauchgefühl ist eine gute Ergänzung zur Diagnostik.“ Sie selbst bilde sich auch immer wieder weiter.
„Ich bin Hausärztin, da kann man schon viel machen.“ Aber es sei eben die klassische, typische Hausarztmedizin – Infekte, normale innere Erkrankungen. „Für alles andere gibt es die Fachärzte.“ Was neue moderne, zusätzliche Gerätschaften angehe, müsse sie schauen, wie sich die Praxis wirtschaftlich entwickele.
Den Standort neben der Kita findet sie sehr gut. „Hier kann ich auch ein paar Kinder betreuen.“ Es würden dort Mütter vorbeikommen, es gebe den Parkplatz und den Einkaufsmarkt direkt in der Nähe. „Es ist ein sozialer Treffpunkt, das ist ganz gut gedacht“, so Kristin Zöller.

In der Praxis arbeitet sie gemeinsam mit einer Sprechstundenhilfe. „Wir sind hier zu zweit.“ Eine Kollegin sei abgesprungen, aber sie konnte schnell Ersatz finden. Die Räume sind alles in allem eingerichtet. „Ein paar Feinheiten fehlen noch“, sagt Kristin Zöller. Auch ein paar Bilder sollen noch an die Wand.

Sie freut schon darauf, mit den Menschen in Bötzow zu arbeiten. Eine direkte Eröffnungsfeier sei aber nicht geplant. „Aber wenn es sich gut entwickelt, dann möchte ich einen offenen Tag veranstalten“, sagt sie.


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